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Ein würdiger Rahmen für den abwesenden Cerro Torre

Ein würdiger Rahmen für den abwesenden Cerro Torre

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Nicola Stein


Free Account, Althengstett

Ein würdiger Rahmen für den abwesenden Cerro Torre

Die Nacht im Campamento de Agostini unterhalb des Lago Torre war die unruhigste dieses Urlaubs. Der patagonische Wind zeigte uns, weshalb in El Chalten die Schilder standen, man solle sein Auto nur parallel zum Fluss parken - querstehende sind schon umgeblasen worden.
Der Sturm heulte die ganze Nacht, jede dritte Böe fuhr ins Wäldchen des Camps und prüfte die Sturmfestigkeit unseres Zeltes. Standfest war es - aber wer hatte die Schnapsidee, die obere Hälfte der Eingänge im Innenzelt nur mit Moskitonetz zu versehen aus Gewichtsgründen? Der Wind wirbelte den Sand unter dem Außenzelt hindurch in die Apsidien. Gegen Morgen lag eine dicke Sandschicht über allem...

Als ich um 5:00 aus dem Zelt sah, war der Cerro Torre frei, also nichts wie hinaus in der Hoffnung auf tolle Sonnenaufgangsbilder wie am Fitz Roy. Hier war es nur ein Spaziergang von 10 Minuten bis zur Moräne am Lago Torre. Als ich über die Kante der Moräne am See kam, lernte ich zwei Dinge:
1. Zehn Minuten reichen in Patagonien für einen Wetterwechsel: Die früh angreifenden Wolken hatten den Cerro Torre verschluckt und drängten ins Tal hinein. Mit Ihnen kam Regen, der im Sturm zu fliegenden Nadeln wurde.
2. Wenn querstehende Autos umgeblasen werden können, dann gilt das erst recht für hochkant stehende Menschen - über die Kante der Moräne bin ich wörtlich auf allen Vieren gekrochen und habe mich hinter einen großen Felsen gekauert.
Die Sonne ging hinter mir in einem strahlend blauen, klaren Himmel auf und tauchte die Wolkenwand vor mir in rotes Licht, wo eigentlich der Cerro Torre hätte stehen sollen. Die Wolken kamen aber bei aller Anstrengung nicht weiter voran, über dem Lago Torre lösten sie sich genauso schnell auf, wie sie über den Kamm geblasen wurden.
Die Stunde Hartnäckigkeit im Regen zahlte sich aber doch noch aus, als sich bei steigender Sonne ein Regenbogen über dem Tal bildete.
Diese Pattsituation blieb dann stundenlang bestehen. Im Abstieg nach El Chalten sahen wir noch gegen Mittag als letzten Blick diesen Regenbogen.

Alle Fotos entstanden im hit-and-run-Verfahren: Aufrichten, fotografieren, wegducken, Linse trocknen. Bei den Serienaufnahmen für die Panos waren Linse und ich am Ende der Serie recht nass.
Also beschwert Euch bitte nicht über schwammige Stellen im Pano wie z.B. am rechten Gipfel - diese Tropfenflecken gehören für mich dazu. Die BIlder können die Wildheit des Wetters sowieso nicht richtig wiedergeben.

P.S. So hätte er eigentlich aussehen sollen:

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