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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Das Gute Nacht-Lied

„Singst du mir bitte ein Gute Nacht-Lied? Dann kann ich besser einschlafen“, fragte mich das Gänseküken.
„Oh, im Singen bin ich etwas aus der Übung“, antwortete ich räuspernd.
„Och bitte, nur ein kurzes, kleines Lied!“
„Na, ich kann es ja ´mal versuchen. Do Re Mi Fa Sohhhh“, stimmte ich mich krächzend mit einer Tonleiterübung ein.
„Das konntest du aber schon ´mal besser!“, sagte das Küken enttäuscht.
„Moment, ich muss mich erst einsingen und vielleicht helfen ja die hier.“ Ich kramte ein paar Salmiak-Pastillen und ein Eukalyptus-Bonbon aus meiner Jackentasche, um meine Stimmbänder anzufeuchten. Lutschend und quäkend versuchte ich eine passende Tonlage für das Schlaflied zu finden. Das Küken hielt sich die Ohren zu.
„Moment, ich habe es gleich.“ Ich merkte, wie sich mein Kehlkopf langsam lockerte und wundervolle Töne meiner Kehle entwichen:
„Kleines Gänschen, gute Nacht“, sang ich sanft.
„Hab´ ein Lied dir mitgebracht.“ Das Küken rollte sich wohlig ein.
„Damit du findest in den Schlaf.“
„Olli ist ein ziemlich dummes Schaf.“ Die kleine Gans giggelte mit geschlossenen Augen.
„Morgen ist ein schöner, neuer Tag.“
„Weißt du, dass ich dich so furchtbar mag?“ Das kleine Lied machte mir richtig Spaß.
„Hast du gehört?“, flüsterte ich. „Ich mag dich, kleines Küken!“
Doch es war schon längst eingeschlafen und schnarchte lauter als meine Großmutter.
„Gute Nacht, Gänslein. Bis morgen“, verabschiedete ich mich leise…

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