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Henry Fuchs


Free Account, Berlin

Thaipusam...

... Es war schon spät als wir vom nachmittäglichen Badespass heimwärts Richtung Hpa An fuhren als lautes Getöse in Form von für westliche Ohren nicht definierbarer Musik, über die Reisfelder hallte. Eine Menschenmenge zog Richtung Straße und bevor wir überhaupt begriffen was eigentlich los war flüsterte unser Fahrer schon, "Sir Thaipusam, Indian Festival". Bunt bemalt mit allerlei Schmuck, dem obligatorischen Feuer und Tanz fiel der Blick vor allem auf die exotischen Piercings. Stahlhaken die durch die Haut am Rücken während medidativer Trance getrieben wurden, hölzernde Böllerwagen mit Götterbildnissen welche daran aufgehangen werden oder der Kadavi (Bis zu 60 Kilo schweres Metallgestell mit weit ausladenen Bögen, geschmückt mit Pfauenfedern, Blumen und Götterbildern) wurden Lord Muruga - Sohn der hinduistischen Obergötter Shiva und Parvathi, sechsgesichtige Gottheit des Heldenmutes und gnädiger Erfüller von Wünschen, zu Ehren über die Straße getragen, ein sicher schmerzvoller Akt der nur durch die religiöse Dankbarkeit dem Gott gegenüber zu ertragen ist. Und so zog der Festmarsch die Straße hinunter um nur wenig hinter der nächsten Strassenbiegung zu verschwunden und uns mit verdutz-fragenden Gesichtern zurück zu lassen, ungläubig staundend ob der Eindrücke die uns unverhofft einen Höhepunkt der Reise bescherten...

Kurz ein paar Sätze zu Thaipusam: Der Monat Thai ist der zehnte des hinduistischen Kalenders. Wenn der Stern Pusam am Himmel steht und gleichzeitig Vollmond ist, wird vor allem in Südindien (Tamil Nadu), Sri Lanka und besonders spektakulär in Singapur und den Batu Caves in Malaysia zu Ehren des Gottes Muruga gefeiert. Das es dieses Fest auch in Myanmar gibt ist nur mit der britischen Kolonialzeit zu erklären. Myanmar, oder Birma wie es im 19. Jhd. genannt wurde, war das mit Abstand am weitesten entwickelste und reichste Land Südostasiens. Die britische Kolonialverwaltung wollte urspünglich die Landbevölkerung zur Arbeit in den Teakwood- und Kautschukplantagen heran ziehen. Da diese aber aufgrund des allgemeinen Wohlstandes als Billiglohnarbeiter nicht taugten wurden Millionen von (Süd) Indern nach Myanmar verschifft. Nach dem zweiten Weltkrieg und der damit einhergehenden Unabhängigkeit gab es immer wieder größere Progrome gegen die indische Minderheit, stellte und stellt diese doch den Großteil des burmesischen Mittelstands. Trotz dieser ethnisch bedingten Ausschreitungen leben bis heute viele Inder in Myanmar und pflegen ihr kulturelles Erbe - Thaipusam inklusive...
Hpa An, Myanmar 2007

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