Dan Am


Premium (World), vom selben Stern

Licht und Schatten der Dr.Ingrid Wengler...

...könnte der Titel der unendlichen Geschichte des ehemaligen Fahrgastschiffes sein.
Die begann Anfang der 90er-Jahre, als sich abzeichnete, dass auf den wieder frei zugänglichen Gewässern im Osten touristische Schifffahrt ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein würde.
Der Berliner Physiker Günther van de Lücht ergriff die Chance, rüstete das 1959 in Holland gebaute Frachtschiff mit viel Mahagoniholz und Messing zum kleinen aber luxuriösen Passagierschiff mit Schlafkabinen aus und begann mit dem Betrieb.
Fotos zeugen von dieser Zeit erster Erfolge: Schiff vor Loreley, Schiff vor Schweriner Schloss, Schiff vor Schleuse Voßwinkel. Doch hier stieß das junge Unternehmen im wahrsten Sinne auf alte DDR-Verhältnisse: kaputte Schleusenkammern ließen die Durchfahrt nicht zu. Nach einigen ähnlichen Vorkommnissen, in deren Folge van de Lücht die Reisekosten erstatten musste, fiel sein Finanzierungskonzept ins Wasser. Die Bank nahm das Schiff in Beschlag, es lag einige Jahre an der Südspitze der Insel Stralau und der Eigner wohnte darauf.
Bis das Wasser- und Schiffahrtsamt (WSA) 1996 die „Dr. Ingrid Wengler“ in den Osthafen schleppen ließ. Weil das Schiff in Stralau eine öffentliche Anlegestelle blockiert habe, sagt das WSA. Alles nicht wahr, erwidert van de Lücht, er vermutet alte DDR-Kader in dem Amt hinter der Aktion. Sein Groll auf das Amt sitzt tief, denn nach dem Zwangsumzug des Schiffs, das dann keine Strom- und Wasseranschlüsse mehr hatte, platzte in einer Frostnacht ein Schlauch, Wasser zerstörte das Innenleben, das Schiff sackte ab.
– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/24931100 ©2017

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