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Sundowner


Premium (Pro), Bayern

Erst-Kommunion ...

... ist ein wichtiges Ereignis im Leben eines katholisch-erzogenen Kindes. Bezeichnenderweise fand sie am 1. April statt.
Unser Bub hatte sich so sehr einen Anzug mit langer Hose gewünscht. Aber dieser Zweite-Hand-Anzug für gerade mal 25 DM; da war die Wahl gefallen.
Laut den Versprechungen des Pfarrers würde über die Erst-Kommunikanten der Segen von oben kommen und sie würden dadurch ganz andere und viel bessere Menschen werden.
Natürlich war die kirchliche Veranstaltung sehr feierlich und beeindruckte unseren Buben stark. Und er hatte auch große Angst er könnte etwas falsch machen und dadurch die ganze Feierlichkeit verpatzen.
Doch schon am nächsten Tag war der Alltag zurück. Von einer Veränderung, oder einem Segen von oben war enttäuschenderweise nichts zu spüren. So erwachte in unserem Buben manchmal der Verdacht, ob das nicht alles nur Brimborium gewesen sei. Doch sowas durfte man nicht denken; das war ja ketzerisch ...

Derzeit - in der dritten Klasse - hatte unser Bub eine Schonfrist, denn die einzige einheimische Lehrerin war seine Klassen-Lehrerin. Sie war auch streng, aber gerecht. Sie behandelte alle Kinder gleich.
Doch schon in der 4. und 5. Klasse war man wieder dieser bösartigen Wallküre ausgeliefert, die sich immer ein paar Schüler als "Prügel-Kinder" ausgesucht hatte. Und obwohl unser Bub durchaus ein guter und stiller Schüler war, war er ihr bevorzugtes Objekt der Schikane.

Er war ein Träumer.
Wann immer es ihm möglich war, flüchtete er sich aus der harschen Welt in Tagträume. Und die Bilder-Serien, die er bald darauf hatte angefangen zu sammeln, gaben ihm das Fundament dafür. Erst war es eine Serie über Afrika und später eine über Australien.

Ein paar Jahre später zum Beginn der siebten Klasse Volksschule:
Ein neuer Lehrer trat seinen Dienst an, ein ganz junger. Es war seine erste Klasse überhaupt. - Am ersten Tag sagte er vor versammelter Klasse zu unserem Buben: "Ich weiß, du hast schwere Jahre hinter dir, aber das wird sich jetzt ändern". Und es änderte sich gewaltig. Von einem Tag auf den anderen war er nicht mehr "der Böse", sondern wurde viel mit Lob bedacht. Unser Bub lief plötzlich zu Spitzen-Leistungen auf und konnte sich nichts Schöneres mehr vorstellen, als zur Schule zu gehen.
Die Eltern reagierten mit Verwunderung.
Obwohl dieser Lehrer nach einem halben Jahr wieder abberufen wurde, hat er in unserem Buben in dieser kurzen Zeit erstmals Selbstvertrauen geweckt und ihm so das Rüstzeug für die Zukunft vermittelt ...

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