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Martin Bayer


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- water and stone -

Also, angefangen hat ja alles damit, dass ich ein Shooting in der Schweiz machen sollte.
Was ja auch toll ist. Da ich mich im Tessin relativ gut auskenne, hab ich das so vorgeschlagen und der Plan war auch eigentlich nicht schlecht.
4 Wochen vor dem eigentlichen Termin bin ich (also Profi macht man das so..haha) hingefahren, um die Locations zu besichtigen und auch um das Hotel klar zu machen.
Der Tag rückt näher und ich verfolge den Wetterbericht mit eeeeetwas Sorge. Regen...Regen und noch mal Regen. Aber der Herr Fotograf beschließt, dass Wetterfrösche generell lügen und dass alles gut wird und dass das shooting stattfindet. Daraufhin reist der Herr Fotograf mit dem ganzen Auto voller Equipment knapp 500km weit in die Berge, wo es...oh wunder....regnet!
Ist aber egal...denkt der Herr Fotograf, am nächsten Tag wird das schon passen.
Der Rest der Crew trifft ein und man verbringt einen lustigen Abend in einem Tessiner Berghotel bei Wein (ich kann übrigens an der Stelle den Merlot empfehlen) und Regen.
Gegen Morgen lässt der Regen (ich hab`s doch gewusst) nach...und während dem Frühstück ist es fast auch trocken um genau am Ende des Frühstücks wieder anzufangen.
An ein shooting ist, auch angesichts der Gefahr durch die rutschigen Steine, nicht zu denken.
Schweren Herzens und leicht beleidigt (weil der Wetterbericht doch recht hatte) wird beschlossen das shooting abzusagen und auf einen anderen Tag zu verlegen.
Weil ich aber nun schon mal da bin und mir am Abend vorher die Stelle schon aufgefallen ist, wollte ich noch genau dieses eine Bild machen. Dazu muß man erwähnen, dass dieses Bild nur bei viel Regen funktioniert, weil der Wasserfall normalerweise nicht so viel Wasser hat.
Wir verabschieden uns also und ich fahre über eine schöne kurvenreiche Strasse das tal hoch bis zu der Stelle. Lass mir viel Zeit (weil mittlerweile hat`s zu regnen aufgehört) und mache in Ruhe genau dieses eine Bild.
Die Wolken werden immer lichter und bei leicht aufkommendem Unmut über das abgebrochene Shooting steige ich in mein Auto um noch ein wenig weiter zu fahren. Beim Anlassen begrüßt mich ein Knall und ein sich unschön anhörendes Geräusch und im Kombiinstrument flackert leise drohend die Batterieleuchte. Interessant...denke ich noch. Ich rolle mutig die ersten Meter und stelle fest...uuups....das Auto hatte doch vorhin noch ne Servolenkung....
Eine erste (voll professionelle) Schadensanalyse meinerseits sagt mir, dass hier wohl der Keilriemen...ich hab schon mal davon gehört....gerissen ist. Ich denke nach: trotzdem heimfahren und ohne Servolenkung über den San Bernardino Pass? Keine ganz tolle Idee....
Werkstatt suchen? Meine italienischen Sprachkenntnisse beschränken sich auf „si“, „no“....na ja und ein paar Sätze, die ich hier aufgrund des Jugendschutzes nicht sagen darf.
Aber was heißt auf italienisch „Werkstatt“, „Auto defekt“ und „Keilriemen“?? In meiner großen Not (haha) fällt mir ein, dass die Dame im Hotel deutsch UND italienisch gesprochen hat. Also fahre ich (OHNE Servolenkung) die schöne kurvige Bergstrasse von vorhin zurück zum Hotel und erkläre der Dame was passiert ist. Sie versteht mich und versucht einen Pannendienst zu erreichen....was Samstag um halb zwölf nicht ganz so einfach ist.
Mittlerweile ist das Wetter gut und die Sonne scheint. Ich setze mich auf die Hotelterrasse und trinke erstmal nen Kaffee....bis der Abschleppdienst da ist, dauerts eh noch.
Der kommt nach ca. 45min auch und stellt sachkundig fest, dass der Keilriemen (ital.: cinghia trapezoidale) gerissen ist....ach?
Leider kann er das aber nicht reparieren und schleppt mich zu ner Werkstatt...die leider längst zu hat und vor Montag geht da auch nix.
Und nu? Das Zauberwort heißt: Mietwagen! Ich kann dem ausschließlich italienisch sprechenden Abschleppwagenfahrer klarmachen was ich will und er verspricht, mich zum nächsten Mietwagencenter zu fahren (ca. 40km entfernt).
Ich sag dem guten Mann, dass alles was in dem Auto an Equipment ist, mit muss.....da guckt er blöd.
Eine gute Stunde später steh ich mit nem ganzen Berg Ausrüstung beim Mietwagencenter und versuche, alles in einem VW Golf unterzukriegen.
Die Sonne brennt, es ist wunderschöner Himmel mit Schäfchenwolken und meine Laune is ungefähr so gut wie die von Jogi Löw nach dem Spiel gegen Spanien.
5 Stunden später bin ich dann zuhause....
Das Ende der Geschichte?
Keilriemen gerissen, Zahnriemen beschädigt, Reparaturkosten knapp 1700€, Mietwagenkosten fast 400€, kein shooting, 2x umsonst ins Tessin gefahren
Aber: dieses Bild.....also wenn das nix is....

oder so:

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Martin Bayer

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