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Michael Wolta


Premium (World), Magdeburg

Fünf Stunden

Es kostet schon etwas Überwindung, im Urlaub morgens um halb vier aufzustehen. Aber erstens ist das nun mal für den Naturfreund die schönste Zeit des Tages und zweitens hatte ich am späten Abend zuvor ein Rudel von 11 Basthirschen in ein Maisfeld ziehen sehen. In der Hoffnung, dass sie vielleicht am Morgen den Rückzug auf dem selben Wege antreten würden, bin ich also in aller Frühe losgezogen. Aber natürlich ist kein Tier so dumm, wie primitive Menschen wie ich denken. Ich schien mit einem Reh allein auf der Welt zu sein, als sich plötzlich gegen 04.30 Uhr dieses Geweih aus dem Roggen erhob. Nach wenigen Sekunden war es wieder untergetaucht. Von da an ging mein Blick nur noch in diese eine Richtung. Aller 20-40 Minuten war das Geweih sekundenlang zu sehen, immer an derselben Stelle. Ich wartete den Sonnenaufgang ab und spekulierte, aus welcher Richtung ich wohl gutes Fotolicht haben würde. Ich prüfte den Wind und sah mich um, wo der Hintergrund für ein gutes Foto am besten geeignet wäre. So entstand langsam ein Plan, aus welcher Richting ich mich an das Tier heran pirschen würde. Mit jeder Positionsänderung meinerseits musste ich den Standort des Hirsches neu bestimmen. Das war zeitaufwändig, weil er ja so selten zu sehen war. Um 06.17 Uhr machte ich dieses Belegfoto. Um 09.30 Uhr, exakt fünf Stunden nach der ersten Sichtung des Geweihs, schien ich eine Stelle gefunden zu haben, wo Sonne, Wind und Hintergrund beste Bedingungen für die Pirsch zu einem prächtigen Hirschfoto zu bieten schienen. Das Getreide reichte mir am Rande des Feldes bis zum Nabel und ich machte mich langsam und äußerst vorsichtig auf den Weg. Nach etwa 200 m war ich dann bis über beide Schultern im Roggen versunken und sah nichts anderes mehr als Ähren. Der schlaue Hirsch hatte sich eine Senke als Tageseinstand ausgesucht und mich wieder mal genarrt. Es hatte sich also erneut bestätigt, dass es immer eine Möglichkeit mehr gibt, als das menschliche Gehirn in Rechnung stellen kann. So blieb mir nichts als das blasse Belegfoto vom Morgen. Ausschnitt ca. 100 %. Habe in Photoshop den Kontrast erhöht sowie Tonung und Körnung hinzu gefügt. Auch ohne gutes Foto: das Erlebnis war einfach klasse.

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Exif

APN D300s
Objectif 600 mm/4 VR
Ouverture 4
Temps de pose 1/640
Focale 600 mm
ISO 1600