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Patrick Rehn


Premium (World), Bebra-Lüdersdorf

Flügel in Ahlem

Im deutschen Eisenbahnnetz gibt es unterschiedliche Signalsysteme, welche meist historisch gewachsen sind. Die ältesten noch im Betrieb befindlichen Formen sind die sogenannten Formsignale, deren Entstehung und Entwicklung bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht und ihren Ursprung in der optischen Telegrafie - also dem Übermitteln von Nachrichten und Signalen über große Entfernungen mittels optischer Hilfsmittel - in der Zeit weit vor Christi Geburt hat.

Mittels Drahtzug wird dabei von einem mechanischen Stellwerk das Signal oder die Weiche umgestellt, hier sorgt der Fahrdienstleiter somit per Muskelkraft für die Signalisierung oder das Umstellen der Weiche. Bei einem elektro-mechanischen Stellwerk betätigt der Fahrdienstleiter einen Hebel oder Drehhebel, der wiederum einen elektrischen Impuls an den Stellmotor im Signal weitergibt.

Im Betriebsbahnhof Ahlem, gelegen an der Güterumgehungsbahn Hannover zwischen dem Rangierbahnhof Seelze und Hannover-Linden bot sich im August bei der Durchfahrt das obige Bild. Im Hintergrund sind die Brücke über den Stichkanal Hannover sowie das Einfahrvorsignal von Seelze zu erkennen. Das nach rechts abbiegende Gleis führt übrigens über Hannover-Hainholz in Richtung Hannover Hauptbahnhof.

Begegnung ... am Stichkanal Hannover-Linden
Begegnung ... am Stichkanal Hannover-Linden
Patrick Rehn


Aufnahmedatum: Samstag, 25. August 2018 - 12:51 Uhr

Commentaire 11

  • Matthias Buettner 25/03/2019 18:47

    Klasse Bild, was man eben nur als Lokführer aus dieser Perspektive machen kann. Darum beneide ich Dich!
    Jetzt noch ne Frage. Warum steht das linke Ausfahrsignal links vom Gleis und weshalb ist es so dünn?
    Danke und Grüße,
    Matthias
    • Patrick Rehn 25/03/2019 19:02

      Danke für die Blumen, ich hoffe das dir die anderen Aufnahmen aus der Lokführer-Position ebenfalls zusagen. :-)

      Zu deiner Frage: Du hast hier gut aufgepasst, ich dachte schon das niemand mehr fragt. :-) Normalerweise ist es so, dass es in Bahnhöfen kein Gegengleis gibt und daher sollten normalerweise alle Signale rechts vom befahrenen Gleis stehen. Das Signale links vom Gleis stehen gibt es normalerweise nur auf der freien Strecke.

      Aus bestimmten Gründen kann hiervon jedoch abgewichen werden, beispielsweise wenn es aus technischen oder infrastrukturellen Gründen nicht anders möglich ist. Auf diesen besonderen Umstand wird dann mit der sogenannten Schachbretttafel (Ne4, im Bild auch zu sehen) hingewiesen, dass das Signal eben links vom befahrenen Gleis steht.

      Das das Signal so "dünn" ist liegt daran, dass der Signalflügel nicht in die Stellung "Fahrt" gebracht werden kann. Wenn man genau hinschaut erkennt man, dass auch die grüne Optik fehlt, welche die beiden anderen Signal haben. Auch die fehlende Mechanik ist deutlich zu erkennen.

      Von Ahlem aus geht es dann nämlich nur noch als "Fahrt mit besonderem Auftrag" im Gegengleis weiter bis nach Seelze Rbf. Hierfür erhält der Lokführer entweder einen schriftlichen Befehl diktiert oder wird über ein Sondersignal ("Gegengleisfahrt-Ersatzsignal", Zs8) hierzu beauftragt. Dieses Signal in Form von drei weiß blinkenden Lichtern in Form eines A kann am Signal gegeben werden, die zugehörige Vorrichtung ist auf halber Höhe zwischen dem Signalflügel und dem Buchstaben L (die Signalbezeichnung) zu erkennen.

      Ich hoffe das ich dir weiterhelfen konnte. :-)

      MfG, Patrick
    • Matthias Buettner 02/04/2019 11:45

      Vielen herzlichen Dank, Patrick, für diese ausführliche und aufklärende Antwort. Das weiß eben nur der Fachmann. Ist aber für Modellbahner auch höchst interessant!
      Nochmals danke und Grüße, Matthias
  • Dieter Jüngling 24/01/2019 20:01

    Klasse Motiv 
    Gruß D. J.
  • frodul 24/01/2019 15:20

    In Ahlem wohne ich, deshalb sind mir die Signale gleich bekannt vorgekommen. Du schreibst etwas vom Betriebsbahnhof Ahlem. Wo soll das sein? ich kenne Seelze, Letter und auch Hannover-Linden (auch früher Fischerhof genannt).
    • Patrick Rehn 24/01/2019 23:28

      Hallo frodul.

      Wenn du in Ahlem wohnst, dann ist das besagte Stelle. ;-)

      Der Betriebsbahnhof Ahlem liegt im Streckenabschnitt zwischen Hannover-Linden und dem Rangierbahnhof Seelze.

      Nach dem Bahnhof Hannover-Linden kommt noch der Bahnhof Hannover-Linden Hafen (wo ein Anschluss zur Hafenbahn und der Container- bzw. KV-Umschlaganlage besteht), dann Ahlem und dann Seelze.

      Der Begriff Betriebsbahnhof sagt über den Bahnhof aus, dass hier regulär weder Reise- noch Güterzüge einen Halt einlegen, beginnen oder enden - Ausnahmen bestätigen die Regel, beispielsweise bei Bauarbeiten, Mess- oder Sonderfahrten sowie bei Betriebsstörungen.

      Die betriebliche Aussage "Bahnhof" definiert nach Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung eine Betriebsstelle mit mindestens einer Weiche, an der Züge beginnen, enden, wenden oder ausweichen dürfen.

      Bahnhöfe gibt es dabei mit verschiedensten Aufgaben: Während beispielsweise die Bevölkerung einen Bahnhof geläufig als Ort bezeichnet, wo man in einen Personenzug ein- oder aussteigen kann - im Bahnjargon wird dieser dann als Personenbahnhof bezeichnet - gibt es aber weitere Formen. Beispielsweise den Abstellbahnhof (hier werden in der Regel Personenzüge zur Abstellung, Reinigung oder zum Wenden hingefahren - in Hannover gibt es hierfür beispielsweise die Anlagen in Hainholz und Pferdeturm), den Umschlagbahnhof (Wechsel von Containern, Sattelaufliegern und Wechselbrücken zwischen Schiene, Straße und teilweise auch Binnenschiff), den Rangierbahnhof (große Anlagen zum Zerlegen und Bilden von neuen Güterzügen - beispielsweise in Seelze, Maschen, Mannheim, Nürnberg, Gremberg, Seddin, Halle und München Nord), den Überholbahnhof (diese gibt es beispielsweise an den Schnellfahrstrecken Hannover - Würzburg und Stuttgart - Mannheim) und eben den Betriebsbahnhof. Selbstverständlich gibt es auch "Mischformen" wie Hannover-Linden, welche über eine Umschlaganlage, Rangieraufgaben und eben einen Bahnsteig für haltende S-Bahnen verfügen.

      Betriebsbahnhöfe verfügen meist über mehrere Funktionen: Neben der Möglichkeit Züge von einer Strecke auf eine andere übergehen zu lassen können sie auch Überholungen ermöglichen, dienen aber wie oben beschrieben nicht dem regulären Reise- und Güterverkehr.

      Ich hoffe mit meiner - zugegebenermaßen etwas langen - Antwort ein wenig Klarheit geschaffen zu haben. Bei Fragen kannst du dich jederzeit und gerne hier nochmal melden. :-)

      Liebe Grüße,
      Patrick
    • frodul 25/01/2019 10:28

      Herzlichen Dank für die äußerst ausführliche Aufklärung.

      Für den Bahnhof Hannover-Linden gibt es etwas Trauriges noch zu berichten. Es muss Ende der 60er Jahre gewesen sein, als dort ein Güterzug anhalten musste, weil eine festsitzende Achse einen Waggon zum Brennen brachte.

      Die Berufsfeuerwehr der Stadt Hannover war alarmiert und vor Ort als der mit Munition beladene Wagen explodierte. 15 Feuerwehrleute verunglückten hierbei tödlich. Im Umkreis von einigen hundert Metern waren die Fensterscheiben zerborsten.

      Ich wohnte zu der Zeit etwa 4 – 5 km vom Unglücksort entfernt. Es war Sonntagmorgen gegen 8 Uhr als ich einen gewaltigen Knall hörte. Im Laufe des Tages erfuhren wir, was passiert war.
    • Patrick Rehn 25/01/2019 10:52

      Sehr gerne, gehört für mich - manchmal leider mit etwas zeitlichem Verzug - allerdings dazu. Warum soll man Informationen und Wissen, was man hat für sich behalten wenn es anderen hilfreich sein kann. :-)

      Bezüglich der Geschehnisse um den Munitionszug: Interessant, dass wusste ich so auch noch nicht. Wikipedia fand hierzu gleich einen entsprechenden Artikel, bei dessen Durchlesen es mir als Eisenbahner und der Feuerwehr verbundener Bürger kalt den Rücken runter läuft...

      https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Linden
    • frodul 25/01/2019 17:33

      Für den Link danke ich Dir. So ausführlich kannte ich die einzelnen Daten nicht. Die Zahl 12 Feuerwehrmänner war mir nicht mehr geläufig. Auch 12 ist eine furchtbare Zahl.

      Zu dieser Zeit fuhr ich Taxi. Ich begann erst im Laufe des Vormittags. Ich bekam einen Auftrag zum Krankenhaus Friederikenstift zu fahren und dort einen Fahrgast abzuholen. Es stellte sich heraus, dass dieser Fahrgast der Lokführer war, der zurück zum Unglücksort wollte. Äußerliche sichtbare Schäden hatte er nicht abbekommen. Aber ich möchte nicht wissen, wie es im Inneren aussah ...
  • makna 24/01/2019 13:06

    Diese Signalparade hast Du erstklassig eingefangen !!! Respekt !
    BG Manfred

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