Elke


Premium (Complete), aus dem Süden der Pfalz

Begegnung in Tomar

Tomar ist nicht nur ein schönes "Wohlfühlörtchen", sondern wohl am bekanntesten durch seine gigantische und sehr gut erhaltene Templerburg, die hier angestrahlt hoch über dem Städtchen thront. Mehr davon bei einem nächsten Bild.

Aber aus Tomar habe ich nicht nur die beeindruckende Burg mitgenommen, sondern auch eine Begegnung, von der ich gerne erzählen möchte.

Wir saßen am Abend zuvor - bevor dieses Bild entstand - in einem Restaurant (in dem wir wieder einmal vorzüglich speisten), warteten auf unsere Bestellung, neben uns ein Tisch voller Männer. Sie schauten immer wieder zu uns rüber, lächelten und einer sprach mich dann schließlich an: "Seid ihr auch auf dem Camino"? Ich schaute wohl etwas verdutzt aber dann dämmerte es mir: Auf dem Pilgerweg, meinte er. Wahrscheinlich, weil ich noch meine Wanderhose und Walking-Schuhe von der Burgtour anhatte. Zur Erklärung: Einer der beiden Pilgerwege in Portugal führt durch das Landesinnere und durch Tomar. Und so kamen wir ins Gespräch mit den beiden, die uns am nächsten saßen: Frank aus Sachsen und Claudio, der Italiener, der in Deutschland lebt, waren schon sieben und neun Mal auf dem Jakobsweg. Die Zeit verging wie im Flug und sie erzählten uns von ihren Routen, ihren Erfahrungen, ihren Begegnungen, ihrer Motivation und ja, auch von ihrer Sucht des Pilgerns und nahmen uns auf ihre Reisen mit. Wir haben viel gefragt und sie haben voller Freude geantwortet. Es sei hier erwähnt, dass beide zwischen 25 und 30 km am Tag laufen und dabei die spirituelle und nicht die religiöse Erfahrung im Vordergrund steht.

Die Anderen verabschiedeten sich dann irgendwann, doch Claudio blieb und wollte auch einiges über uns erfahren. Und dann erzählte er wieder - von seinen Emotionen und was ihn antreibe, dass er viel Stress im Job habe, von einschneidenden Ereignissen in seinem Leben, die ihn zur einer anderen Lebenseinstellung verholfen hätten. Er erzählte auch, dass er sehr krank sei, ihn aber nicht der Mut verließe. Dass er auf seinen Strecken am liebsten alleine in seinem Rhythmus laufe, dabei viel weine und es auf ihn befreiend wirke; er auf seinen Pilgerreisen viel Kraft schöpfen könne, um weiter zu machen. Und einige Mal hatte er Tränen in den Augen. Aber auch da hatte er immer das Lächeln im Gesicht.

Claudio hat uns berührt: Durch seine Art des Erzählens, seiner Begeisterung für das Leben und die Menschen. Seiner positiven Ausstrahlung konnte man sich gar nicht entziehen. Am liebsten hätten wir einen Rucksack gepackt und ihn noch ein Stück begleitet. Aber so war eben nicht der Plan. Gedrückt haben wir uns beim Abschied, nicht mehr viel gesagt aber gewusst - an diese Begegnung werden wir noch lange zurück denken ...

Portugalreise - Tomar - Mai 2022

HDR aus vier Aufnahmen (1/5, 1,3, 4.0 und 15 sec)

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Dossier Portugal
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Exif

APN E-M1MarkII
Objectif 8.0-18.0 mm f/2.8-4.0
Ouverture 16
Temps de pose 1.3
Focale 13.0 mm
ISO 640