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Franz Sommer


Premium (Pro), Adliswil

Hoffnung.......

dass nicht alle Eier ausgegraben werden......

Costa Rica, Ostional

Alljährlich zur Regenzeit, im September und Oktober, wird der Strand des Dorfes Ostional in der Provinz Guanacaste von Costa Rica zur Bühne eines faszinierenden Schauspiels. Mit der Flut schwemmen Tausende Bastard-Schildkröten an den Strand und verwandeln ihn zeitweise in einen holprigen Boulevard. Die rund zwanzig Kilogramm schweren Tiere robben hinauf zu den Dünen und buddeln dort ein Loch. In dieses legen sie jeweils hundert weiße Eier, so groß wie ein Pingpongball. Anschließend ebnen sie das Loch ein, verwischen alle Spuren und trollen sich zurück ins Meer. In wenig mehr als einer Stunde erfüllt jedes Weibchen seine stereotyp ablaufende Fortpflanzungsmission - und bald ist der Strand wieder leer, die gepanzerte Armada verschwunden wie ein Spuk.

Dann belebt sich die Szene wieder. Die Einwohner von Ostional, die zusammen mit einer Schar von Geiern das Spektakel verfolgt haben, strömen in volksfestartiger Stimmung herbei. Männer tänzeln über den Sand, ertasten die Gelege und legen sie frei. Frauen entnehmen die Eier und füllen sie in Plastiksäcke, junge Burschen schleppen die Säcke weg vom Strand. Reiter übernehmen die Beute und eilen damit zur Sammelstelle im Dorf. Gleichzeitig reinigen Kinder den Strand von zerbrochenen Eiern. Bald sieht er erneut so aus, als wäre hier nichts geschehen. Bis mit der nächsten Flut der nächste Schildkrötenschwarm heranbrandet.

Am Ende einer Saison, nach mehreren arribadas, haben die Einwohner von Ostional rund drei Millionen Schildkröteneier gesammelt. Lastwagen verteilen die Ernte über das Land. Etwa die Hälfte davon landet in Bäckereien, die für ein Schildkrötenei mehr zahlen als für ein Hühnerei. Der Rest geht an Kneipen, viele Costaricaner schätzen rohe Schildkröteneier als Delikatesse zu Bier oder Schnaps. Angeblich steigern sie die Potenz ihrer Schlucker.

Dürfen die Costaricaner das?

Canon EOS-1 DX
Canon 28-300L (150)
ISO 800, f 14, 1/800s,

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