Gerhard Körsgen


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Aufnahme 29.12.2017, Casa Körsgen.

Heutzutage, in digitalen Zeiten, machen sich immer mehr Leute immer weniger Gedanken darum was es früher bedeutete ein Foto zu machen.
Insbesondere der Prozess bis man es jemandem zeigen konnte.
Angefangen habe ich analog mit eigenem Fotolabor. So hart mir diese Anfänge aus heutiger Sicht erscheinen möchte ich doch die gemachten Erfahrungen nicht missen, sie waren in vielerlei Hinsicht prägend. Man war demütiger gegenüber dem Foto.
Wäre ich 20 Jahre jünger hätte ich wahrscheinlich gleich digital angefangen.
Möglicherweise würde ich dann, wie so viele hier in der fc, ein Foto nur als "Ausgangsmaterial" sehen aus dem man "was machen kann".
Heutzutage arbeite ich "voll digital" aber ich bleibe wohl zeitlebens "analog geerdet", fotografisch.

Ja: -decisive moment,
-straight photography,
-dokumentarisch,
-gefühlsecht,
-der Look bestimmter Filme,
-der Charme des Unperfekten,
-Bildbearbeitung wie im analogen Labor.

Nein: -Composing,
-übertriebenes HDR&Tonemapping,
-generell von digitaler nachträglicher Bildbearbeitung dominierte Bilder,
-sterile und kalt-perfektionistische Bilder,
-rein technische Fingerübungen,
-sich selbst ewig rezitierender Emo-Core.

Foto erstellt zum Fight-Club-Thema

Wenn ich 20 Jahre jünger wäre
Wenn ich 20 Jahre jünger wäre
Fight-Club

Commentaire 76

  • Toni Toth 03/01/2018 18:50

    Der Anteil des Fotografen am fertigen Bild war früher größer.Also war die ganze Sache befriedigender.
  • Petra Lubitz 02/01/2018 12:55

    Es ist für mich zu kurz gegriffen, die analoge Fotografie von der Bildbearbeitung und -manipulation zu trennen; man denke nur an die Bildmanipulationen zu Stalins Zeiten. Damals wie heute sind für die einen das Foto aus dem Kasten Ausgangsmaterial und für die anderen Endprodukt.
    Gruß Petra
    • Gerhard Körsgen 03/01/2018 19:00

      Stimmt einerseits was Du schreibst, nur heute sind die "einen" in der großen Mehrheit - der Fotografie an sich nutzt das aber nichts, denn wenn es um diese geht sollte das weitgehend "pur" sein. Klar, ganz pur gibt es oder macht kaum einer mehr. Aber z.B. aus Fotos halbe bis ganze "Gemälde" zu kreieren wird einfach dem Medium nicht gerecht.
      Ein Foto IST nun mal KEIN Gemälde.
      Es zeigt einen Zeit-Ausschnitt.
    • MAXIMVS 28/01/2018 1:29

      "Ein Foto IST nun mal KEIN Gemälde." - Das ist die ewige Wahrheit. Aber viele Fotografen haben diese einfache Wahrheit leider schon vergessen.
  • lophoto 02/01/2018 9:07

    Die gute alte Zeit nicht aus den Augen verlieren und es sich selbst nicht zu bequem machen ist das Motto. 1/3 meiner Arbeiten sind auch heute noch Analog inklusive Entwicklung mit der Dose und Abzüge. Nur an Material kommt man schlecht dran.......irgendwann wohl gar nicht mehr.
  • ewigsorgenfreiekuckucksuhr 01/01/2018 18:15

    Es existieren ja viele Möglichkeiten ein Teil des Sichtbaren (und erst mal nicht Gesehenem) in eine Form zu bringen. Fotografie, Malerei, Gesang, Schrift, Tanz usw...
    Wenn ich jedoch analoge Fotografie offensichtlich nicht als Instrument sondern als Stilmittel verwende lenkt das vom Wesentlichen ab: Dem Foto. (Ich will gerade mal die sterilen kalten Fotos retten)
    Erklärung meinerseits: Wenn ich in einer Pizzeria sitze und auf der Speisekarte mein Essen auswähle so passiert folgendes (vereinfacht gesagt): Ich schaue auf die Buchstaben und erkenne beim dekodieren der Zeichen dessen Bedeutung. Es geht dann sogar soweit das ich mir das Ereignis im vor hinein auf eine Art und Weise vorstelle das ich das zu Erlebende als beinahe real empfinde. Also meine Erfahrung, meine Vorstellung und die Fähigkeit Zeichen und Symbole zu dekodieren versetzt mich in die Lage eine Pizza auszuwählen. Ob nun die Speisekarte handschriftlich oder schreibmaschinengeschrieben ist mindert meine Fähigkeit nicht. Es beeinflusst vielleicht meine Einstellung zur Peripherie des Ereignisses. Verweist aber eben die Speisekarte durch ihre Handschrift (Und damit anders sein) auf diesen Umstand so ändert sich die dann bestellte Pizza nicht. Aber meine Einstellung zu ihr.
    Ach so, Deine Kontaktabzüge finde ich sehr ansprechend:)


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    • Gerhard Körsgen 01/01/2018 18:31

      Ja. Aber, um es abzukürzen: Mir "schmecken" sowohl digitale als auch analoge Aufnahmen gleichermaßen. Ich trauere lediglich einer gewissen Art von Handwerklichkeit hinterher die ich früher im rein analogen eher gesehen habe. Man erarbeitete sich seine eigenen Looks akribischer. Heute ist es wesentlich leichter "professionell" auszusehen, app oder Nik-Filter drüber, fertig. Die Oberfläche ist somit öfter stimmig oder gar ansprechend, die Tiefe dahinter gibt es aber nicht mehr. Oder eben weniger. Das meine ich.
  • verocain 01/01/2018 12:33

    Dem Thema so gerecht...

    LG V.
  • Lumiguel56 31/12/2017 18:27

    Boah, was für eine Masse an Kommentaren. Mir scheint, Du hast mit der Thematik in eine gut gefüllte Blase hineingestochen. Gefällt mir, wenn so vehement diskutiert wird. Ich kann gut verstehen, was Du in Bezug zur Analogfotografie schreibst. Und Dir ist ja ohnehin klar, dass die analogen Zeiten nicht wieder zurück kommen und letztlich im Digitalen auch sehr viele neue Möglichkeiten stecken. Vielleicht bin ich allerdings etwas weniger traditionalistisch unterwegs als Du. Mich erfreuen die Möglichkeiten der Bildbearbeitung, ich liebe das Experiment. Ich glaube nicht, dass Fotos "die Wirklichkeit" zeigen, sondern das wiedergeben, was der Fotograf zeigen will. Alles ist erlaubt, wenn es einer künstlerischen Aussage dient.
    Gleichzeitig missfällt mir aber auch alles, was zum Stereotyp wird, wo ich das Gefühl habe, das ist ausschließlich gewollt, ist irgendwie nicht "echt", sondern eine Masche. Das hat nicht direkt mit Bildbearbeitung zu tun, sondern wie mit Bildbearbeitung umgegangen wird. Also, wir sind mit Sicherheit nicht ganz auf einer Wellenlänge, aber das wäre wohl auch zuviel verlangt. Jeder hat ja seine eigenen Vorlieben und Aversionen und das ist gut so.
  • Bär Tig 31/12/2017 18:08

    Gelernt ist gelernt. Und digital ist auch nur ein Medium, so wie es Film war. Ich wette, die gleichen Gedanken sind hoch gekommen, als damals der erste Farbfilm heraus gekommen war und Schwarzweiß plötzlich von Gestern war ...
    • Gerhard Körsgen 31/12/2017 18:34

      Oh ja, das kann natürlich sein, ich bin mir sogar relativ sicher das WIRD so gewesen sein. Und natürlich wurden die Skeptiker eines Besseren belehrt.
      Aber um wieder den Spin in die Jetztzeit zu bekommen: es gibt ja zum Glück den Trend zum Fotobuch...DAS ist nämlich auch eine Seite der Medaille: Das Betrachten der Fotos auf Papier. SEhr viele der "zeitlos" gültigen Abhandlungen über Photographie von Susan Sontag und anderen zielen auf die Betrachtung der Bilder auf Papier, NICHT auf beleuchteten Screens. Ein himmelweiter haptischer Unterschied ! Den man als "analoger" stärker empfindet weil damit aufgewachsen.
      LG.
  • Gerhard Körsgen 31/12/2017 13:33

    Hier nochmal für alle das Elliott Erwitt - Interview welches Toni sicherlich meinte (interessant !): https://www.youtube.com/watch?v=wh5p5Sx5qZg
  • Toni Toth 31/12/2017 11:18

    Wenn ich könnte,würde ich hier ein you tube video verlinken.
    Elliott Erwitt Interview 5:04........vielleicht ist ein anderer so nett?
  • Walther von der Ougenweide 31/12/2017 10:41

    Ich freue mich, mit ganz wenig Aufwand ganz gute Bilder machen zu können. Ich betrachte meine vielen Ordner mit Kontaktabzügen und Negativstreifen in Pergaminhüllen nicht mit Wehmut sondern bin erleichtert. Meinen Durst habe ich schon lange verschenkt, lediglich die Entwicklerdosen für Film liegen noch ganz hinten im Schrank.
    Dein Bild ist eine schöne Reminiszens an unsere Jugend.
  • Michael T. Kleine 31/12/2017 9:53

    So ist es. Ich habe damals auch noch selbst analog entwickelt, in meinem kleinen Labor im Keller :-)
    VG, Michael
  • Norbert Borowy 31/12/2017 7:51

    Ich habe mich lange Zeit dagegen gesträubt, eine digitale Kamera zu kaufen. Heute glaube ich, dass es falsch war.
  • rm48 31/12/2017 6:59

    Ich erinnere mich auch, ähnlich wie Du. Aber ich sehne die Zeit nicht zurück und möchte mich nicht wieder so einschränken. Heute haben wir einfach viel mehr gestalterische Möglichkeiten. Ich empfinde das als große Bereicherung. Auf in die Zukunft, guten Rutsch! Reinhard
  • _visual_notes_ 30/12/2017 23:17

    "... ein Foto nur als 'Ausgangsmaterial' sehen aus dem man "was machen kann ..."
    Pfui.
    Sowas sollte man nicht "Fotografie" nennen, so wie die Erzeugung irgendwelcher Töne mit irgendwelchen Maschinen ja auch nicht zwangsläufig "Musik" ist.

    Guten Rutsch und alles Gute für 2018.