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Der Schlüssel mit Geschichte

Der Schlüssel mit Geschichte

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Arthur Baumgartner


Premium (Pro), westlich von Solothurn

Der Schlüssel mit Geschichte

… im Städtchen Wiedlisbach. Auf dem Balken über dem Erdgeschoss ist zu lesen:
"Im Schlüssel git's guet Spys und Wy, drum chehrt scho dr Cheiser Joseph i - 1777" (Joseph II, Römisch-deutscher Kaiser, übernachtete während einer Reise in diesem Gasthaus) und " Hie im Schlüssel hei vor Johre, d'Grafe vo Kyburg sich verschwore" (Hans Roth).

1382 erwies Hans Roth von Rumisberg der Stadt Solothurn einen grossen Dienst.
Auf Schloss Bipp regierte ein junger Graf, Rudolf von Kyburg. Er war verschuldet und sann daher darüber nach, wie er die reiche Stadt Solothurn einnehmen könnte.
Mit einigen Kameraden beriet er sich über einen möglichen Überfall. Hans von Stein, wohnhaft an der Ringmauer in Solothurn, wollte ihm behilflich sein, indem er in der Nacht Strickleitern über die Stadtmauern hinunterlassen würde. Am Abend vor Sankt Martinstag war es soweit. Im Gasthof «Schlüssel» in Wiedlisbach besprachen die Verbündeten Einzelheiten, achteten aber nicht darauf, dass hinter dem Kachelofen ein Bauer hockte, Hans Roth aus Rumisberg, der von der Verschwörung hörte. Plötzlich wurde er entdeckt und man wollte ihn sogleich erstechen.
Hans Roth musste schwören, dass er keiner lebendigen Seele davon erzählen würde. Darauf liessen sie ihn springen. Er wollte es wagen, die Solothurner zu warnen. Da frisch gefallener Schnee lag, zog er seine Schuhe verkehrt herum an. So schien es, als sei einer von Solothurn nach Wiedlisbach gegangen. Um Mitternacht gelangte er vors verriegelte Baseltor; einem Wächter durfte er nicht rufen, sonst hätte er seinen Schwur gebrochen. Darum wandte er sich an die Steinfigur, dem Stadtpatron, am Tor: "Du heiliger St. Urs, höre! Die Kyburger kommen, sie wollen die Stadt überfallen. Von Wiedlisbach her sind sie schon unterwegs!"
Der Torwächter hörte die laute Rede, schlug Alarm, ganz Solothurn erwachte und bewaffnete alle Türme, Tore und Wehrgänge. Die Kyburger vernahmen bereits vor den Toren der Stadt das Sturmgeläute und merkten, dass sie verraten worden waren. Wütend zündeten sie vor der Stadt Bauernhäuser an; ein Stosstrupp der Solothurner jagte die Frevler in die Flucht.
Der brave Hans Roth von Rumisberg aber, welcher sein eigenes
Leben aufs Spiel gesetzt hatte, kam zu hohen Ehren. Zum Dank schenkte ihm die Stadt ein Kleid in den Standesfarben rot und weiss; zudem erhielt er einen Ehrensold.
Noch heute wird der Älteste seiner Nachkommen mit dem Ehrenkleid, zu Feierlichkeiten der Stadt und des Kantons Solothurn, eingeladen.


















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