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Auf steilen Schienen in die Berge

Auf steilen Schienen in die Berge

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Roman Verlohner


Premium (Pro), Rülzheim

Auf steilen Schienen in die Berge

48% Steigung, dass ist Weltrekord für eine Zahnradbahn!

Mit der Pilatusbahn kann man bequem seit 1889 von Alpnachstad aus den Luzerner Hausberg erklimmen. Nach der Eröffnung der ersten Bergbahn Europas, der Vitznau Rigi Bahn, 1871 wünschten sich die Luzerner auch eine Bahn auf "ihren" 2132 m hohen Berg. Der Legende nach, soll die Leiche von Pontius Pilatus im See neben dem Gipfel versenkt worden sein.

Ein erstes Projekt einer normspurigen Zahnradbahn mit einer max. Steigung von 25% und 8,7 km Streckenlänge konnte aber aus kostengründen nicht verwirklicht werden.

Der Ingeneur Eduard Locher Freuler erkannte das Bedürfniss für eine Pilatusbahn und entschloss sich 1883, neue Möglichkeiten und Lösungen für ein rationelles Projekt zu suchen. Es mußte ihm gelingen die Streckenlänge auf die Hälfte zu reduzieren. Dafür mußte er eine größere Steigung in kauf nehmen. Aber mit einem senkrechten Zahnradeingriff war nur bis ca. 28% die Sicherheit gewährleistet.

Seine Vision war eine Einschienenbahn die auf einen 60 cm hohen und 30 cm breiten Kasten aus Stahlblechen mit zwei Reihen schrägen Zähnen auf der Oberfläche als Laufschiene fahren sollte. Das Projekt erhielt zwar 1885 vom Bundesrat eine Konzesion zum Bau und Betrieb, doch zur Ausführung kam es nicht.
Diese Geniale Erfindung erlitt das Schicksal aller Projekte, die ihrer Zeit weit voraus waren.

So reduzierte Locher sein Projekt auf eine Zahnradbahn mit 800 mm Spurweite. Dafür entwickelte er eine liegende "Fischgräte-Zahnstange" mit horizonalen Zähnen auf beiden Seiten. Mitdrehende Scheiben unter den Zahnrädern sollten ein aussteigen aus der Zahnstange beim bremsen auf der Talfahrt verhindern.

Am 4. Juni 1889 wurde dann die Pilatusbahn eröffnet. Eine Fahrt kostete damals 16 Franken, was einem Wochenlohn von einem Arbeiter entsprach. Doch die Menschen rissen sich um die Billette!

Zur Erstaustattung gehörten neun Dampftriebwagen. Zwei weitere folgen 1900 bzw. 1909. Nur zwei dieser Fahrzeuge mit talseitigen Führerstand und querliegenden Dampfkesesel blieben museal erhalten. Man kann sie im Deutschen Museum in München oder im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern besichtigen.

Nach Errichtung des Fahrdrahtes 1937 übernahmen acht Triebwagen Bhe 1/2, wie die Nr. 23 hier im Bild, den elektrischen Verkehr.

Zur weiteren Projekten mit diesem System kam es jedoch nicht mehr, den Locher-Freuler hatte größere Ideen. So wollte er eine druckluftbetriebende Untergrundbahn auf die Jungfrau bauen. Das System entsprach in etwa der Funktionsweise einer Rohrpost. Doch auch diese geniale Idee wurde nie ausgeführt.

Der Berg aus der Ferne:

Stanserhornbahn
Stanserhornbahn
Roman Verlohner

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