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. . . „frischzellen“ für den rosenengel . . .

. . . „frischzellen“ für den rosenengel . . .

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Sabine Kuhn


Premium (Pro), Herne

. . . „frischzellen“ für den rosenengel . . .

Liebe Freundinnen & Freunde der Friedhofsfotografie & der Sepulkralkultur,

ein wenig vermisse ich in dieser von mir so geschätzten Sektion die Gegenüberstellung
von Original und dem, was letztlich hier als „Bild“ gezeigt wird –
oftmals mit Mitteln elektronischer Bildbearbeitung so aufbereitet, dass ein
ansprechendes Ergebnis präsentiert wird/werden kann!

Nun denn, ich wage es einfach mal, eines der bekannten „Übel“ aufzuzeigen,
mit dem wir bei der Ablichtung von Grabplastiken fast immer zu kämpfen haben
(es sei denn, fotografiert wird nur dann, wenn die Sonne nicht grad scheint):
harte Schatten.
Als besonderes Stilmittel explizit auch von mir geschätzt, werden sie jedoch zum leisen
Fluch, wenn die Gesichter der Skulpturen halb im Dunklen „absaufen“ und anstatt detailreicher
Flügel mit feiner Zeichnung eher zuordnungsarme dunkle Flecken den
Armbereich verunzieren und mitnichten himmlische Gefühle bei der Betrachtung
aufkommen lassen.

Diese Gegenüberstellung mag Anregung sein für jene, in den just bevorstehenden
Wintermonaten ihre bereits gefertigten Bilder einfach mal zu durchforsten, um evtl. dann
doch noch das eine oder andere Motiv entsprechend aufzubereiten und es
hier zur Diskussion zu stellen.


ELEKTRONISCHE BILDBEARBEITUNG
Um es vorweg zu nehmen: EBB ist kein Zauber, der auf Knopfdruck funktioniert,
sondern: Handarbeit! (Mit Betonung auf: Arbeit.) Das Ergebnis kann dann – so wie hier –
oder aber auch ganz anders aussehen, wenn beispielsweise der Originalcharakter
des Gesehenen relativ realitätsnah erhalten bleiben soll.
So versuche ich bereits bei Aufnahme eines Motivs, Strukturen in den schon fast
„überstrahlten“ Bereichen nach Möglichkeit zu erhalten. Dies mag zunächst zu einem eher
kontrastarmen ersten Gesamteindruck führen, vereinfacht jedoch eine nachträgliche
Bearbeitung über Gradation oder Tonwerte erheblich und verhindert,
dass helle Bildbereiche flächig aufreissen.

Meine Cam (Canon 5d) ist so eingestellt, dass jedes Motiv als JPEG (zur Voransicht) und
im RAW-Format (für den Bearbeitungsmodus) abgespeichert wird.
Aus letztgenanntem Format lassen sich in den Tiefen auch noch feiner Strukturen
herausarbeiten. Zum Ausgleich der harten Übergänge der Schatten im Gesicht
ist manuell selektiv mit der Lasso-Auswahlfunktion gearbeitet worden.
Besondere Beachtung müssen dabei anschliessend die Übergänge
zwischen den retuschierten und den Originalbereichen finden, die sich nicht
voneinander abgrenzen sollen. Partielle Nachschärfungen und Pixeleinfügungen
verhindern verwischt wirkende Übergangspartien.

Ein wenig arbeite ich bei der EBB wie der Bildhauer bei der Erschaffung
seines Werkes: Ich versuche die Skulptur, die ja an sich dreidimensional gestaltet ist,
dahingehend zu modulieren, dass eine optische Tiefenwirkung diesen plastischen Effekt
bei der Wiedergabe im zweidimensionalen Bild hervorruft. Als Werkzeuge
dienen mir dabei u. a. Nachbelichter und Aufheller, jeweils als Pinsel angewandt
auf einzelne Bildbereiche. Im konkreten Fall habe ich die Skulptur zudem über
einen Zeichenpfad von Hand freigestellt und den Hintergrund, nach Umkehr der Auswahl,
farblich entsättigt. Er tritt somit optisch hinter die Plastik zurück, auch wenn der Lichteinfall dort
durchaus auch seinen Reiz hat.


DAS MOTIV
Das Bild zeigt eine Aufnahme aus 4/2011 sowie ihre Bearbeitung, die bereits länger
auf meiner Festplatte vor sich hin schlummert. Sie entstand während einer Friedhofstour in
Bonn (Alter Friedhof) mit „den üblichen Verdächtigen“.
Die Grabskulptur, eine Galvanoplastik, trägt den Namen: der „Blumen streuende Engel“
und ist ein Werk Carl Cauers (Signatur: C. Cauer), und zwar eine Replik des von seinem Bruder
Robert Cauer d. Ä. geschaffenen Entwurfs dieser Statue im Jahre 1857 anlässlich
des Todes seiner Mutter Louise. Nachweislich gefertigt wurden damals insgesamt
drei (weitere) Ausformungen dieses Blumen streuenden Engels:
zwei (eine als Marmorstatue und eine als Sandsteinfigur gearbeitet) stehen auf Grabstätten
des Kreuznacher Friedhofs, auf dem übrigens auch die Bildhauerfamilie Cauer
ihre letzte Ruhestätte fand, eine weitere, 1869 von König Wilhelm I. für die Friedenskirche
in Potsdam erworben, gilt als verschollen.

Der Engel mit dem mädchenhaften Lächeln, der nach vorn gebeugt auf einem Felssockel
zu knien scheint, trägt ein langes, reich gefädeltes Gewand, am Halsausschnitt und
an den Ärmeln mit einer Bordüre besetzt. In der linken Hand trägt er ein Rosengebinde.
Der rechte Arm fehlt leider vollständig. (2006 wurde ein gleich ausgeformter Sandsteinengel
auf dem Friedhof Wolfsanger in Kassel umfangreich restauriert. Auch ihm fehlte
der rechte Arm! Nach Aufbereitung durch Steinmetze ist die Plastik wieder komplett:
Gestisch pflückt der Engel mit mit angewinkeltem Arm und der rechten Hand
eine einzelne Rose aus dem Gebinde! Ist dies nun die 5. gleiche Plastik???
Die Sandsteinskulptur ist Teil der Grabstätte von Paul Erhard Cauer,
der 1796 in Dresden geboren wurde und 1862 in Wolfsanger verstarb.)
Siehe: http://www.ekkw.de/kassel/aktuell/archiv_7396.htm

Die Galvano-Grabplastik in Bonn gehört zur Grabstätte Oppermann.
Mathias O. erwarb den Ruheplatz 1853 anlässlich des frühen Todes seines Sohnes Engelbert.
Die Ausgestaltung der Grabstätte mit dieser Skulptur lässt sich auf 1865 datieren.





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