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Crescent-Nebel NGC6888

Crescent-Nebel NGC6888

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Sighard Schraebler


Free Account, Frankfurt am Main

Crescent-Nebel NGC6888

So fängt es an, hier entsteht ein Schwarzes Loch, aber alles schön der Reihe nach: Im Herzen des Sternbilds Schwan, mitten in die Milchstraße eingebettet, liegt der Wolf-Rayet Nebel NGC6888. Ursprung des Nebels ist der 7.6m helle Stern HD192163, auch bekannt als WR136. 4700 Lichtjahre von der Erde entfernt ist er, und das ist gut so, denn der zentrale Wolf-Rayet-Stern ist gewaltig und wirft mit Material und Strahlung nur so um sich. Der weißblaue Stern vom Typ O wie in der Spektralserie *) O Be A Fine Girl Kiss Me Right Now, (Oberflächentemperatur 50.000 K) übertrifft unsere Sonne in der Leuchtkraft um das 5000-fache. Die Rote-Riesen-Phase hat er bereits hinter sich und befindet sich schon lange in der Helium-Brennphase, d.h. die Elemente C, N, O sind ebenfalls reichlich vorhanden. Wobei - alt werden Sterne dieser Größe nicht. WR136 befindet sich bereits in der Endphase seines Sternenlebens, ist dabei aber 4.5 Millionen Jahre jung, das sind nur 0.075% des Alters unserer Sonne und die steht mitten im Leben! Mit einer 15-fachen Sonnen-Masse wird WR136 also *demnächst* als Supernova aufleuchten. Wolf-Rayet-Sterne sind bekannt dafür, dass sie Mengen von Materie auswerfen und durch intensive UV-Strahlung von innen heraus zum Leuchten anregen. Eine Raumzone von 25 Lichtjahren Durchmesser hat der WR136 schon mit Material angefüllt. WR-Sterne sind die effizientesten Erzeuger von Metallen im Universum, also allem, was schwerer ist als Wasserstoff und Helium. WR136 hat zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht 30-50% seiner Masse über Sternwinde verloren. Dies ist keine Explosion, sondern ein stetiger Vorgang, trotzdem fliegen die Hüllen bereits jetzt mit bis zu 2000km/s in den Raum, der Stern treibt das durch seinen Strahlungsdruck, man spricht auch von Photoevaporation. Man erkennt diese Geschwindigkeit an sehr breiten Spektrallinien. Wasserstoff, das Material der äußeren, ehemaligen Sternhülle ist bereits komplett abgestoßen (das Bild ist im Licht des ionisierten Wasserstoffs aufgenommen), schwerere Elemente folgen in zeitlich kürzer werdenden Abständen, bis all dies in einer gewaltigen Typ II Supernova endet, mit einem sog. Schwarzen Loch im Zentrum als Überrest des Eisenkerns von etwa drei Sonnenmassen. Das entstehende SL wird noch etwas schwerer sein, weil es benachbartes Material hinterher zieht. Die Entstehung des Schwarzen Loches ist diese Geschichte mit dem Aufschrei der Materie gegen die Tyrannei der Gravitation (Zitat Lesch), dem Kernspin und dem Pauli-Prinzip baryonischer Materie, dass unter der extremen Schwerkraft zusammenbricht, dabei entsteht eine Schockwelle von 99% schnellen Neutrinos und 1% harter Strahlung mit zusammen über 10^51 erg an Energie, ja man kann es auch in Joule oder Kalorien angeben, aber die Einheit ist lustiger, weil sie kaum einer kennt. Schwer vorstellbar, was in diesem Moment passiert, jedenfalls wird WR136 dann heller aufleuchten als unsere ganze Galaxis zusammen. Und dann ist es wiederum gut, dass wir etwa 4700 Lichtjahre entfernt sind. Wir werden also nicht schon bald evaporiert durch die Strahlung, d.h. unsere alltäglichen Probleme müssen wir uns schon selbst schaffen, und wenn ich die Nachrichten einschalte, möchte ich meinen, das können wir gut. Andere prominente Beispiele für Wolf-Rayet-Sterne sind jedenfalls der Eta Carinae und der Zentralstern des Bubble-Nebels: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/777671/display/22136089 http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/777671/display/14147455

NGC6888 lässt sich gut in Ha- und OIII-Filtern beobachten. Dies ist eine Aufnahme im roten Licht des ionisierten Wasserstoffs, kurz Ha. Das Bild ist voll von weiteren Sternhaufen, Wasserstoff-Filamenten und Sternenwolken. Den von einem Amateur entdeckten Seifenblasennebel sieht man im Ha kaum, er ist besser im OIII-Licht zu beobachten. Mario hat bereits eine solche OIII-Aufnahme angefertigt. Er hat auch beschrieben, wie man den Planetarischen Seifenblasen-Nebel findet: http://www.skytrip.de/ngc6888-1a.htm

Kamera: QSI583ws, Binning: 2x2
Temperaturen: Umgebung: 10°C, Chip: -25°C
Kalibrierbilder: 260 Darks + 65 Aurora Flats
Filter: Astronomik Ha 13nm
Belichtung: 95x60s, verteilt über zwei Nächte
Teleskop: 75SDHF, 0.72x Reducer, 360mm f/4.8
Montierung: AstroTrac, feste Polwiege, Dreibein-Stativ
Ort, Zeit: Karben/Germany, den 23.+24. April 2011
Beobachter: Peter Bel & Sighard Schräbler

*Nachverarbeitung* Kalibrieren, Stacken, Logarithmieren, Digital Development Process (DDP), Histogrammform-Vorgabe, Rauschminderung, Gammakorrektur, runter skalieren auf 8 Bit, kodieren als JPG monochrom.

Jetzt wissen Sie immer noch nicht, was ein Wolf-Rayet-Stern ist? Kein Problem: http://www.youtube.com/watch?v=wFnuHidF2NU
Zum Supernova-Thema siehe http://astro.square7.ch/2009univ/index.html
*) O Be A Fine Girl Kiss Me Right Now http://www.sebastian-hess.eu/

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