Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Meine Begegnung mit Elmar Gunsch in Remscheid

Elmar Gunsch 14. Januar 1931 - 3. Januar 2013


"Denkerschmette Remscheid August 2002. Ich schrieb damals in mein Reisetagebuch.

" ... Bis es dazu kommt nimmt der Brummbass des wetterkartenmenschenlnden Elmar Gunsch den Raum ein. Das Volumen wird gepflegt mit Rotwein, ein bis oben geschlossenes Hemd verziert den edlen Wanst. Ich versuche möglichst unauffällig beim bestellen meines zweiten Glases Wassers meine Hand dem Manne zu reichen.

„Gunsch!“, sagt er mit warmen Händedruck, verneigt sich kurz.

„Matthias von Schramm!“, sage ich.

„Aha – einer der Herausgeber!“, sagt er und lächelt weinselig. Ich bestelle mein Glas Wasser und stehle mich aus dieser Situation gleich wieder, bevor sie peinlich werden könnte.

Ich begrüße meine alte Freundin Barbara. Leider fährt der letzte Bus gegen zehn, den sie wieder nehmen muss. Aber es wird reichen der Veranstaltung beizuwohnen. Schorsch hält mittlerweile unaufdringlich seine Kamera bereit, Fotos werden aber auch von Nicoles Vater gemacht. Kein Problem, denke ich. Wir nehmen für die Lesung Platz. Ich betrete den Raum, Applaus der jungen und alteingesessenen Remscheider beginnt den vollen Raum akustisch zu füllen. Dann merke ich, Elmar Gunsch folgt mir, abwiegelnd, dass er nur ein kleiner Teil des Projektes ist. Wir nehmen Platz, lächeln uns kurz an, eine überschaubare Meute von Reportern (es können zwei gewesen sein) nehmen Herrn Gunsch mit ihren Kameramonstern in Beschuss.

Die junge Pianistin Lisa Schulz übernimmt die musikalische Begleitung. Sie wird das außergewöhnlich beeindruckend tun, teilweise unterstützt von ihrem kleinen Bruder – ein echter Vierhänder dann.

Der Bass neben mir mit seinem Rotweinglas sendet zunehmend Ruhesignale. Ein Mann mit Statur. Ähnlich wie einst Omar Cajjam. Einen Verhaspler habe ich in meinem Text, danach kühlt der Körper ein wenig ab. Applaus ordentlich.

Höhepunkt gewiss aber mein Lieblingstext der Buches „Tannen und Käuze!“ Toll das ein Achim Friker kurz nach dem 11.9. zu Satire in der Lage war. Ich beneide diese Leistung schon ein wenig, da sie prinzipiell mein Genre berührt.

Die Begeisterung über einen gelungenen Abend macht sich allenthalben breit. Nicole erntet per Blumengebinde den Dank von uns anderen Herausgebern für ihre Hartnäckigkeit. Angela Wagner betont eindringlich was alle denken: „Ohne Nicole hätte es „Gedanken im Sturm“ nie gegeben.“ Im Gegenteil, es hätte unsensibel „Trotz dem Terror“ oder ähnlich geheißen und wäre kein Buch geworden. Wir geben uns gegenseitig Autogramme in die Autorenexemplare, ernten solche von Elmar Gunsch. Er muss dann los, Richtung Herford. Zum Abschied sage ich ihm, wie sehr er mir die Ruhe gegeben hat. Er setzt seine warme Pranke väterlich auf meinen Oberarm und sagt: „Sie waren nervös? Hab ich gar nicht gemerkt – machen sie es gut mein Lieber! ...“

Foto: Schorsch Rikken

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