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Felix Kern


Free Account, Eschborn

Ansichtssache

Derzeit findet in Frankfurt und Umgebung die sogenannte „Luminale“ statt. Dies ist ein "Licht-Kultur-Spektakel"
anlässlich der Messe Light+Building, in dem Licht eine bedeutende Rolle spielt.
In verschiedenen „Kunstobjekten“ wird hierbei das Thema Licht und öffentlicher Raum entsprechend in Szene gesetzt.

Dieses Foto zeigt das Objekt „Frankfurter Lichtdach“; hierbei wird von einem pink beleuchtetem Tor
mit 8 starken Scheinwerfern eine Art „Dach“ vom Hauptbahnhof über die Kaiserstraße bis zur
EZB im Frankfurter Bankenviertel gespannt.

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Ich bin bei solchen Sachen immer hin- und hergerissen und habe eine mehr als gespaltene Meinung dazu:

Der Fotograf in mir findet solch ein Event natürlich super, denn ich bin immer wieder fasziniert über gute
und geschmackvolle Inszenierungen in Verbindung mit Architektur und Lichtspielen, die es schaffen,
z.B. nüchternen Funktionsbauten einen entsprechenden Charme und eine gewisse Persönlichkeit zu verleihen.

Der Astronom in mir wendet sich allerdings mit Grausen ab von dieser Lichtverschmutzung;
bereits die „normale“ Illumination der Großstädte reicht, dass man keinerlei Chancen hat, in der Stadt
oder in näherer Umgebung einen WIRKLICH DUNKLEN Himmel zum Sterne beobachten zu finden.
Wer jemals in den Alpen, in der Wüste oder in der Südsee die Gelegenheit hatte, einen sternenüberfüllten
Himmel oder das feine und strukturierte Band der Milchstrasse zu sehen, wird wissen, was ich meine…
Als konkretes Beispiel sei einmal unsere bekannte Nachbargalaxie, die Andromeda-Galaxie M31 erwähnt:
Das Licht dieser Galaxie rast mit Lichtgeschwindigkeit (ist ja logisch, mit was sonst…) durch den Weltraum
und benötigt dennoch ca. 2,2 Millionen Jahre (!!!) bis es zu unserer Erde gelangt; und auf den letzten
Kilometern durch unsere Atmosphäre geht es dann im Schein der zahlreichen irdischen Lichtquellen völlig unter…

Wer einen Blick jenseits der Erde auf unseren Planeten wirft, sieht schnell den Vergleich zwischen
beleuchteten und unbeleuchteten Stellen: siehe z.B. hier: http://www.darksky.org/images/satelite/europe_lights.gif

Die Ansichten und Argumente der beiden Pro- und Contra-Licht-Lager sind durchaus nachvollziehbar:
Die Befürworter des Lichterwahns werben z.B. mit mehr Sicherheit, die durch die Beleuchtung
nachts entsteht. Aber muss man deshalb jeden Feldweg beleuchten und jedes Denkmal
die ganze Nacht anstrahlen ? Oder auf jeder Disco einen Skybeamer installieren, der kilometerweit
in den Himmel strahlt und dabei nicht nur die Astronomen beim Beobachten stört, sondern auch die
nachtaktive Fauna durcheinander bringt, dass z.B. Zugvögel von ihren Flugrouten abkommen ?!?
Weitere Informationen zu dieser „Ansichtssache“ finden sich auf den Seiten der Vereinigung der
Sternfreunde, die eigens zu diesem Thema eine eigene Fachgruppe „Dark Sky“ betreibt.
Siehe auch http://www.vds-astro.de/fg-darksky/index.html oder http://www.lichtverschmutzung.de/
bzw. international http://www.darksky.ch/ oder http://www.darksky.org/

Just think about it...

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Techn. Daten:
Kamera: NIKON Coolpix 4300
Brennweite: 8mm
Blende: F/2,8
Belichtung: 1 sek.
ISO: 400
Ort: Hauptbahnhof, Frankfurt/Main
Datum/Zeit: 24.04.2006 / 22:04h (MESZ)



weitere Bilder der Luminale 2006:

Luminale von oben
Luminale von oben
Felix Kern

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