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Da wird man photoevaporiert, noch bevor man 'Hups' sagen kann

Da wird man photoevaporiert, noch bevor man 'Hups' sagen kann

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Sighard Schraebler


Free Account, Frankfurt am Main

Da wird man photoevaporiert, noch bevor man 'Hups' sagen kann

Was wir hier sehen, ist der zentrale Teil des Eta-Carinae-Nebels NGC3372, auf Grund seiner durch vorgelagerte Dunkelwolken ausgestanzten Form auch *das Kuchenstückchen* genannt. Es handelt sich um ein großes, nahe gelegenes Sternentstehungs-Gebiet. Unter den entstandenen Sternen befindet sich auch derjenige, den wir als den größten und schwersten Stern im sichtbaren Teil der Milchstraße ansehen, der Eta Carinae, siehe Ausschnittvergrößerung. Dieser Stern ist derartig jung, dass er noch ganz in der Nähe seiner Geburtsstätte steht, wahrscheinlich der wie ein Schlüsselloch geformte Nebel. Entsprechend seiner Strahlkraft hat sich Eta Carinae eine veritable Blase in dem Nebel freigeräumt. Parallelen zum Bubble Nebel sind nicht zufällig, dieser Kandidat ist der Champion seiner Klasse.

Als prototypischer Wolf Rayet Stern WR22 leuchtet Eta Carinae 5 Millionen mal heller als die Sonne und ist mit seinen 100 bis 120 Sonnenmassen nach drei Millionen Jahren schon nahe dem Ende seiner Existenz. Der Stern stößt derzeit seine äußeren Schalen ab uns steht kurz vor der Detonation als besonders helle Supernova. Wenn Eta Carinae eines Tages zur Hypernova wird, dann wird die Supernova 1987A aus der viel weiter entfernten Magellan'schen Wolke im Vergleich lächerlich erscheinen. Man wird nachts auf der Erde die Zeitung lesen können, wenn dieser Stern über dem Horizont steht. Man wird die Hypernova am Taghimmel sehen können. Er wird für Monate scheinbar um die -10. Größe erreichen, der Vollmond hat vergleichsweise etwa -12. Größe und erscheint also noch etwas heller. Wir haben Glück, dass wir an WR22 nicht dichter dran sind als 7000 Lichtjahre.

Wolf-Rayet-Sterne (WR...) haben etwas Bedrohliches, sie werfen Material aus mit 33 km/s und das reicht nicht mal als Fluchtgeschwindigkeit, denn ist der Auswurf zu langsam, dann regnet er am Pol zurück - vom Äquator her kommt ja Nachschub. Auf diese Weise entstand um WR22 der Homunculus-Nebel, eine Art Stundenglas-Nebel, den man im 24-Zöller bei hoher Vergrößerung sogar visuell auflösen kann (siehe Ausschnittvergrößerung). Das ist die beeindruckendste Beobachtung, die man am Südhimmel visuell machen kann. Diese Schalen um den Stern WR22 sind auch der Grund für seine in der Geschichte stark schwankende Helligkeit. Er spielt Verstecken mit uns. Trotzdem: Fünf Millionen Sonnenleuchtkräfte - Sonnenbrand in einer Millisekunde für 1AE Abstand würde ich sagen, da wird man photoevaporiert, noch bevor man 'Hups' sagen kann.

Große Aufnahme mit 7'' Refraktor der Vehrenberg-Sternwarte, Ausschnitt mit IAS 20'' Teleskop, QSI583ws Kühlkamera. Walter Huchtmeier und Sighard Schräbler, Farm Hakos, Namibia, Ende Mai und Anfang Juni 2011.

Siehe auch
http://de.wikipedia.org/wiki/Eta_Carinae http://www.physicsforums.com/archive/index.php/t-169612.html http://www.solstation.com/x-objects/eta-car.htm http://en.wikipedia.org/wiki/Photoevaporation
Habe bisher wenig zum Nebel selbst gesagt. Hier ist eine Karte der Globulen, Dust Pillars und Herbig Haro Objekte:
http://www.solstation.com/x-objects/eta2carr.jpg

Nachtrag: Bin noch mal mit Pixinsight, speziell der SCNR-Funktion dran gegangen, nun sind auch die blauen Säume reduziert.
vorher: http://astro.square7.ch/NA11_033.JPG nachher: http://astro.square7.ch/NA11_033%20SCNR.JPG

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