Retour à la liste
(6) Wer lauert denn da ???

(6) Wer lauert denn da ???

3 377 1

Dr.Thomas Frankenhauser


Premium (World), Regenstauf

(6) Wer lauert denn da ???

Die zu den Wolfsspinnen (Fam. Lycosidae) gehörende ALOPECOSA CUNEATA - die Dickbein- oder Keilfleck-Scheintarantel, die auch den schrecklichen Namen "Dickfuß-Pantherspinne" oder "Keilförmige Tarantel" trägt. Erstens ist (bei den Männchen) nicht der Fuß, sondern das Schienbein dick, zweitens nicht die Tarantel keilförmig, sondern nur der Fleck auf ihrem Rücken. Die verzweifelte Suche nach deutschen Namen treibt hier wieder unglaubliche Blüten, die nicht gerade von besonderer Liebe zur Sprache oder Sachkenntnis zeugen und - wie z.B. bei manchen unendlich langen einheimischen Namen der Schwebfliegen und anderer Insekten - überhaupt nicht berücksichtigen, daß Bezeichnungen auch manchmal zum Behalten taugen sollten ...
Wie herrlich sind da etwa ein Nasenbär oder vielleicht gerade noch der Weißbrust-Igel :-) !
Woher weiß ich denn, daß es sich bei dem abgebildeten Spinnen-Pärchen um die angegebene Spezies handelt, wo in der bei uns 14 Arten und weltweit 162 Arten umfassenden Gattung Alopecosa (= Scheintarantel, im Deutschen auch "Erdwolf" (!) genannt) doch fast alle nur mit einer anatomischen Untersuchung der Genitalien bestimmt werden können (wobei mir der hier gebräuchliche Begriff der "Genitalisierung" sprachlich auch nicht gerade gut gefällt)?
Weil die beiden gleichzeitig auf denselben
paar Quadratzentimetern zu finden waren und offenbar ein Paar darstellen! Hat man nur die Weibchen, wird's (siehe oben!) mit der Artdiagnose schwierig. Aber das Männchen (Abb. 5 und 6) ist zweifelsfrei an den angeschwollenen Vordertibien (Name!) auch von außen bestimmbar.
Nachdem ich aus dem Augenwinkel heraus das trächtige Weibchen im Unterwuchs habe verschwinden sehen, wartete ich, bis es nach geraumer Zeit der Vorsicht wieder auftauchte und zwischen den Grashalmen hervorlugte (Abb. 1). Dann kam es vorsichtig aus der Deckung (Abb. 2 bis 4), um sich wieder am Trockenhang zu sonnen. In der Zwischenzeit erschien das dazugehörige Männchen in unmittelbarer Nähe.
Ob das Versteck auf Bild 1 bis 4 der üblichen selbstgegrabenen Wohnröhre des Tieres entspricht, weiß ich nicht; jedenfalls trägt das schwangere Weibchen bald den bei Wolfsspinnen üblichen gesponnenen Kokon mit den Eiern an den Spinnwarzen am Hinterende und später sogar die Jungen auf dem Rücken mit sich herum. Das wäre nochmal ein besonderes Erlebnis!

Betreffend die Aussagen zur deutschen Sprache bitte ich im übrigen, meine üblichen Schachtelsätze zu entschuldigen - immerhin gibt es inzwischen ja auch einen Ehrentag derselben (am 25. Februar). Ich feiere ihn aus gutem Grund täglich. Das Lesen der Wortschlangen bedarf allerdings viel weniger Zeit als das Warten auf's Auftauchen einer verschwundenen Spinne - das mußte jetzt hier in diesem Zusammenhang auch mal gesagt werden!

Fund und Fotos: Regental nordöstlich Regenstauf/Opf., nachmittags am 26.4.2023.

28.4.2023 f

Commentaire 1