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Der Blick - Bild mit Kurzgeschichte (Altes wieder hochgeladen)

Der Blick - Bild mit Kurzgeschichte (Altes wieder hochgeladen)

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Hera K.


Free Account, Mannheim

Der Blick - Bild mit Kurzgeschichte (Altes wieder hochgeladen)

Es ist kurz vor der Zeit. Sie steht hinter dem Vorhang, der aussieht wie ein schnorkliches Lichtsystem eines Haremfensters. Den ganzen Hof kann sie überblicken. Den Mann habe sie sofort erkannt. Suchenden Auges geht er über das Sandquaderpflaster.

Es klingelt. Sie nimmt den Hörer der Sprechanlage, dann drückt sie den Türöffner. Nach einer Weile öffnet sie die Tür und erwartet den Mann mit übereinandergeschlagenen Beinen lässig an den Türrahmen gelehnt.

Er kommt die Treppen herauf mit lächelnden Augen, frohen Blickes, betritt den Wohnbereich. Keine lange Begrüßung-

Kurzes Mustern. Er hat flinke lustige Augen. Ihr Blick schweift von oben nach unten. Keine Stelle wird ausgespart. Ohne Umschweife alle Unwichtigkeiten wegelassen, bewegen sie sich auf das eigentlich gewollte, wichtige hinzu.

Kleine Häppchen von Melone und Schinken, passierte Himbeeren in aphrodisierendes Getränk. Erotische Früchte.

Begeben sich zielstrebig in das besagte Gemach. Die Bewässerung der Wüste Gobi beginnt ohne viele Schnörkel, denn Wüstenlandschaften haben keine Schnörkel. Wüstenlandschaften ziehen alles in sich auf, wie ein Schwamm.

Es ist leise, die Küsse sind verhalten.
Es kam ihr leise und alleine.

Beim Sprechen hat sie die Hand aufgelegt. Fühlte es pulsieren, wie einen kleinen Vogel, warm samtig und empfindlich. Ob Handauflegen helfe, fragte er. Sie führte ihn in ihr Paradis, und bewegte sich auf ihm.

Und da ist er, dieser Blick, dieser zweifelnde ängstliche Blick, aus den Augenwinkeln unter den Lidern hervor. Bewegungslos und dann wieder ausweichend. Die Suche nach dem Fluchtweg.

Er hat ihr Erkennen gemerkt. Greift verzweifelt nach ihrer Brust und berührt sie und fällst wieder in das Stimmungsbild zurück. Der Blick, der Mund halb geöffnet, aber so als ob er bald schreien wollte. Dann sagst er zu ihr, ER zeigt Anzeichen von Schwäche. Bedauern, Trauer, was immer auch, das Alter, das vermeintliche liegt in seiner Stimme und schleicht sich in sein Bewußtsein.

Er zieht sich an, und so wie er gekommen ist mit lächelnden Augen, frohen Blickes, verläßt er den Wohnbereich und bewegst sich die Treppen hinunter.

Mann auf der Flucht.
Und der Blick.

Von Jutta alias Hera.Klit

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