Michael Jo.


Premium (Pro), aus Purer Lust

Die Geschichte vom dicken, fetten Pfannekuchen

(norddeutsch: Eierkuchen),

Version eins:

eines Tages - es war an einem regnerischen Tag im Hochsommer des Jahres 2012
(d.h.: eigentlich hätte es Hochsommerwetter sein müssen ...) -
kehrte Michael nach des Tages langer Wanderung hungrig
in die gemütlich eingerichtete, kleine Ferienwohnung am Rande des Rothaarsteiges zurück.
Eigentlich hatte er sich auf ein frischgezapftes Veltins
beim nahen Kneipier und Vermieter dieser FeWo-Siedlung gefreut,
der auch als Koch sein Geschäft verstand.

Doch da der Hunger diesmal grösser war als der Durst,
und Michael unterwegs schon für das Frühstück am nächsten Morgen einige Kleinigkeiten besorgt hatte
(es war Freitagabend und er erwartete den Besuch seiner Liebsten aus dem fernen Berlin ) ,
- unter anderem mit einem Viererpack frischer Eier (aus Bodenhaltung
und von freilaufenden Hühnern, versteht sich) frischer Milch, Rübenkraut
und unterwegs selbstgeernteten Johannisbeeren -
und Michael im Hängeschrank eine Tüte Mehl, Salz und div.a. Kleinigkeiten fand,
entschloss er sich kurzerhand,
einen Eierkuchenteig anzurühren und die Pfanne auf den Herd zu setzen.

Irgendwann - beim 2. oder 3. Exemplar in der Pfanne und drei Flaschen
Gerstensaft lachte ihn der Pfannekuchen an ,
- merkwürdig, dachte Michael.
Als er den Teller mit dem fertig dekorierten Pfannkuchen
auf dem rustikalen Esstisch aus echter Sauerländer Kyrill-Fichte abstellte
und dabei zufällig sein eigenes Gesicht im Spiegel gegenüber warnahm
und dann die Form des Eierkuchens auf dem Teller betrachtete ...,
da erinnerte er sich der Geschichte, die er schon als kleiner Junge
am Rande der Rothaarberge gelesen hatte,
und die lautete wie folgt :

Es war einmal eine Mutter, die hatte sieben hungrige Kinder. Da nahm sie Mehl, Milch, Butter, Eier, Zucker - und etwas Salz nicht zu vergessen - und machte einen schönen, dicken, fetten Pfannkuchen. Der lag in der Pfanne und ging auf, dass es eine Freude war. Die Kinder standen alle ringsherum, und der alte Großvater sah zu.

Da sagte das erste Kind:

"Ach, gib mir doch ein bisschen Pfannkuchen, liebe Mutter."

"Liebe, gute Mutter",

sagte das zweite.

"Liebe, gute, schöne Mutter",

sagte das dritte.

"Liebe, gute, schöne, beste Mutter",

sagte das vierte.

"Liebe, gute, schöne, beste, süße Mutter",

sagte das fünfte.

"Liebe, gute, schöne, beste, süße, einzige Mutter",

sagte das sechste.

"Liebe, gute, schöne, beste, süße, einzige, herzige Mutter",

sagte das siebente.


Aber die Mutter sagte: "Wartet, bis er sich umgedreht hat." Sie hätte sagen sollen: "Bis i c h i h n umgedreht habe." Denn als der Pfannkuchen hörte, dass er sich umdrehen könne, dachte er: Was? Zum Essen bin ich vie! zu schön. Ich will mir lieber erst einmal die Welt ansehn statt sofort gegessen zu werden.
Und damit machte der Pfannkuchen einen Sprung und sprang, kantapper, kantapper, aus der Pfanne heraus und zur Tür ........... ........... ................................. kantaper, .. kantaper .. kantapper ........................................
usw. usf ...
er rollte den Rothaar-Gebirgshang hinab und hinunter ...
und machte sich - .. kantaper ... kantapper ... -
davon in die grooooooosse, weite Welt .


Michael aber schlief an diesem Abend seelig ein;
er schlief ... und schlief ....,
bis er am nächsten Morgen mit einem Kuss geweckt und einem
gedeckten Frühstückstisch überrascht wurde
- allerdings ohne Frühstücksei.

--- 1951 / 2011, die Drachen meiner Kindheit  ---
--- 1951 / 2011, die Drachen meiner Kindheit ---
Michael Jo.


erholt zurück - und zufrieden (!) -
erholt zurück - und zufrieden (!) -
Michael Jo.

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