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Lana 1


Premium (Pro), Schwarzwald

Rückblick

Es ging ihr wie allen anderen Menschen auch. Zuerst hatte sie gedacht, es ginge sie nichts an- weit weg war es, fast am anderen Ende der Welt. Doch dann war es da-das Ungemach und begann auch ihr Leben zu bestimmen.
Überall in den Nachrichten sprachen sie davon und wenn sie das Fenster öffnete, hörte sie auch die vorübergehenden Menschen davon reden.
Dann rief ihre Tochter an, sie werde in weiterer Zukunft ihre Enkelin nicht mehr sehen können, denn sie gehöre mit ihren 81 Jahren zur Risikogruppe. Sie hatte den Verdacht, dass dies ihrer Tochter sehr entgegenkam, denn ihr Verhältnis war schon immer angespannt gewesen. Immerhin versprach die Tochter, ihr die Einkäufe zu machen und ihr vor die Tür zu stellen. Doch die Enkeltochter nicht sehen zu dürfen brach ihr fast das Herz- sie war ihr ganzer einziger Lebensinhalt.
So vergingen 8 Wochen, jeder Tag war wie der andere und sie hatte das Gefühl, ihr Lebenslicht würde bald vom Wachs erstickt.
Manchmal öffnete sie ihr Fenster, legte ein Kissen unter ihre Arme und schaute hinaus. Sie schämte sich für ihr Verhalten, denn sie fand, so etwas tue man nicht. Doch sonst würde sie jeden Kontakt nach draußen verlieren. Manchmal kam unten die Nachbarin mit ihrem kleinen Hund vorbei und wechselte mit ihr ein paar Worte. Dafür war sie dankbar, denn sie hatte es schon früh gelernt, sich mit Wenigem zu begnügen.
Und dann läutetet das Telefon und ohne auf die Nummer zu schauen, sagte sie "Hallo". Sie hatte es sich abgewöhnt, sich mit ihrem Namen zu melden- man hörte genug von Überfällen auf alte Leute. Doch es war ihre Tochter "Sie haben die Beschränkungen gelockert, morgen kommen wir. Lena freut sich schon" Sie konnte zunächst gar nicht reagieren, doch dann sagte sie einfach "gut". Und über ihr Gesicht flog ein leiser Schimmer der Hoffnung, der jedoch nur für jene erkennbar gewesen wäre, die sie schon lange kannten. Andere hätten gesagt, ihr Gesicht sah aus wie immer.
Morgen...…...
Spiegelungen im Neckar

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