5 656 8

Bodo.K


Premium (World)

Die Holsteiner Treppe

112 bunte Stufen sind es vom Glück bis zum Mut. Dazwischen warten auch weniger schöne Gefühle. Die Holsteiner Treppe im Quartier Ostersbaum ist ein begehbares Kunstwerk.

Warum halten Menschen beim Treppensteigen inne? Manch einer verschnauft vielleicht, während ein anderer aufs Smartphone schaut, etwas aus der Tasche holt oder die Aussicht genießt. All das ist auch auf der Holsteiner Treppe möglich, die steil zwischen Elberfelder Hauswänden klemmt. Vom oberen Ende aus blickt man über Mauern, Dächer und einen mediterran anmutenden Balkon hinweg Richtung Westen zur Turmspitze der Friedhofskirche. Aber tatsächlich bietet die Freitreppe, die von dort, wo die Gathe in die Uellendahler Straße übergeht, in gerader Linie hinauf zur Holsteiner Straße führt, noch einen anderen Anlass zum Verweilen. Und der macht das um 1900 errichtete Bauwerk im Quartier Ostersbaum mit seinen 112 Stufen zu etwas Besonderem. Nicht nur in Wuppertal, wo es allein im öffentlichen Raum 469 Treppen gibt.

Jeder Schritt ein Gefühl
Die Holsteiner Treppe ist bunt, jede Stufe hat eine andere Farbe. Zwischen 10 und 15 von ihnen bilden je ein Ensemble, getrennt von insgesamt acht asphaltierten Podesten, mit ein paar Sitzgelegenheiten und einem Kaleidoskop-Fernrohr. Wer von oben nach unten geht, sieht nur den in die Jahre gekommenen Anstrich. Wer die Stufen hinaufsteigt, entdeckt an jeder Stirnseite eine Begrifflichkeit, montiert in Versalien des Schrifttyps „Humanist“. Mit „Glück“ geht es los, über „Heimat“ zu „schlechtes Gewissen“, weiter zu „Zorn“ und „verlassen“ zu „beistehen“ und „Tiefe“, von „Nähe“, „Güte“ und „Treue“, „Rache“ und „Schuld“, zu „heilen“ und „wertschätzen“. Die Einheiten vermitteln mal positive, mal negative Gefühle. Passend dazu nannte der verantwortliche Künstler Hort Gläsker sein Transformationswerk „Scala dei sentimenti“, italienisch für „Treppe der Sinne“.

Quelle: https://www.wsw.info/ausgabe-182/artikel/holsteiner-treppe

Commentaire 8