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Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Hier stimmt alles ...

... , na ja, fast.



Anton schaute zufrieden auf sein Werk.
Er war der Platzwart vom KSV HLH, dem KinderSportVerein von HettenLeidelHeim. Er war verantwortlich für den Rasen und die korrekte Strichziehung. Gerade bei letzterem durfte nie etwas schiefgehen oder aussehen, denn das menschliche und noch mehr das Funktionärsauge war sehr empfindlich; eine Abweichung von nur einem Grad wurde sofort erkannt und moniert und konnte im argen Fall sogar zum Abbruch des Spieles oder gar zu Disqualifikation der heimischen Mannschaft führen. Das war ihm noch nie passiert, denn er kam aus anständigem Stande, er war Angestellter gewesen, bei der Revision des Finanzamtes, er hatte damals die Widersprüche gegen Steuerbescheide zu prüfen gehabt, doch nie, nie wurde bei den Vorgängen, die er zu bearbeiten gehabt hatte, den Eingaben stattgegeben, immer wurden den Petenten abschlägig beschieden. Dafür hatte er bei seiner Verrentung die Güldene Orange verliehen bekommen, im Gegensatz zu seinem Kollegen und Freund Karl-Heinz, auch Finanzer, der die Güldene Zitrone erhielt, weil er in jedem Jahr ein oder zwei Petenten Recht gegeben hatte, was zur Steuerrückzahlung von insgesamt über die Jahre gerechnet von fast 300 DM und dann sogar fast 500 € geführt hatte. Wäre ihm, dem Anton so was widerfahren, wäre er ins Wasser gegangen, er hatte ja eine Mannes- und Berufsehre. Nun gut, er hatte dank seiner Akuratesse sein Berufsleben ehrbar und unbeugsam hinter sich gebracht und war jetzt für die rechten Winkel, die richtigen Farben und den Rasen zutändig.

Zufrieden ruhte jetzt sein Auge auf seinem freitäglichen Werke, auch wenn er für sich etwas zu beanstanden hatte, doch das würde keiner Sau auffallen. Denn es war temporär, und das gemeine Volk hatte eh kein so ausgeprägtes Verständnis für Akuratesse wie er, ein Finanzer, als der er sich immer noch fühlte. Da war zum einen der Schatten des einen Flutlichtstrahlermastes, der schepps von links in das Spielfeld ragte. Und der Schweinehund wanderte auch noch im Laufe des Tages. Muß man sich mal vorstellen!

Was ihn aber noch mehr ärgerte, waren die Schatten der Bäume an der einen Stirnseite des Spielfeldes undiszipliniert und unordentlich sogar über das Tor, hier im Bild nicht zu sehen, ragten und im Laufes des Nachmittags immer länger wurden. Sie beleidigten sein Finanzer- und Platzwartauge förmlich. Aber er hatte schon einen Plan.
Ha!
Jeden Tag, auch wenn er keinen Platzwartdienst hatte, er teilte sich die Arbeit ja selbst ein, ging er hinten an die Bäume und erleichterte sich. Der großzügige Verzehr einer Maß erleichterte ihm die Erleichterung. Einer der Nadelbäume, leider oder zum Glück hier am Schatten nicht zu erkennen welcher, bekam schon leicht braune Blätter bzw. Nadeln, das kann aber auch von der dereit grassierenden Borkenkäferplage oder dem einsetzenden Herbst gekommen sein. Egal, Anton schob das auf seinen scharfen und zielgerichteten Strahl.

Außerdem genoß er das Leben auf seinem Platz, denn dann war er nicht bei seiner Ollen, der Kuni, eigentlich Kunigunde, doch das war ihm nach der langen Ehe zu lange zu denken geschweige denn auszusprechen. Kuni lebte im Sommer mit Masse in ihrem Schrebergarten, den sie mehr nach Lust und Laune angelegt hatte und nicht, wie sich das gehört. Alles wie Kraut & Rüben. Anton schämte sich dafür und lud deshalb auch nie zu einem Gartenfest ein, wie man es eigenlich machte. lieber ging er auf seinen Sportplatz, setzte sich auf den Rasenmäher und zog danach die Striche im rechen Winkel.

Einmal Finanzer, immer Finanzer!






Der auf den Strich geht.
Der auf den Strich geht.
Klacky von Auerbach



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Anton und Helene Fischer
Anton und Helene Fischer
Klacky von Auerbach

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