Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

Fernand Pelez "Ohne Asyl" von 1883

Dieses Bild ist keine Fotokunst für die FC. Ich zeige es dennoch, weil es mich gerade heute, am vorletzten Tag dieses seltsamen Jahres, im Tiefsten berührt.

Ich sah es im Petit Palais in Paris (musée des Beaux-arts de la Ville de Paris).
Es wurde 1883 gemalt, 1889 wurde es bei der Weltausstellung in Paris gezeigt.
Eine Mutter mit ihren fünf Kindern, arm, ohne feste Bleibe, und ohne Vater, das lässt die Umstände und Tiefe der Misere erahnen. Sie schlafen auf der Straße, in Paris kann es kalt sein, die Kinder haben blaue Flecken an den Füßen. Ein Bild, das auch in der Zeit damals so gar nicht zu den anderen ausgestellten Werken passen will, die doch eher das Schöne und Verspielte und Zwecklose zeigen.
Es richtet meinen Blick auf ähnliche Bilder heute aus den Flüchtlingslagern an den Außengrenzen Europas. Damals wie heute sind wir entrüstet und sind dann doch froh, dass wir nicht immer durch solche Bilder an unsere Menschlichkeit erinnert werden. Für mich ist das Bild von Pelez ein Aufruf und ein Appell. Das war es auch schon vor 137 Jahren.

Der Künstler Pelez war ein Außenseiter in der Künstlerszene in Paris, seine Bilder fanden immer weniger Anerkennung, er zog sich schließlich völlig zurück. Er malte zwar weiter, aber er stellte keine Gemälde mehr aus und verkaufte auch keine. Mit siebzig Jahren starb Fernand Pelez vergessen am 7. August 1913 in Paris.

Commentaire 2

  • dotroom 30/12/2020 20:27

    Danke für's teilen. Das Bild ist sehr eindrucksvoll. Auch wenn der Maler zu Lebzeiten keinen Erfolg hatte, ist es so aktuell wie zu allen Zeiten der Menschheit.
    Es hätte auf jeden Fall einen passenderen Rahmen verdient. Nicht im doppelten Sinne.
    Grüße Marco
  • Volker W. Braun 65 30/12/2020 19:43

    "Bild vom Bild" ist für gewöhnlich nicht so meine Sache,
    hier steckt aber ein verständliches ,berechtigtes und
    leider auch akut dringliches Anliegen dahinter !
    Der erläuternde Text erklärt einiges und das
    eindringliche Gemälde ist nebenbei ein Anlaß,mich
    mit dem Künstler auseinanderzusetzen.
    Gruss Volker