Blue Bear Revival


Premium (Pro), Buchholz

Einen Kindheitstraum …

… haben sich die Ingenieure der DLR bei der Konstruktion der Trassen in den Londoner Docklands wohl erfüllt.

Enge Radien, steile Steigungen, wilde Kreuzungen und kühne Brückenbögen …

Jedenfalls habe ich so als Kind mit meiner LEGO-Eisenbahn versucht, Kreuzungsbahnhöfe zu kreieren und in Betrieb gehen zu lassen.


Mit dem Siegeszug des Transport-Containers und den immer größer werdende Container-Seeschiffen, verlor der östlich der City gelegene Londoner Hafen, die Docklands, zunehmend an Bedeutung und die Hafenanlagen verfielen immer mehr.

Nach dem Neubau eines Containerhafens in Essex übernahm die Regierung in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts die Kontrolle über die nun gänzlich überflüssig gewordenen Hafenarreale und Stadtplaner begannen ein riesiges Gebiet (dagegen ist die Hamburger Hafen City ein kleines Dorf) für Geschäfts- und Wohnbebauung zu entwickeln. Das Gebiet entwickelte sich sehr schnell, der öffentliche Nahverkehr kam mit der Entwicklung nicht hinterher, das Londoner U-Bahn Netz reichte in dieses Zonen nicht hinein. Planung und Verlängerung der bestehenden Underground Linien dauerten zu lange und waren zu teuer.

Anfang der 80er Jahre tauchte schließlich der Plan eines Stadtbahn ähnlichen Schienentransportsystems auf, das vor allem durch die Nutzung der brach liegenden Trassen und Brücken der alten Hafenbahn kostengünstig zu erstellen wäre.

Die DLR – Docklands Light Railway – war geboren.

Ab 1985 wurde das Grundnetz auf drei Linien mit 13 km Streckenlänge und 15 Stationen errichtet und mit 2 Wagen Triebzügen betrieben, die aber schon von Anfang an vollautomatisch computergesteuert ohne Triebfahrzugführer verkehrten.
Die Kosten für das Grundnetz betrugen fast schon sensationell niedrig zu nennende 77 Mio. Pfund.

In den zwei folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die DLR sehr schnell zu einem Erfolgsmodell. Strecken wurden verlängert, neue Streckenäste kamen hinzu, die Bahnsteige wurden für den Betrieb von 8-Wagen-Zügen verlängert.

Heute steuert die DLR neben dem Bürohochhausviertel Canary Wharf u.A. auch den Londoner City Airport an, bietet an mehreren Punkten Umsteigemöglichkeiten zur London Underground und Overground. Das heutige Streckennetz mit 34 km Länge und mittlerweile 45 Stationen wird wie die London Underground unter der Regie von Transport for London betrieben und ist somit auch Teil des gesamten Londoner Tarifsystems.

Mein Foto zeigt die Kreuzungsbauwerke nahe der Station „Poplar“ an der vier Streckenäste zusammentreffen, und die Züge der DLR die Möglichkeit haben, jeden dieser Streckenäste anzusteuern.
Das Foto selbst entstand aus einem fahrenden Zug der DLR. Und zwar aus dem Stirnfenster (gibt ja keinen Lokführer), daher auch die Qualität des Fotos etwas eingeschränkt.

Wir haben bei unserem London Aufenthalt, Ende August; die DLR immer genutzt, wenn wir von unserem komfortablen Hotel in den Docklands in die Londoner Innenstadt wechseln wollten. Schnell, kostengünstig mit der Oyster-Card und vor allem pünktlich und spannend.


Die Ingenieure der DLR haben ihre abenteuerlichen Trassen und Kreuzungen jedenfalls fertig bekommen, ich dagegen bin damals meistens an fehlendem Material gescheitert …


Aufgenommen mit Panasonic Lumix DMC-FZ48,
Vereinigtes Königreich, London, Docklands, August 2018

Ein paar Tage zuvor

Clear for landing at Heathrow
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Blue Bear Revival

Commentaire 23

  • Reinhard Müller 20/12/2021 18:25

    Das ist Planungs- und Baukunst pur. Bei den engen Kurven und den ordentlichen Hügeln werden wohl alle Gelenke der Bahn bis zum Anschlag bewegt. Ob das da wohl ordentlich gequietscht hat? Meines Wissens haben die Starrachsen der Zuge in den Kurven wegen der unterschiedlichen Radien ein technisches Problem und das äußert sich lautstark.
    Dein Bild äußert sich mir gegenüber jedenfalls positiv. Du zeigst das gewagt, geordnete Durcheinander auf plastische Art und Weise.
    Liebe Grüße
    Reinhard
    • Blue Bear Revival 20/12/2021 22:41

      Interessanter Aspekt, den Du hier aufzeigst ...
      Meiner Meinung nach zeigt die Stellung des vorderen Rades, dass die Achse nicht starr zum Wagengehäuse gelagert ist, obwohl mir hier kein Drehgestell des Triebwagens vorzuliegen scheint. Somit sind Vorder- und Hinterachse jedenfalls nicht parallel, was mir bei solch kleinen Radien sowieso nicht praktikabel erscheint.
      Ich weiß nicht, was Du genau unter Starrachsen verstehst ... aber die Räder einer Achse müssen wohl nach wie vor parallel zu einander stehen ... sonst droht mE Entgleisung. 
      Ob eine höhenmäßig vorgenommene Einzelradaufhängung bei Schienenfahrzeugen sinnvoll sein kann, mag ich mangels Expertenwissen nicht zu beurteilen. Was ich aber weiß, dass trotz der engen Radien die Züge weniger gequietscht haben als bei der Hamburger Hochbahn ...
      Danke für die Anregung meiner Gedanken, ich wünsch Dir eine entspannte Vorweihnachtswoche.
      Lockdownige Grüße trotz dritter Spritze :-))
      Gerd
    • Reinhard Müller 22/12/2021 17:57

      Ein Drehgestell mit 2 Achsen wird er sicherlich haben. Mit Starrachse meine ich, dass die beiden Räder mit einer starren Welle fest verbunden sind. Das wird gerne gemacht, um den seitlichen Abstand der Räder jederzeit exakt zu gewährleisten. Sie haben ja nur jeweils auf einer Seite den seitlichen vertikalen Führungsring (oder wie der heißt) Damit kann die Bahn seitlich nicht von den Schienen rutschen, das Maß muss aber so eng und genau wie möglich sein, damit die Bahn bei Geschwindigkeit seitlich nicht zu doll hin und her eiert. Die Genauigkeit bei Einzelradaufhängung herzustellen und auf Dauer zu gewährleisten ist aufwendig und teuer.
      Bahnen mit Starrachsen quietschen sogar in einer kleinen Kurve, da das innere Rad weniger drehen möchte, als das äußere. Das geht aber durch die feste Achswelle nicht und somit rutscht ein Rad geräuschvoll über die Schiene um die Physik auszugleichen. In Bielefeld werden die Schienen in den engen Wendekurven am Linienende in Wohngebieten automatisch geschmiert, damit es weniger Geräusche gibt.

      Nun war ich aber neugierig und habe mal nach Bahnen mit Einzelradaufhängung gegooglet. Sie gibt es tatsächlich, z.B. in ... London. Somit ist auch die enge Kurve in deinem Bild kein Problem.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Bombardier_Flexity_Swift
       
      Wieder etwas gelernt - nun muss ich nur aufpassen, dass ich das nicht wieder vergesse :-)))

      Üppige Geschenke zu Weihnachten wünscht dir

      Reinhard
  • Reinhard D. L. 30/09/2021 16:57

    auf einer modelleisenbahn verliert man bei solchen gleisen und starkem verkehr leicht den überblick.
    gruß
    Reinhard
  • Blula 16/02/2020 13:36

    WOW, aus diesem Blickwinkel hat man fast den Eindruck, der fliegt gleich aus der Kurve ! Deine Bildbeschreibung ist wie immer prima !
    Pssst, ich hatte als Kind eine Märklin-Eisenbahnanlage ( 2 x 3 m ), alles komplett selbst zusammengebastelt;-))
    LG Ursula
  • Fotobock 21/10/2018 20:52

    Das ist stark. lg Barbara
  • emen49 16/10/2018 20:31

    Stark hast du die beiden Züge erwischt... klasse Farben... und eine super Beschreibung!
    Viele Grüße 
    Marianne
  • Eifelpixel 13/10/2018 7:06

    Ein schöner Vergleich mit der Legoeisenbahn
    Schöne Grüße Joachim
  • BurkhardLoll 07/10/2018 17:26

    Hallo Gerd,
    hat schon etwas von einer Achterbahn.
    Köstlich Deine Beschreibung. Man merkt, dass Du etwas mehr Zeit hast als früher.
    Dein letzter Satz ". . . am fehlenden Material gescheitert" erinnert mich sehr an meine eigene Legozeit.
    Gruß  Burkhard
  • Klaus Zeddel 05/10/2018 21:48

    Einen wunderbar farbenprächtigen Zug hast Du aus dieser Perspektive im richtigen Moment bei der Kurvenfahrt festhalten können. Klasse auch die Erklärung, hier kann man sehr gut das Gewirr der Schienstränge, Steigungen und Kreuzungen erkennen. Habe wieder was gelernt, war mir bisher nicht bekannt.
    LG Klaus
  • Alfred Schultz 05/10/2018 19:28

    Wollte mich gerade wundern wie sich
    die Underground "Tube" verändert hat.
    = Wieder was gelernt.
    Gruß - A.
  • Franca F. 04/10/2018 0:13

    Ein tolles Erlebnis muss es sein in diesen Zügen zu fahren.
    Dein gutes Bild ist sehr spannend und es gibt viel zu sehen.
    Auch Dein Text dazu ist sehr interessant.!!!
    LG Franca
  • Jochen aus Bremen 03/10/2018 10:05

    Gerd, u.a. auf dem Weg dahin
    Mit Thames Cable Cars über die Themse
    Mit Thames Cable Cars über die Themse
    Jochen aus Bremen

    bin ich auch mehrfach damit gefahren und kann Deinen Spaß voll verstehen. Der Aufbau mit den verschiedenen Schienenstträngen ist Dir gut gelungen.
    LG Jochen
    • Blue Bear Revival 03/10/2018 11:57

      Hallo Jochen,
      ja, die Seilbahnfahrt war auch für mich ein fotoreiches Erlebnis und eine sehr interessante und erlebnisreiche Fahrt. Erst einmal ungewöhnlich - Seilbahn im Flachland - aber dann genussreich mit den wunderbaren Ausblicken.
      GVG Gerd
  • Erika Basel 02/10/2018 19:24

    eine super info zu deiner aufnahme, ich weiß nicht ob ich mit diesen triebzügen gefahren wäre, so ganz ohne zugfrührer, ist wahrscheinlich eine gewohnheitssache.
    vg erika
    • Blue Bear Revival 02/10/2018 19:42

      Hallo Erika,
      ich habe mal gegoogelt nach Unfällen bei der DLR und nichts gefunden, außer einem Bombenattentat in der Nähe einer Station. Ich glaube, dieses System gehört zu den sichersten der Welt. Im Übrigen ist die U-Bahn in Nürnberg auch computergesteuert. Da sitzen die "Fahrer" nur noch in den Zügen zur Beruhigung der Fahrgäste :-)
      GVG Gerd
    • Erika Basel 02/10/2018 22:35

      hallo gerd,
      bin in nürnberg noch nie mit der ubahn gefahren, ist für mich auch unheimlich, da nehm ich wenn es sein muß doch lieber die straßenbahn, aber meistens doch mit den eigenen wagen und dann auch nur wenn wir in den tiergarten gehen und das ist so ein bis zweimal im jahr. wünsche dir und sabine einen schönen feiertag,
      vg erika
    • Blue Bear Revival 02/10/2018 22:43

      Wir sollten alle mehr mit dem ÖPNV fahren als mit dem Auto !
      Aber meistens ist man doch nur zu bequem ...
      Ich wünsche Dir auch einen geruhsamen Einheitsfeiertag.
      VG Gerd
      PS: Ich bin auch noch nie in Nürnberg U-Bahn gefahren, ich war da noch nie ... Dafür aber mit der DLR in London und das hat mir viel Spaß gemacht ... auch ohne einen Fahrer.
  • Ernst August Pfaue 02/10/2018 18:00

    Das Bild belegt deinen ausgezeichneten Text eindrucksvoll

    Gruß / Ernst August
  • manfred.art 02/10/2018 16:19

    lieber gerd,  spannend.. wie du alles erzählst,  beeindruckendes info und das bild ist spitze,  besonders ohne fahrer.........diese engen kurven,  es hält mich alles für einen augenblick ganz fest,  toll!!  glg manfred
  • Vitória Castelo Santos 01/10/2018 16:13

    Ein grandioses Bild... super !
    LG Vitoria