Jürgen Becker


Free Account, Cochstedt / Hecklingen im Salzlandkreis

Der Lusthaustypus

Das Lustschloss bzw. Palais im Großen Garten in Dresden zum Sonnenuntergang.

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Als ein Frühwerk des Dresdner Barocks gehört das Palais zu den Werken der typisch deutschen Ausformung dieses Baustils, die etwas strenger wirkt als der klassische Barock. Zu den kennzeichnenden Stilelementen zählt die kräftige, kontrastreiche Fassadengliederung mit ihrem üppigen, aber streng geordneten Schmuck. In die Architektur sind einerseits Merkmale des französischen Schlossbaus des 17. Jahrhunderts eingeflossen, die das Palais als Lusthaus-Typus ausweisen – das Schloss Marly-le-Roi bei Paris gilt als eines seiner Vorbilder. Andererseits fanden auch die Formen genuesischer Paläste Eingang in die Stilmischung.

Das dreigeschossige Gebäude weist einen H-förmigen Grundriss auf, da sich auf der Nordost- und Südwestseite zwei vorgezogene Seitenflügel an den Mitteltrakt anschließen. Die Fassadengliederung wird sowohl in der Vertikalen als auch in der Horizontalen betont. Die Fassaden der innenstadt- und teichwärtigen Hauptfronten sind jeweils 13-achsig. Davon entfallen in beiden Fällen je drei auf die beiden hervorstehenden seitlichen Flügelbauten und die restlichen sieben auf den Mitteltrakt. Dessen drei zentrale Achsen wiederum werden beidseitig durch einen Mittelrisaliten betont, der jeweils durch einen Segmentgiebel abgeschlossen wird. Die Seitenfassaden gliedern sich in neun Achsen und werden ebenfalls durch je einen Mittelrisaliten mit geschossweise abgestuften Säulen akzentuiert, der jedoch einen Dreiecksgiebel mit Tympanon aufweist. Die Seitenflügel bilden auf der Stadt- und der Landseite zwei Höfe, die nach einer Seite offen sind. In diese fügen sich doppelläufige und zweimal gewendete Freitreppen ein, die ins erste Obergeschoss führen.

Die Fassaden sind reich mit plastischem Schmuck verziert, darunter Festons, Friese, Vasen, Pilaster, Kapitelle und Reliefs. Büsten von zwölf Cäsaren und vier Kaiserinnen schmücken das Äußere des Gebäudes. In mehreren Fassadennischen befinden sich unter anderem vier überlebensgroße Sandstein-Skulpturen zum Urteil des Paris, die ebenso wie die Gestaltung der Portale wahrscheinlich auf George Heermann zurückgehen. An der Ausschmückung der Fassade waren außerdem Marcus Conrad Dietze, Abraham Conrad Buchau sowie die Brüder Jeremias und Conrad Max Süßner beteiligt.


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