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Rainer Rottländer


Premium (World), Schöneck

Springkraut-Blüte

bei uns am Bach und an den Zuläufen.
Dieses Kraut macht seinem Namen alle Ehre. „Impatiens glandulifera“, wie es auf Lateinisch heißt, ist ein echter Springinsfeld. Es stammt vom Himalaya und ist inzwischen bis in den europäischen Norden, an die Atlantikküste und in die Schweizer Berge vorgedrungen. In den Uferregionen des oberbayerischen Simsees, am Niederrhein oder in Holland, selbst auf Nordseeinseln wächst es. Und es ist nicht zu übersehen.
Seine orchideenähnlichen Blüten, deren Farbenspektrum von rotviolett über rosa bis weiß reicht, sitzen auf bis zu zwei Meter hohen Stengeln. Sie blühen vom Juni bis zum Beginn der ersten Fröste und erfreuen das Auge des Naturliebhabers.
Diese Attraktivität hat dem Springkraut einst auch die Bewunderung britischer Kolonialisten eingebracht. Sie nahmen im Jahre 1839 die ersten Samen der schönen Inderin mit nach Hause und säten sie als Zierpflanze in ihren Gärten aus.
Eine Invasion, die noch lange nicht zu Ende ist
Damit begann eine abenteuerliche Geschichte, die noch lange nicht zu Ende ist. Denn von den britischen Inseln wandert das indische Springkraut seither wieder nach Osten. Elf Jahre nach der Einführung als Gartenzierpflanze in Großbritannien wurden bereits erste wild wachsende Pflanzen in der freien Natur beobachtet. Zum Teil waren sie mit Gartenabfällen und Erdaushub dorthin gelangt. 30 Jahre später war Impatiens glandulifera auf dem Festland angekommen. In Frankreich, sowie an der deutschen und niederländischen Nordseeküste wurde das auffällige, wild wachsende Springkraut aus Indien gesichtet.

Der Sprung über den Rand der britischen Inseln hinaus bis auf den europäischen Kontinent, ist eine biologische Meisterleistung. Das Springkraut hat sie anscheinend mühelos geschafft. Heute ist die Pflanze fast überall in Europa verbreitet, von Skandinavien über Polen, Ungarn, die Ukraine, bis nach Russland, aber auch auf dem Balkan und in Süditalien. Nur in den trockenen Mittelmeerländern ist sie noch nicht zu finden, denn sie liebt feuchte, stickstoffreiche Böden. Trockene, heiße Luft behagt ihr weniger.

Den Gartenzaun zu überwinden schaffte das Springkraut durch seinen höchsteffizienten Schleudermechanismus. Er schießt die Samen zwei bis dreieinhalb Meter weit aus der Kapsel heraus in die Umgebung, so dass ein Streuradius von bis zu sieben Metern erreicht wird. Jetzt im Spätherbst prasseln die Körner auf Schritt und Tritt vom Stengel und bedecken den Boden. Da genügt bereits ein Regentropfen oder eine leichte Berührung durch Tier oder Mensch, um den Mechanismus zu aktivieren. Dann reißen die Nähte der Fruchtklappen auf. Sie rollen schlagartig zurück und die hellen Samen fliegen hinaus. Der Schleudermechanismus soll mit 25 atü arbeiten.

http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20061004

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