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Ich bin doch auch nur ein Traumtänzer, der zwischen der Erde und den Sternen balanciert

Ich bin doch auch nur ein Traumtänzer, der zwischen der Erde und den Sternen balanciert

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Ich bin doch auch nur ein Traumtänzer, der zwischen der Erde und den Sternen balanciert

oder „Manchmal fühle ich mich wie ein Außerirdischer...“


Irgendwann, eines Tages, bin ich einfach losgegangen, raus aus der Stadt, raus aus all dem Chaos, rein in ein großes wunderbar grünes Feld.
Hier und da traf ich Leute, und wir erzählten - wie schlecht die Welt doch sei und das es hier viel schöner ist. Ich hörte ihnen gespannt zu und ging ein Stück mit ihnen, wir trafen immer wieder auf andere Menschen, und auch sie gingen mit. Nach und nach, wir waren mittlerweile in den Bergen, kannte ich all ihre Geschichten, und ich hörte immer weniger zu.
Ich wollte weiter gehen, zur Bergspitze, neue Geschichten hören, andere Menschen finden, die diesen Weg vielleicht schon gegangen waren. Doch irgendwann drehte ich mich und, und sah: niemanden.

Bin ich denn wirklich schon so weit weg von all dem?
Oder mache ich mir nur zu viele Gedanken?
Übertreibe ich vielleicht mal wieder alles?

Während ich nachdachte und verdutzt umherguckte, kam eine weise alte Bergziege zu mir. Sie ermutigte mich weiter zu gehen. Ich vertraute ihr, denn sie wohnte schon sehr lange auf dem Berg und wusste viel über ihn zu berichten. Mit einer einzigartigen Faszination lauschte ich ihren Geschichten während wir den Berg hochwanderten. Doch eines Tages sagte sie, sie müsse zu ihrer Herde zurück und für mich wäre das auch das beste.
Aber - ich entschied mich anders.
Ich wollte Seiltänzer werden.


Eine Zeit lang stand ich ziemlich sicher auf dem Seil, das meinen Berg mit dem Traumland verband. Ich ging nach vorne, mit langsamen, aber dennoch festen Schritten. Es war aufregend, ein wahrer Nervenkitzel. Besser als jeder Film. Die Gedanken und Visionen sprudelten nur so hervor.

Ich blieb ziemlich lange dort und ab und zu war ich etwas einsam. Ich wünschte mir, die Menschen würden mich hier oben besuchen kommen, um mit mir durch den Himmel zu tauchen. Dann würde ich ihnen meine Gedanken und Träume zeigen können.
Aber sie waren sie und ich war ich. Sie schafften es nicht hoch zu kommen, oder sie hatten einfach keine Lust. Manchmal schauten sie vorbei und winkten hoch. Riefen nach mir. Einige meinten, ich solle doch wieder runter kommen. Aber ich wollte bleiben wo ich war, es gefiel mir hier sehr gut. Also ermutigte ich sie, zu mir zu kommen, bat ihnen meine Hilfe an. Aber einige von ihnen hatten es noch nicht mal hoch auf den Berg geschafft.
Und so geriet ich ins wanken, erst nur ein bisschen. Nur ein kleiner Windstoß. Und dann noch einer und noch einer. Schließlich wurde es so stürmig, dass ich Angst davor hatte herunter zu fallen.

War ich nicht achtsam genug?
Oder haben andere an meinen Stützen gerüttelt?
Habe ich mich zu weit vorgewagt?
Oder habe ich etwas vergessen?

Ich dachte an meine Freunde und meine Familie, an alle die ich zurückgelassen hatte. Der erste Gedanke der mir dabei kam war: Ich liebe sie.
Aber dann dachte ich, dass sie mich manchmal nicht verstehen, oder, dass sie gar nicht wissen, wer ich wirklich bin.
Ich versuche mich durch meine Gedanken, Troyme und Taten zu definieren, aber können sie die überhaupt richtig interpretieren? Kann ich ihnen das erklären?

Und bei all diesen Gedanken verlor ich mein Gleichgewicht noch mehr und ich sah keine Chance mehr mich wieder zu fangen. Irgendetwas musste hier grundsätzlich falsch sein. Irgendetwas fehlte...

Nach einer ganzen Weile hatte ich eine Idee.
Vielleicht sollte ich herunter steigen, abtauchen in die Massen, auf der Suche nach jenen, die ich zurückgelassen habe. Nach Allen, die noch immer auf der Suche nach den Bergen sind. Und die, die ihren eigenen Berg gefunden haben. Dann sollte ich auch nach denen suchen, die wie ich ins wanken geraten sind. Und ich würde nach jenen suchen, die schon weiter gegangen waren als ich.
Ich würde zu ihnen laufen und voller Faszination ihren Geschichten lauschen, um zu erfahren wer sie sind und warum. Und ich würde ihnen von meinem Abenteuer erzählen, das mich zu dem gemacht hat der ich bin.

Es sind die, die mich vermissen, die ich vermisse.
Die ich liebe und die mich lieben.

Und so ziehe ich heute durch die Welt und suche nach einem Menschen, der mich mit auf eine Reise zu seinem Berg und durch seine Troyme nimmt - der mir alle seine Wunder zeigt. Und wenn dieser Mensch auch meinen Berg und meine Troyme kennen würde, würden wir einen neuen Berg suchen, mit dem wir unsere beiden Berge verbinden könnten. Wir würden gemeinsam durch die Hügel und Felder laufen und alles erforschen. All die Pflanzen und Tiere und Gerüche, Farben, Gefühle, Träume und Gedanken, die andere hier vergessen oder noch nie entdeckt haben. Nach und nach würden wir von einem Berg zum anderen balancieren, neue Seile spannen, sogar bis hinunter ins Tal und dann würden wir all unsere Freunde einladen, und die würden ihren Freunden neue Seile spannen, bis wir uns so sehr aneinander festhalten könnten, dass uns nicht mal mehr ein Orkan von unserem Weg ins Traumland abhalten würde.


Weil wir so sind wie wir sind.
Und gemeinsam sind wir mehr.

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