Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Die Entführung der Braut

Lubitel 166

Orwo NP 27 (abgelaufen im Juli 1989 - schrammfarbscan)

Foto: 2. August 2010

Der Film war ein großzügiges Geschenk von Frechdax .

Vielen Dank du.



Die Entführung der Braut


„Wo soll es denn hingehen?“ fragt Sabimaus und setzt sich hinten in den Wagen. Sie nimmt ordentlich Platz, ihr Kostüm ist doch etwas arg kurz geraten. Ihre drei männlichen Entführer wirken lustlos und haben weder etwas Rabiates, noch etwas Brutales an sich.

„Aber nicht, dass mein Kostüm schmutzig wird!“ Sabimaus schaut streng. Sie hat nicht in weiß geheiratet, weil dass ja etwas unpassend ist, als Frau deutlich über dreißig und sogar einiges über vierzig. Dazu noch als Vorstadtsekretärin und Partybonbon, regional bekannt.

„Findest du, dass Uwe zu dir passt?“, fragt der Oberentführer und Wagenlenker, seines Zeichens auch Brautcousin.

„Die Frage stellt sich doch gar nicht, ob er passt!“ Sabimaus bekommt dabei ein pikiert violettes Gesicht, welches ihrem Teng allgemein schadet.

„Wir finden jedenfalls, dass Uwe ein Arsch ist!“, meint der Cousin. Die beiden anderen Herren im Wagen pflichten ihm deutlich nickend bei.
Sabimaus richtet ihre Frisur ein wenig und blickt scheinbar unberührt aus dem Fenster. Etwas Lippenstift drauf und schon fühlt sie sich wehrhafter.

„Wir fahren zum ‚Alten Ochsen’!“ schlägt der Cousin vor.
„Sauer?“, fragt er dann nach einer Weile des allgemeinen Schweigens und beobachtet Sabimaus durch den Innenspiegel.

„Nein, nur wie kommt ihr darauf, dass ich nur aus Liebe heirate!?“

„Dann sind wir ja beruhigt!“

Der Wirt im „Alten Ochsen“ will eine Runde ausgeben. Er kennt alle als Stammgäste, insbesondere die Sabimaus.
„Der Bräutigam muss nachher zahlen!“, bestimmt der Cousin. Man trinkt den viel zu süßen Haussekt.

Nach einer Weile des Gähnens wird vorgeschlagen die Leute um den Bräutigam zu benachrichtigen, damit mal so allmählich die Zeche gezahlt wird. Sabimaus geht zum Wirt an den Tresen und fragt diesen: „Sag mal Karl-Heinz, findest du mich eigentlich immer noch gut aussehend?“

„Ich bin ein höflicher Mann, besonders am Tage deiner Hochzeit, Sabine!“

„Uwe passt nicht zu mir, stimmt’s!?“

„Nein, er passt nicht zu dir!“

„Und er ist ein Arsch?“

„Ja, kann man wohl sagen!“

„Und ich bin nicht mehr gut aussehend?“

„Das hab ich nicht gesagt!“

„Dann bin ich doch noch ein bisschen hübsch?“

„Sabine, es fällt mir einfach schwer einer Dame in deinem Alter und mit deiner dem Alter entsprechenden Figur in einem engen Kostüm und mit beleidigter Gesichtsfarbe zu sagen, dass sie hübsch sei.“

Sabimaus schweigt und richtet noch mal ihre Haare und gönnt ihren Lippen etwas mehr Glanz. Der Wirt stellt ungefragt eine Flasche Korn und zwei Schnapsgläser auf den Tresen.

„Gleich kommt Uwe, mein Mann. Was soll ich dann bloß machen?“

„Fall ihm um den Hals und biete ihm eine unvergessliche Hochzeitsnacht und noch eine tolle Nacht und dann ein bis zwei nicht ganz so tolle Nächte und dann lass ein paar Tage vergehen. Nach ein paar Wochen seelischer Grausamkeit verlass ihn und reich die Scheidung ein.“

„Das klingt gut, Karl Heinz, aber dass mit den Nächten würde ich gerne weglassen.“

„Gut, dann halte ich ihn hier auf und wir füllen das Schwein ab!“

„Genau, mach den miesen Dreckskerl besoffen, bis er kotzt!“

„Fein, mach ich. Dann kommst du also heute nach der Feier zu mir?“

„Klar, mein Schatz, so wie gestern und vorgestern!“


10. August 2010

... in denen 46 vor dem komma steht
... in denen 46 vor dem komma steht
Matthias von Schramm

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