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Ein letzter Blick ...

... und letzter Gruß

Herz, wer kann es fassen?
Letzter Seufzer, letzter Kuß, Und dann dich verlassen;
Lassen dich aus diesem Arm, Der dich oft umfangen
In der Mainacht lind und warm, Da die Knospen sprangen!

Lassen dich von dieser Brust, Die mit heißen Schlägen
In unendlich süßer Lust Deiner schlug entgegen;
Aus dem Auge lassen dich, Sonne mir und Leben,
Und in finstre Ferne mich Freudelos begeben!

Aber aus der Seele, nein, Nicht aus meinem Herzen!
Das ist Balsam in der Pein, Das ist Trost in Schmerzen;
Daß, wie auch die Tage sich Rasch und wechselnd treiben,
Ewig dennoch du und ich, Ewig wir uns bleiben.

Können meine Arme sich Nicht mehr um dich ranken,
Halten doch umklammert dich Sehnende Gedanken!
Und dem Aug' entschwunden zwar, Glänzt doch alle Stunde
Mir dein Bildniß hell und klar In der Seele Grunde. –

Letzter Blick und letzter Gruß, Herz, wer wollte weinen!?
Einen Blick noch, einen Kuß Und noch einmal einen;
Bleibst du mir und bleib' ich dir, O, so ist's kein Leiden,
Bleib' ich dir und bleibst du mir, O so ist's kein Scheiden!

© Robert Eduard Prutz

Ein letzter Blick ...   II
Ein letzter Blick ... II
bb foto


http://www.youtube.com/watch?v=GjBrRgrtIfc

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