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Ka Ho


Free Account, Edendorf

Spinnen Spinnen?

Grrrrmbl....erst brannte halb Uelzen ab, dann wurde alles zerschossen
und nun werde ich auch noch geblendet.
Habt ihr Fotografen überhaupt eine Vorstellung davon wie es ist, wenn man Zeit seines
Lebens in der Dunkelheit verbringt, unvermittelt in die Augen geblitzt zu werden?
Euch scheint wirklich alles egal zu sein wenn es um das Foto des Jahrhundert geht.
Nein ich spinne nicht (na gut, ich spinne im übertragenen Sinne täglich) wenn
ich behaupte an einem Ort zu leben, an dem schon meine Ururururururururururururururururururururururururururururururururgrossväter lebten.
Genauer gesagt handelt es sich um die Propstei Uelzen.
1297 erbaut, bezog der Begründer meiner Familie, Hermann von Netzspinner,
dieses Domiziel mit der Absicht. in Ruhe und Frieden seine Familie gottesfürchtig zu erziehen.
Kaum waren Ur-, Urur- und Urururenkel geboren ging der Lärm los.
Die Propstei wurde 1420 mit einem Treppengiebel versehen.
Monatelanger Baulärm...
1593 kam die spitzgiebelige Fassade hinzu.
Wieder Krach ohne Ende...
1646 wütete eine Feuersbrunst in Uelzen bei der, neben der Propstei viele schöne Häuser
zerstört wurden...hust.
Und noch mehr Krach beim Wiederaufbau...
Kaum erholt folgte der nächste Schock für meine Urahnen.
1945 haben sich hier, direkt vor den Augen meiner Urururururururgrosseltern,
Amerikaner und Deutsche bekämpft, ohne Rücksicht auf unser Zuhause.
Es gab viele Menschen die unmögliches möglich machten und alles bis 1949 wieder aufbauten.
Doch eines konnten sie nicht wieder gut machen, die nun chronischen,
vererblichen Kopfschmerzen aller folgenden Generationen.

Am 5. Juni kam ich zur Welt.
Das erste an das ich mich erinnere waren diese heftigen Kopfschmerzen die mich bis heute quälen.
Ich wurde mit den Aufzeichnungen meiner Urahen vertraut gemacht.
Neben den geschichtlichen Aufzeichnungen fanden sich auch viele Namen
weiterer Fadenspinner wie z.B. den Pröpsten, Pastoren, Stadtvätern und, und, und.

Nur eines konnte ich bei meiner Recherche nicht finden:
Das Geheimnis um diese im Ziegel eingeritzte Zeichnung.
Alles was ich in Erfahrung bringen konnte ist, dass die Zeichnung bereits vor dem Brennen
der Ziegel um 1295 eingebracht wurde.
Warum und was die Zeichnung bedeutet wurde leider nicht überliefert.

Shitt...noch son Blitz.
Der völlig verblödete Fotograf macht ein Bild nach dem anderen.
Ich war immer in dem Glauben meine Urahen hätten an dieser Mauer einen Ort gewählt,
der für alle Zeiten unentdeckt bleiben würde.
Hinter Efeuranken verborgen, im Schatten der St. Marien-Kirche und der Propstei hat
dieser Ort alles unbeschadet überstanden...bis er kam, der rücksichtslose Fotograf.

Wie auch immer, nun liegt es an Euch meiner Geschichte glauben zu schenken.
Aber seid gewarnt, wenn hier einer alle Fäden in der Hand hat, dann ich!

Mit Gottes Segen
Eure Isabelle von Netzspinner

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