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Erzählerträume mit Cornelia

Erzählerträume mit Cornelia

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Zwecke


Premium (Pro), Meiningen

Erzählerträume mit Cornelia

Am 09.08.2012 hatten wir ein besonderes Erlebnis mit Cornelia Schmädicke;
sie ist eine junge Frau, sehr gebildet sowie talentiert und ist unsere amtierende Hütes Holle aus Meiningen.
Näheres auf ihrer gelungenen Homepage.:
http://www.erzählträume.de
Das Lied vom Hütes
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Fremdling, der du meinen Bahnen
Folgst als günstiger Begleiter.
Lass Dir rathen, lass dich mahnen:
Lies bis hierher und nicht weiter!
Hat im Schilf des Werrastrandes
Deine Wiege nicht gewackelt,
Hat des Henneberger Landes
Wappenthier Dir nicht gegackelt,
Unverständlich, unverdaulich
Bleibt Dir ewig dieses Lied,
Und dem Fremdling wird es graulich,
Wenn er einen Hütes sieht.
Vor langen Jahren schritt
einmal Frau Holle durch das Werrathal
Um Segen mit den Götterhänden
Der jungen Wintersaat zu spenden.
Das war in alter Zeit ihr Brauch,
Und heut noch, glaubt mir, thut sie 's auch,
Bevor sie deckt zur Winterruh,
Das Land mit weissen Federn zu.-
Es war ein guter Herbst gewesen,
Noch ging die Feldmaus Aehren lesen,
Der gelben Garben Segen aber,
Korn, Weizen, Gerste und der Haber
War eingeheimst nach alter Regel,
Und lustig klang der Drescher Flegel.
Auch Keltern knarrten hie und da,
Den in der Zeit, da dies geschah,
Im Werrathal an manchem Hang
Der Weinstock seine Reben schlang.
Es können, wie ich hörte sagen,
Auch Götter einen Trunk vertragen,
Und sündhaft wär'es doch Frau Hollen
Die Labe gönnen nicht zu wollen.
In grobes Tuch gehüllt den Leib,
Gestaltet wie ein Bauernweib,
Das Aepfel zu verkaufen hat,
So ging sie in die Harfenstadt,
Und schritt zur Herberg durstevoll,
Wo Rebenblut aus Fässern quoll.
Was jüngst der Herbst gezeitigt sich
Am Bielstein und am Dieterich,
Aus eichenen Gebinden rann's
Am Schwabenberg im Schank zur Gans,
Der lieblingsschenke unsrer Alten.
Dort thät Frau Holle Einkehr halten.
Dienstfertig vor die Göttin trug
Der Gastwirth einen grossen Krug,
Der barg in seines Bauches Weite
"Weingarten thäler" Schattenseite.
Frau Holle nahm den Krug, und - gluck -
That sie recht herzhaft einen Schluck.
Doch wie der Strom zu Thale lief,
Zog sich ihr Mund bedenklich schief.
Ihr war', als ob die Kehle kratze
Der Hassfurt allerwildste Katze.
Sie hob sich eilgst von der Bank,
Bezahlte stumm denn Schlehentrank,
Und von der Herberg schied im Grolle
Die schwer gekränkte Göttin Holle.
Ob sie daheim ihr grimmes Weh
Gelindert durch Kamillenthee
Ich weiss es nicht. Doch weiss ich eines:
Vorbei war's mit der Zucht des Weines,
Es hat der Frost in einer Nacht
Die Reben alle umgebracht.
Wenn wir betrachten recht bei Licht,
Was wir im Zorn oft angericht't,
So schlägt uns der Gewissenshammer.
-Man nennt's moral 'sehen Katzenjammer.
Und auch Frau Hollen so geschah,
Als sie im Lenz die Winzer sah
Mit Thränen und gerung'nen Händen
In den verheerten Weingeländen.
Sie sprach mit sorglichen Geberden:
"Den Leuten muss geholfen werden."
Und trat alsbald an sie heran
Und hob zu sprechen also an:
"Ihr Leute lasst das Klagen sein.
Und jammert nicht um euren Wein.
Der ist auf allezeit dahin,
Allein es ist nicht Schad' um ihn.
Was Besseres weiss ich zu geben.
Da nehmt und pflanzt das statt der Reben."
Und aus der Schürze zog Frau Holle
Die mehlige Kartoffelknolle.
Und segnete mit ihrer Hand
Die Ackerschollen und verschwand.
Wo sonst der Winzer heiss sich mühte,
Und Wein von zweifelhafter Güte,
Entstieg den braunen Furchen bald
Grün ein Kartoffelkräuterwald.
Mit starken Armen schwang im Acker
Die Waffe der Kartoffelhacker,
Sein Antlitz freudig war verklärt,
Wenn er die Säcke fruchtbeschwert
Am Abend durch die kühle Flur
Auf seinem Schubkaro heimwärts fuhr.
Und wenn nach Sonnenuntergang
Vom Stadtkirchthurm die Glocke klang,
Stieg aus den Schloten in die Luft
Ein zarter, bläulichgrauer Duft.
Woraus der Kenner schliessen mochte,
Dass man am Herd Kartoffeln kochte.
Mit hoher Freude sah Frau Holle
Den Segen der Kartoffelknolle,
Wenn sie mit leisem Geistertritt
Unsichtbar durch die Häuser schritt.
Sie sah, wie sich die Hausfrau mühte,
Die Erdfrucht röstete und brühte,
Wie sie mit Butter oder Schmalz,
mit Kümmel oder scharfem Salz,
Mitunter auch durch einen Harung
Gab Würze der Kartoffelnahrung.
Das alles sah Frau Holle an
Und hatte ihre Freude dran,
Und dennoch dachte sie bei sich:
"Ihr armen Leute dauert mich.
Noch habt ihr leider nicht entdeckt,
Was hinter der Kartoffel steckt,
Und was die kund'ge Hand für
Werke Kann schaffen kann aus Kartoffelstärke."
So sprach Frau Holle, und alsbald
Ging sie in Küchenmagdgestalt
Bescheiden durch das Schlundhausthor
Und stellte sich dem Schlundwirth vor,
Der schmunzelnd auf die Köchin blickte
Und flugs sie in die Küche schickte.
Da stand sie nun in weisser Schürze
und klapperte mit Topf und Stürze
Und liess den Wirth und seine Frauen
Ein seltsam Küchenkunststück schauen.
Der Bürgermeister jener Zeit,
Ein braver Mann und sehr gescheit,
Rechtgläubig, streng und sittenrein,
Wie stets die Bürgermeister sein
-Derselbige kam dazumal
Ermüdet aus dem Sitzungssaal,
Als eben aus dem Erdgeschoß
Ein süsses Duften sich ergoss.
Und schlau verfolgend die Gerüche,
Kam der gestrenge in die Küche,
am Herde fand er stehn Frau Holle.
Und der geschwärzten Casserolle,
entstieg soeben riesengross
Ein dampfender Kartoffelkloss.
Die Göttin aber, lichtumflossen,
Von rothem Schimmer übergossen
Nach Art der überird 'sehen Geister,
Stand blendend vor dem Bürgermeister.
Und sprach:" Nun hab' ich euch gelehrt,
Wie man die Frucht, die ich bescheert,
Den Apfel aus der Erde Schoosse,
gestaltet zum Kartoffelklosse.
Wie man das Mark zerquetscht geschickt
Und wie man 's rundet, wie man 's spickt
Mit Brocklein zart gebräunter Wecken.
Langt fröhlich zu und lasst's euch schmecken.
Du aber, Haupt des Magistrates,
Du leuchtend Licht des weisen Rathes,
Du Sohn uralten Stadtgeblühtes,
Hier hast du das Receptum. - Hüt'es!"
Frau Holle sprach's, da war sie fort,
Ihr Werk, der Kloss, blieb aber dort.
Viel Wasser Werra-abwärts wallte,
Seitdem Frau Holle Klösse ballte,
Die heul in Stadt und Land zumeist
Der Mund des Volkes "Hütes" heisst.
Wohl hat der Bürger längst vergessen,
Wem er verdankt das Götteressen.
Um' s Leben aber liess' er nicht
Von seinem Sonntagsleibgericht,
Das ihm die Magenwand umkleistert
Und ihn zu hoher Tat begeistert.
Wenn ihn der Wintersturm umtost,
Gibt ihm der Hütes Kraft und Trost,
Und kommt der Mai, und grünt und blüht es,
Dann speist er freudig seinen Hütes,
Und trinkt er von des Todes Kelche,
So fragt er:" Gibt's auch drüben welche?"
Der dies gebracht in Vers und Reim,
Ist auch zu Haus in Hütesheim.
Er sang, als er am Südmeer sass
Und schnöde Maccaroni ass.
Und wie er ass und wie sang,
Das bittre Heimweh ihn bezwang.
Ihm war's beim Maccaroniessen,
als knarrten fern Kartoffelpressen
Und ob sich zöge durch die Luft
Ein heimatlicher Hütesduft.
Er sendet dieses Lied als Gruss
Gen Meiningen am Werrafluss.
Empfangt es fröhlichen Gemüthes.
Fahrt wohl! - Das ist das Lied vom Hütes. "

Rudolf Baumbach (Verfasser des Liedes: Hoch auf dem gelben Wagen)

Nach diesen reichlich poetischen Worten zu letzt ein Wunsch von mir:
Da wir zum Wochenende in Brüssel weilen, wünsche ich schon einmal für alle Freunde und User viel Sonnenschein und denke dabei
auch an uns selbst:-)

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