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Der 26,5m Stahlkutter - mein Arbeitsplatz - Mein Kampfplatz für den Frieden...

Der 26,5m Stahlkutter - mein Arbeitsplatz - Mein Kampfplatz für den Frieden...

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Manfred Sagan


Premium (Pro), Stralsund

Der 26,5m Stahlkutter - mein Arbeitsplatz - Mein Kampfplatz für den Frieden...

Der 26,5m Stahlkutter - Das Schlachtross der Sassnitzer Hochseefischer...
Die „65“ lange überschritten, fahren sie immer noch! Auf der Volkswerft in Stralsund gebaut wurden sie in den 50er Jahren an das damalige Fischkombinat Saßnitz übergeben. Der Latschen war unverwüstlich, ein sogenanntes „Stehaufmännchen“, unheimlich Seetüchtig standen sie lange Zeit an der Spitze aller DDR-Fischereischiffe. Die Seitenfangtechnik und das stauen von beeistem Frischfisch in Kisten war schwere körperliche Arbeit, ich nannte das - Raubbau an der Gesundheit. Die sieben Besatzungsmitglieder waren im Deckshaus, nicht mehr im Vorschiff wie auf damaligen Kuttern üblich, untergebracht. Ihnen standen zwei 2-Mann- und eine 4-Mannkammer, gleichzeitig als Messe genutzt, zur Verfügung. Das Aktionsfeld dieser Kutter erstreckte sich auf die gesamte Ostsee, die Nordsee von Svinöy im Norden bis Westausgang des Ärmelkanals sowie die schottischen Gewässer (zur Fischübernahme) und Mauretanien vor Westafrika. Sie konnten 800 Kisten zu 40 kg im Fischraum und zusätzlich Decksladung als Faßware (Salzhering) mitbringen. 1984 gingen 4 Kutter auf Weltreise. Ausgerüstet mit Klimaanlagen und einer Satellitennavigation machten sich die ersten beiden Kutter auf den 8400 Seemeilen langen Weg zum ostafrikanischen Beira in Mosambik, wobei sie auch das Kap der Guten Hoffnung umfuhren. Im mehrjährigen Einsatz halfen ihre Fänge, die katastrophale Nahrungsmittelnot in Mosambik zu lindern. Fern der Heimat und weitgehend auf sich allein gestellt, bewiesen sie ihre Tropentauglichkeit. Die Ära dieser Veteranen ging auch nach der Wende nicht zu Ende. 13 von 44 noch vorhandenen Kuttern, erwarben 1991 Sassnitzer Kapitäne von der Treuhand zum Preis von rund 30000 DM. Die restlichen wurden stillgelegt, an andere Interessenten verkauft, verschrottet oder als Fotomotiv in die Pier gelegt.

Commentaire 4

  • Jens Demuth 11/04/2021 10:22

    Toll mit den Infos dazu aus "erster Hand".
    Grüße, Jens
  • Manfred Bartunek 11/04/2021 8:50

    Manne, eine interessante Geschichte für jemanden "aus den Bergen" !
    Bist Du wirklich auf DIESEM Kutter im Dienst gewesen oder hast Du ihn nur symbolhaft abgebildet?
    Gruß Manfred
    • Manfred Sagan 11/04/2021 11:33

      Moin Manne! Nein, ich bin nicht auf diesem Kutter "Havel" gefahren. Ich war auf dem Frosttrawler SAS-416 "Jan Mayen" und natürlich auch anderen Schiffen innerhalb des VEB Fischfang Sassnitz. Es kam aber schon mal vor, das man auf einem Kutter eine Vertretungsreise machen musste. So bin ich auf den Kuttern "Bode" und "Unstrut", beide Baugleich mit der "Havel", kurzzeitig gefahren. In den 50er Jahren gebaut, hatte der eine Kutter in der Kombüse noch eine Herd mit Kohleheizung! Beide Reisen habe ich in die Ostsee gemacht. Eine Reise auf Hering, eine auf Sprotten. Auf den Kuttern gab es keinen Schichtbetrieb. Wenn Fisch - dann Fisch! Viel Fisch - viel Geld! Wenn Laderaum voll, meist nach 5-7 Tagen dann ab nach Sassnitz und schnell nach Hause zu Mutti! Am nächsten Morgen ging es wieder raus. Ein Kräftezehrender Job aber gut bezahlt... 

      Manne, beste Grüße in die Tiroler Berge!