Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Protest in Los Angeles

Am Abend des 29. April 1992 landete ich in Los Angeles. Ich floh für ein paar Wochen aus Ruanda, wo wir damals lebten und wo schon länger eine nächtliche Ausgangssperre galt. Ich wollte mal in die freieste aller Welten. Und da sah ich beim Landeanflug auf Los Angeles großflächige Feuer brennen, ganze Straßenzüge standen in Flammen. Nach der Landung wurden wir darüber informiert, dass eine Ausgangssperre in der Stadt verhängt wurde. Ich wurde mit den anderen Fluggästen in ein nahegelegenes Hotel gebracht. Das war's also, aus der Ausgangssperre in die Ausgangssperre.

Was war geschehen? An diesem Tag meiner Landung entluden sich die Empörung und der Hass der afroamerikanischen Bevölkerung. An diesem Tag wurden vier Polizisten freigesprochen, die im März 1991 mit ihren Schlagstöcken über 50 Mal auf Rodney King einschlugen, als dieser nach einer wilden Verfolgungsjagd durch Los Angeles schon am Boden lag und keinen Widerstand mehr leisten konnte. Die Szene wurde aus einer nahegelegenen Wohnung gefilmt und an einen Fernsehsender weitergegeben und dort veröffentlicht. Am 29. April 1992 sprach das fast ausschließlich mit Weißen besetzte Geschworenengericht die vier Polizisten frei. Danach flogen innerhalb kürzester Zeit Steine, Geschäfte wurden geplündert, Autofahrer angegriffen und ganze Häuserzeilen abgebrannt.
Im Zuge der Rassenunruhen wurden in den folgenden Tagen 53 Menschen getötet, mehrere Tausend Menschen wurden verletzt, es entstand ein Sachschaden in Milliardenhöhe. Über 800 Gebäude wurden niedergebrannt.

Scan vom Dia

Commentaire 0