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Begegnungen mit einem sprachlosen Dolmetscher

Begegnungen mit einem sprachlosen Dolmetscher

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Olaf Rocksien


Premium (Pro), im Norden

Begegnungen mit einem sprachlosen Dolmetscher

Zwei, drei mir unverständliche Worte meines Dolmetschers an die Frau, die mit einem kurzen Nicken ihr Einverständnis zu einigen unverhofften Bildern erklärt.
Ein Trupp Männer, kurz zuvor noch eine ebenso gewaltige wie auch schwankende Bambuskonstruktion über einen Fluß bauend und dabei von meiner Kamera begleitet, kommt vorbei. Der jüngste der Männer spricht mich an, sucht mühsam in der Erinnerung nach den wenigen Worten Englisch, die er beherrscht. Auch ich habe wenig zu bieten - denn selbst die lokale Sprache Oria ist den Männern nur rudimentär geläufig, mir dagegen nicht im Ansatz. So verlegen wir uns ruhig auf Gesten und Worte, deren Sinn sich aus ihrer Energie, ihrem Klang und ihrem Gestus ergibt. Er bittet mich, ihm in sein Dorf zu folgen und bald stellt sich heraus, daß es sich um Adivasi, Nachfahren indischer Ureinwohner, aus dem Stamme der Dhesia Khond handelt. Durch Zufall gerate ich so in eines jener Dörfer, welche sich verstreut in den Bergen Südorissas finden, den Rückzugsgebieten jener Ureinwohner, die weitgehend noch heute jede Anbindung an die indische Gesellschaft und den technischen Fortschritt ablehnen.
Ohne die Begegnung wären weder das Betreten des Dorfes, geschweige denn jene Aufnahmen möglich, für die ich auf die Kamera und jene Situationen deute, die mir lohnend und dabei doch zurückhaltend genug erscheinen. Doch erst nach Ansprache meines Begleiters erfolgt einige Male das erlösende Nicken der abzubildenden Menschen.
So erfahre ich an diesem Tag Unterstützung durch einen Dolmetscher, mit dem ich keine gemeinsame Sprache teile - aber bedurfte es dieser wirklich....?


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Angehörige der Khond-Minderheit, bei Rayagada (Orissa/Indien) Nov. 2008 - Nikon F5, Fuji Velvia 100, mit AF-S VR-NIKKOR 70-200mm 1:2,8G, Scan vom (Farb-)Dia

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