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(23) Unterschiedliche Färbungen der Sommerform des Landkärtchens (Araschnia levana f. prorsa)

(23) Unterschiedliche Färbungen der Sommerform des Landkärtchens (Araschnia levana f. prorsa)

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Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

(23) Unterschiedliche Färbungen der Sommerform des Landkärtchens (Araschnia levana f. prorsa)

Eine schöne, handkolorierte Abbildung des Landkärtchens auf Tafel 7 des Werkes von W.F. Kirby: European Butterflies and Moths, 1882, beruhend auf Berges Schmetterlingsbuch (Friedrich Berge, 1811 - 1883).

Zusammenstellung der "Ergebnisse" meiner laienhaft erstellten Serie:
1.) 2017 hatte ich die Idee, die ganz unterschiedlichen Färbungen der Landkärtchen-Sommerform mal aufzunehmen und zu vergleichen. Denn viele Abweichungen des mir vorher überwiegend als "schwarz-weißer" Falter bekannten Schmetterlings in der Farbe waren mir nach dem Umzug in den Oberpfälzer Wald aufgefallen, ohne darüber nachzudenken. Kein Wunder - meine Freundin Christa, die hier seit 30 jahren wohnt, sagte mir im Nachhinein, daß die bunteren "Mischformen" der Art hier überwiegen und üblich seien; sie kenne das Landkärtchen eigentlich nur so! Die Ursache wird das auch von späten Frösten im Jahr geprägte, raue Klima hier sein. Und: 2017 (16 der 18 fotografierten Falter stammen aus dem Jahr!) war es teils recht spät in Intervallen kälter als sonst. Bei heißem Sommer (in unserem "Raupenjahr"). Interessant diesbezüglich ein Artikel von Hornemann und Nässig in Nachr. entom. Ver. Apollo, N. F. 39 (1): 38 (2018) mit der Schilderung häufiger auftretender Mischformen genau im Jahr 2017 in Groß-Gerau in der Oberrheinischen Tiefebene zwischen Pfälzerwald und Schwarzwald!
2.) Zum Nachbereiten eignet sich eine Sammlung von Fotos besonders, daher bin ich froh, sie zu besitzen. Man muß dafür nicht unbedingt Schmetterlinge sammeln. Man kann sich an Wintertagen ganz in Ruhe mit dem beschäftigen, wozu man im Sommer wegen der vielen Funde keine Zeit hat ... und findet dann vieles um ein interessantes Thema herum. Zum Beispiel:
3.) Ganz häufig wird in der Literatur besonders beim Landkärtchen auf die Eigenschaft verwiesen, auf der menschlichen Haut Mineralien zu saugen (s. Abb. 9, 10 und 13!). Das tun auch andere Schmetterlinge, aber beim Landkärtchen fällt es offenbar öfter auf - auch wenn es eine der häufigeren Schmetterlingsarten ist und deshalb die Chance dieser Beobachtung größer ...
4.) (Das Wichtigste:) Die Mischform porima, die von dem Schauspieler und Schmetterlingsforscher Ferdinand Ochsenheimer (1767 - 1822) beschrieben und nach ihm benannt ist, entsteht bei Kälteeinwirkung auf die Schmetterlingspuppe, dies besonders bei niedrigen Temperaturen in den ersten Tagen der Puppenruhe; dazu spielen die Tageslänge zu unterschiedlichen Jahreszeiten für die bis zu drei Generationen - und die Luftfeuchtigkeit! - eine wichtige Rolle. Die f. porima entsteht nicht nur im Übergang von der Frühjahrs- zur Sommerform (wo es manchmal noch kühler ist), sondern auch bei der manchmal vorhandenen dritten Generation des Falters (wenn es schon wieder kälter ist und die Tage wieder kürzer werden). Der Schmetterlingsforscher Arno Bergmann hat schon 1938 ausführliche Erklärungen zur Entstehung der Mischformen gefunden.
Im Bändchen der Neuen Brehm-Bücherei "Der Landkärtchenfalter" von Rolf Reinhardt (Wittenberg, 1972)** ist mit vielen Abbildungen die Entstehung der f. porima gut verständlich geschildert. Er hat dazu eine pfiffige "Rotwerttabelle" für die licht-, temperatur- (und feuchtigkeits-!) abhängige Entwicklung der Formen aufgestellt, siehe Text bei Abb. 17! Das 64-seitige, sehr lesenswerte Büchlein ist noch recht preiswert überall antiquarisch zu bekommen.
5.) Die einfache oder doppelt ausgebildete rote Binde der Hinterflügel ist kein sicheres Geschlechtsmerkmal**!
Siehe dazu insbesondere die Abb. 11 und 17 mit Text!
6.) Die Falter der Sommergeneration des Landkärtchens sind merkbar häufiger als die der ersten*. Einen Schmetterling der (bei der Klimaerwärmung wohl nicht mehr ganz so seltenen) dritten Generation habe ich bisher noch nicht gesehen. Kommt vielleicht ja auch hier in der Oberpfalz noch ...
7.) Selbst das Landkärtchen als relativ häufiger Falter wird seltener!!! Dieses Jahr (2018) haben wir vergleichsweise ganz wenige gesehen - aufgefallen ist uns das sogar u.a. beim Kleinen Fuchs, einer früheren "Allerweltsart", ebenfalls einem Schmetterling mit der doch (Überdüngung!) überall häufigen Brennnessel als Raupenpflanze. - Für Vorarlberg, das westlichste Bundesland Österreichs, gilt das Landkärtchen wohl als "verschollen" oder "ausgestorben" (wikipedia). Ob das wirklich so ist? Möglicherweise nur ein Fehlschluß bei noch unvollständiger Erfassung - Fotos des Landkärtchens aus dem Ländle hab ich jedenfalls beim Durchsehen der Bilder bis 2011 (noch) keine gefunden. Werd mal ab 2012 weitersuchen, hab ja schließlich dort von 2014 bis 2017 gewohnt ...
Hoffentlich relativert sich Punkt 7!

SCHÜTZT DIE SCHMETTERLINGE durch großräumigen Flächenschutz und Weglassen der Pestizide!

*N.B.: Von den über 400 Landkärtchen-Bildern in der fc zeigt nur etwa ein Viertel die Frühjahrsgeneration.

Und jetzt freuen wir uns auf den Frühling - ich mich besonders auf die Frühjahrsform des schönen Falters, auf die ich besonders achten werde! Die Tage werden ja ab gestern (obwohl es "astronomischer Winter a n f a n g " :-) heißt) schon wieder länger!

**Und noch ein Nachtrag vom 25.12.18: Im o.e. Bändchen der NBB schreibt Reinhardt, daß die Weibchen mehr abgerundete Flügel haben; man könne mit einiger Übung selbst im Flug die beiden Geschlechter schon unterscheiden. Auf der beigefügten Abbildung zeigt sich eine leichte Einbuchtung der Vfl.-Spitze bei den Weibchen - ich kann's allerdings selbst auf den Fotos nicht immer sicher sicher unterscheiden ...

Gezeigt am 22.12.2018

P.S. (26.6.19): Heute stelle ich noch eine Frühjahrsform (f. levana) von diesem Jahr ein ...

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