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Das unendliche Hüttchen...

Das unendliche Hüttchen...

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Das unendliche Hüttchen...

"Bald werde ich 7 Jahre alt" dachte Åsa als sie im tiefen Schnee mit offenen Schuhen und ohne Handschuhe auf die kleine rote Holzhütte ihres Großvaters zu stolperte. Ihr kurzer blonder Bubi Schopf lugte frech unter der Fellmütze aus Rentierhaar hervor und voller Kontrast leuchteten ihre Wangen in der Farbe der winterlichen Abendsonne. Ihr war nicht bewusst das dieses Häuschen seltsamerweise von Wohnhaus aus nicht sichtbar war - aber das Wohnhaus vom Häuschen - und das obwohl weder ein Baum noch ein Hügel irgendwie den Blick versperrte.
"Heute gehe ich hin", dachte sie. "Bin ja bald gross" und lachte sich ins farblose Fäustchen. Sie ging einmal herum und während ihr der frische Schnee in die Schuhe fiel zählte sie 15 Schritte. "Sooo klein ?" dachte sie enttäuscht und öffnetet die Tür, die sich zäh in die Zarge klammerte und bei -22 Grad ihren angestammten Platz verständlicherweise nicht verlassen wollte. Åsa schlüpfte hinein, zog die Tür wieder zu und versuchte mit ihren blausteifen Fingern im stock finstern Hüttchen die Taschenlampe aus ihrem Gürtel zu ziehen. Klick ! Die Lampe war an. Erstaunt formte sich ihr Mund zu einem kreisrunden O und ihre Augen bekamen die gleiche Grösse wie die Scheinwerfern ihres Schulbusses. Der Raum war mindestens 100 m breit und doppelt so lang. Ohne zögern schritt sie auf die Flügeltür am Ende des Raumes zu.
Auf halber Strecke merkte sie, das es angenehm warm wurde und als sie die Mütze abnahm kam ihr leuchtender Schopf zum vor scheinen. Als sie die Flügeltür erreichte taten ihre Füße weh und als sie sich bückte um die zu engen Stiefel aus zuziehen fielen ihr die blonden Haare plötzlich über die Schulter. Barfuß lief sie weiter durch den zweiten Raum und entledigte sich ihrer Jacke die überall spannte und gleich zu bersten schien. Links und rechts standen wunderschöne Rentiere in leuchtenden Geschirr und schauten ihr entspannt zu während sie ihr Waldmoos kauten. Als sie endlich den dritten Raum erreichte , welcher voll von Zimtduft, Geschenken, Kerzen und Glaskugeln war, gab es kein Kleidungsstück mehr an ihrem Körpern und ihre goldbraunes Haare fiel lang den Rücken hin. Sie durchschritt staunend den Raum, der aus einem Meer von Geschenken in allen Größen und Formen zu bestehen schien. Als sie die kleine Holztür am Ende erreichte dachte sie: " Das glaubt mir Mama und Papa nie ! " Als sie die Tür öffnete und gebückt durch den alten Holzrahmen aus der Hütte ihres Großvaters in die Sonne trat, in der sie sich gefühlte 15 Minuten aufgehalten hatte war es Sommer draußen - und Åsa 14 Jahre alt.

Also Åsa in ihrem Bett wach wurde und die Augen aufschlug fing sie an zu strahlen. "In knapp einem Monat ist Heiligabend "dachte sie und der Duft von frisch gebackenen Brot stieg ihr in die Nase. Der Traum fiel ihr ein und sie stellte fest, das oft nur eine dünne Tür von wenigen Zentimetern dicke die reale Welt von der Welt der Phantasien trennen kann. Das drinnen vom draußen, den warmen Raum vom kalten, den Überfluss vom Mangel oder das Leid vom Glück. Sie knutschte Lucky ihrer Setter auf die Nase, sprang in ihre Hausschuhe und lief die Treppen zum Frühstückstisch herunter an dem die Familie sie schon freudig strahlend mit einer riesigen Tasse Kakao erwartete….

Lappland, Nordschweden, -21 Grad
Heute morgen übrigens -28 Grad

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