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Der große, böse Wolf

Der große, böse Wolf

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Oliver Schiebek


Premium (World), Düsseldorf

Der große, böse Wolf

„Erzählst du uns bitte nochmal die Geschichte vom großen, bösen Wolf?“, bat mich eines der drei Schweinchen.
„Oh ja, bitte!“, quengelten die anderen zwei. „Die ist so spannend!“
„Na gut, dann macht es euch mal bequem.“ Die Schweinchen rückten näher zusammen.
„Also, die drei kleinen Schweinchen saßen gemütlich beim Frühstück, als es an die kleine Tür ihres winzigen Häuschens klopfte.
„So lasst mich doch herein, ihr Schweinchen!“, ertönte von außen eine hohe Fistelstimme. Die drei Schweinchen öffneten die Tür.
Dort stand ein großer, böser Wolf in einem rosa Ballettkleidchen, an den Füßen feinste Ballerina-Schuhe. In der einen Hand hielt er einen bunten Strauß Blumen, in der anderen einen Korb mit köstlichen Blaubeer-Muffins und einem dicken Laib Bananenbrot, das getoastet und gebuttert besonders gut schmeckt.
„Guten Morgen, meine Freunde! Schön, dass ihr mich mal wieder zum Frühstück eingeladen habt“, säuselte er und trat ein…"
„Das ist nicht die Geschichte vom großen, bösen Wolf!“, beschwerten sich die kleinen Wildschweine. „Die geht anders!“
„Ja, der ist ja viel zu nett!“ Die drei kleinen Racker waren ziemlich enttäuscht.
„Hmm, da habe ich die Geschichten wohl durcheinandergebracht. Soll ich noch mal von vorne beginnen?“
„Wir bitten darum!“, forderten die Frischlinge und kuschelten sich näher an mich.
„Hört gut zu! Eines schönen Tages besuchten die drei kleinen Schweinchen den großen, bösen Wolf, der sich in einem Resozialisierungs-Projekt befand, weil er beim Schwarzfahren in der U-Bahn und beim Klauen einer Karotte im Supermarkt erwischt wurde. Als sie dort erschienen, saß der Wolf gerade im TTFGBW-Kurs."
„Was ist das?“, wollten die Schweinchen wissen.
„Therapeutisches Töpfern für große, böse Wölfe!“, antwortete ich.
„Diese Story ist albern!“, schimpften die Schweinchen. „Wir wollen endlich die richtige, gruselige Geschichte hören!“
„Na gut, ihr wolltet es so! Die drei Schweinchen saßen abends vor dem Fernseher und schauten das Sandmännchen, als es lautstark gegen die winzig kleine Tür ihres noch winzigeren Häusleins hämmerte, so dass der Putz von der Decke fiel. „Wer ist da?“, fragten sie ängstlich.“
Ich nahm all mein schauspielerisches Talent zusammen, blies die Backen auf, schaute so böse wie es ging und sagte mit tiefer, grummelnder Stimme in Richtung der Schweinchen: „Ich bin´s! Der große, böse Wolf und ich puste und ich blase und ich schnaube, so dass euer kleines, niedliches Heim in sich zusammenfällt!“ Dabei packte ich die kleinen Schweinchen und schüttelte sie durch, so dass sie vor Vergnügen quiekten.
„Ja, das ist die richtige Geschichte, los erzähl´ weiter!“, sagten sie begeistert.
Und das tat ich dann auch, bis sie glücklich und zufrieden einschlummerten…

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