Ausbruch
All die folgenden Szenen habe ich tatsächlich im Zusammenhang mit Corona so erlebt:
Lehrerin im Lehrerzimmer: „Meine Schüler sagen mir, sie gehen direkt nach der Videokonferenz wieder ins Bett. Sie sollen nur noch schlafen“
Schülerin zu ihrer missratenen Aufgabe „Frau Zander, ich würde ja Nachhilfe nehmen. Aber die sind doch auch zu.“
Eine Schülerin am Telefon hörte ich nur noch weinen. Sonst war Schweigen. Wenn ich fragte, ob ich mal mit ihren Eltern reden solle, kam nur noch ein ersticktes „Nein.“
Lehrer im Lehrerzimmer: „Meine Söhne vermissen ihre Freunde auch. Wir waren aber auch ganz streng. Wir haben ihnen keinerlei Sozialkontakte erlaubt.“
Schüler aus der Abschlussklasse: „Ich freue mich, dass auch meine jüngeren Mitschüler wieder in die Schule dürfen. Das ist so wichtig“
Lehrerin im Lehrerzimmer: „Die Kinder gehen uns hier vor die Hunde. Vor allem die Kleinen.“
Aus dem Lehrerchat über einen Schüler: „Im Unterricht arbeitet er nicht mit und kann auch auf Nachfrage nichts sagen. Aus der letzten Videokonferenz ist er ausgestiegen mit den Worten ‚Meine Mutter ist zusammengebrochen. Ich muss mich um sie kümmern.‘ Seine Aufgaben gibt er auch nicht ab.“
Lehrerin über ihren Sohn: „Die Bildungslücken sind offensichtlich.“
Schülerin auf dem Weg: „Meine Freundin durfte seit Monaten nicht mehr aus dem Haus“
Meine Tochter über eine Freundin, die kurz vor dem Abi steht: „Mama, ich hoffe, das war ok, dass die hier übernachtet hat. Die rief gestern um viertel vor 10 an. Die saß auf einer Autobahnbrücke und weinte. Ich hab sie dann abgeholt und hier her gebracht. Die hat zu viel Stress“
Schülerin im Zeitungsinterview: „Viele meiner Mitschüler haben den Lebenswillen verloren. Das kommt, weil sie schon so lange isoliert sind.“
Schüler aus der Abschlussklasse: „Frau Zander, ich verstehe nicht, wie ALLE Lehrer von uns erwarten können, dass wir in ihrem Fach 120% geben und auch noch das nachholen, was wir im ersten Lockdown verpasst haben.“
Aus einer Mail eines Schülers, der seine Aufgaben nicht gemacht hat: „Frau Zander, mir wurde gerade meine ganze Situation klar. Ich kann mich gerade nicht konzentrieren. Ich mache die Aufgaben später und schicke sie Ihnen.“
Schüler im Gespräch mit mir: „Wenn das hier so weiter geht, lande ich wirklich in der Klapse.“
ibiART 02/04/2021 11:50
Eine Allegorie unserer Zeit! Gefällt mir sehr gut liebe Anette!LG Ibi
Köhlerin 21/03/2021 10:43
Und einer hält es nicht mehr aus und geht raus..Ein ganz feines Bild!
Es sehe es genauso wie du Anette.
Alle leiden, auch ohne Corona zu haben. Weitergehen kann es so auf keinen Fall. Irgendwann muss die Reißleine gezogen werden und man muss feststellen, dass man mit der Krankheit normal weiterleben muss. Und mit der Pest oder sogar dem Schweißfieber, an dem fast alle Kranken starben, ist Corona nicht vergleichbar.
Will man Corona loswerden, hilft nur die Impfpflicht. Es ist mir unbegreiflich, das man sich da nicht rantraut, die Pocken hat man so ausgerottet.
Mich lässt die Situation verzweifeln !!!
LG Köhlerin
Fotobock 20/03/2021 1:40
Super Fotoarbeit! Meine Meinung und Erfahrungen kennst du und ich stimme voll deinem Text zu, denn ich habe viele ähnliche Aussagen und Erlebnisse aus allen Altersgruppen, diversen sozialen Gruppen und das direkt von meinen Mitmenschen erfahren. Und sehe rundum meine Mitmenschen, was sich und wie sie sich verändern. Gutes Krisenmanagement ist anders. lg Barbarawerner2809 20/03/2021 0:20
Hallo, ein geniales Bild. Auch den Text finde ich absolut interessant.MfG Werner
Hin_und_wieder_ein_Bildchen 19/03/2021 23:13
Das Foto hat mich angesprochen. Ich finde es angenehm, da keine Polemik oder Provokation dahinter steckt. Deine Bildunterschrift vervollständigt das Bild meisterhaft.Ich kenne das Thema aus meinem Umfeld und wir haben folgende Lösung diskutiert:
1. Schulen unbedingt öffnen
2. Strukturen anpassen
3. häufiger Test der Schüler und selektive Isolation
konkret:
- Klassen so klein wie möglich (und möglichst nicht mischen)
- möglichst Klassenzimmerprinzip (Lehrer geht zu Schülern)
- Test vor Unterricht durch einen weisungsberechtigten Mitarbeiter des Gesundheitsamtes (GA)!
- positives Testergebnis ==> nur Klasse für diesen Tag nach Hause (GA)
- PCR- Test innerhalb 24h (GA Verantwortung)
- positiver PCR- Test ==> Schüler und Eltern der Klasse in Quarantäne (max. 1 Woche, durch GA)
- Lehrer individuell impfen
- ...
Dieser Vorschlag basiert auf Zahlen des RKI (täglicher Situationsbericht). Schüler und
Eltern gehören weitestgehend in die Gruppe der bis 50-jährigen. Diese hat ein sehr geringes
Risiko für schwere Erkrankung. Großeltern leben normalerweise in räumlicher Abtrennung und
können damit und durch die Tests der Schüler geschützt werden.
Bei Tests ist es nicht wichtig alle zu testen sondern die Meisten (Statistik!).
Einzelfälle, i.A. risikoerhöhende Vorerkrankungen bei Lehrern, Schülern oder Eltern bedürfen einer
individuellen Lösung unter deren Einbeziehung (z.B. online- Aufgaben, isolierte Einzelleistunsgtests).
Die Lösung lässt sich sicher noch verbessern.
Anonym
Heiko Schulz ² 19/03/2021 20:10
Ich halte das für berechtigte Fragen, was Hellmut geschrieben hat.Ich habe mitbekommen ...
- beim ersten Lockdown im Großen und Ganzen komplette Überforderung des Schulsystems aufgrund von mangelhafter Digitalisierung (ich kenne auch Ausnahmen von einzelnen sehr engagierten LehrerInnen)
- kein Wagnis, mit ZOOM zu arbeiten. Meine Firma (reine Ausbildung) ist dieses Wagnis deutschlandweit recht erfolgreich eingegangen. Ich persönlich bin sehr stolz und froh, innerhalb von 1,5 Wochen das komplette Tagesprogramm für 16 Azubis auf alle digitalen Möglichkeiten umgeswitcht zu haben. 6 Wochen lang 7 Uhr bis teilweise 22 Uhr. Die Azubis sind deswegen nach wie vor dankbar, weil das ihnen Struktur und Halt gegeben hat. Und ich bin dankbar, dass die so gut mitgemacht haben und mich gut gefordert haben. Das durfte natürlich kein Dauerzustand sein.
- Ich bekomme mit, dass SchülerInnen plötzlich den Wert von Schule erkennen, weil Zuhause chillen so alleine doch nicht so cool ist.
- Es erscheint mir auch als gar nicht mal so schlecht, dass Eltern ihre Kinder mehr kennenlernen. Solche Aussagen, wie "Bei uns kann ... ... ... sich immer gut benehmen. Muss ja wohl an den LehrerInnen liegen, wenn dem dort nicht so ist. Nun mussten diese süßen Kinder aber zuhause was für die Schule machen - Leistung zeigen ... oh je!
- Ja, die Kontaktarmut ist gerade für kleine Kinder nicht förderlich. Ich kenne aber Eltern, die alles als Katastrophe hingestellt haben und so wurde es zur zusätzlichen Katastrophe auch für die Kinder, die dann auch noch die Stimmung der Eltern aufnehmen mussten. Dann gab es da die Eltern, die alles wertfrei erklärt haben und die Zeit spannend und sehr kreativ gestaltet haben. Ok, das müssen sie natürlich auch können. Und wollen.
- Jugendliche hatten auch Probleme ... sich selbst beschäftigen? Selbst etwas erarbeiten, ohne dass jemand was vorbeetet? Oh je!! Das geht doch nicht! Wie geht soetwas denn? Und Zocken ist ja auch was Tolles. Und das zieht sich bis zu den Studierenden. Fehlt da etwas, was unser Bildungssystem und gesellschaftliche Vorstellungen nicht mehr vorsehen?
Entschuldige bitte ... das Bild, das ich, glaube ich, schon mal ziemlich klasse fand (die Holzkameraden sind meine Hauptmodells :o) ), finde ich nach wie vor klasse. Ganz mein Ding.
Aber ansonsten ... was soll geschehen?! Wir haben da nun mal diese Pandämie und die ist gefährlich. Alles Meckern, Lamentieren und eventuell dann doch von einem gewissen Prozentsatz Handeln, welches die Ansteckungen bei der kleinsten Lockerung wieder in die Höhe schnellen lassen, all dieses Lamentieren ist Aussage ohne zielführende Lösung. Das führt zu nichts. Es sucht nur nach Zustimmung zur Festigung einer Meinung. Es löst nichts.
Es fehlt einfach diese große Sicht über den eigenen Dunstkreis hinaus, was es immer wieder schwer macht, die Situation ein für allemal in den Griff zu bekommen. Mir wird schwindelig, wenn ich sehe, wie schnell die Zahlen gerade wieder in die Höhe schnellen.
Ja, wir machen es uns oftmals ziemlich schwer.
Was bin ich froh darüber, dass es einen Impfpass geben wird, der darüber entscheiden wird, ob man etwas darf oder nicht. Und was wird das dann auch wieder für ein aufgeregtes Gezetere und Gemeckere werden. Es ist vieles sehr paradox. Und vieles könnte doch so leicht sein. Und ich freue mich auf eine meinetwegen Astrazeneca Impfung.
Zusammengefasst, was löst Deine Zusammenfassung in Sachen Pandämiebewältigung?
Grüße, Heiko.
Hellmut Hubmann 19/03/2021 19:04
Danke für die die Infos aus dem Leben.Trotzdem habe ich Fragen:
Sind das ausgewählte Momente für deine Aussage?
Gibt es Schüler, die mit der Situation klarkommen?
Ich meine, mit der Schule kommen Schüler schon unterschiedlich zurecht. Auch ohne Corona.
Welche Rolle spielen WLAN, PC-Ausstattung in Schule und zu Hause?
Zu Schülern habe ich aktuell null Kontakt.
In Berlin kann es zwei Jahre dauern, bis eine Schule über alle Stempel verkabelt ist.
Von außen sind meine Fantasien auf Chaos aus.
Eliteschulen mit reichen Eltern - haben die auch Probleme?
Eva B. 19/03/2021 18:59
Es ist zu viel :*-(