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Ein Morgen in Budapest

Ein Morgen in Budapest

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Ein Morgen in Budapest

Die kräftigen Sonnenstrahlen kündigen es an – der Sommer ist bald da!
Doch ansonsten herrscht noch Ruhe auf dem Nyugati pályaudvar (Westbahnhof). Am Morgen finden sich nur wenig Passagiere ein. Die Hektik des Tages ist noch fern. Aber bald wird der Ansturm einsetzen – sicher werden sie kommen – die Arbeiter, auf dem Weg zur schlecht bezahlten Schicht; die Bauern, welche auf den Markt in die Hauptstadt müssen; die Anwälte und Bänker, deren Anzüge nicht so recht ins Bild passen; die Schach- und Hütchenspieler, welche meist gemieden werden; die Schüler und Studenten, laut schwatzend und noch sorgenfrei; die Geldwechsler und Missionare, wartend auf das nächste Opfer; die müden Rentner, welche nur noch selten auf bessere Zeiten hoffen; die Schwarzhändler, immer auf der Flucht; die Bettler und Wohnungslosen, denen nichts mehr geblieben ist außer ein paar Erinnerungen und zum Schluss die Touristen, welche im Mekka der Sorgen am meisten um die Geldbörse und ihre Fotoapparate bangen. Doch das Rad der Zeit dreht sich weiter, unaufhörlich und nicht am Schicksal Einzelner interessiert und so wartet die V 46 004 (800 kW / 80 km/h) auf den nächsten Rangiereinsatz. Und wenn es soweit ist, wird die "Papagáj-Szili" V 43 2171 (2200 kW / 130 km/h) den Schnellzug nach Györ auf den Weg bringen …
Ja – der Sommer kommt – unaufhaltsam und in Ungarn ist er glühend heiß, mit Schweißperlen auf dem Rücken.
Am Bahnhof duftet es nach Öl und in der Ferne sieht man nur ein Flimmern.
Am Ende ist alles eben doch nur eine Fiktion?



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