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Im Schlachtengetümmel

Im Schlachtengetümmel

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Klacky von Auerbach


Premium (World), aus dem sonnigen WestWing

Im Schlachtengetümmel

Das hatte er sich gegönnt.
Das hatte er sich verdient.
Zum zehnjähringen Jubiläum seiner Firma hatte er sich und ihr ein epochales Gemälde gegönnt.


DER FELS IN DER BRANDUNG
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So sah er sich, und so sah es auch die Belegschaft.
Er hatte extra einen Maler kommen lassen, einen Spezialisten für Schlachtengemälde, maritime Schlachtengemälde, denn auf so was stand er. War er doch in jungen Jahren zu Marine gegangen, als einziger von seinem Dorf, denn er hatte im Dorfweiher schwimmen gelernt, nachts und heimlich, denn solche Skill war ein seiner bayrischen Heimat verpönt. Den anderen kam es mehr auf saufen & raufen an, und höchstens noch Weiber aufreißen, zentnerschwere. Von solch' Treiben hielt er sich fern.
Nach seiner Musterung war er nach Eckernförde getrampt, dort lagen die Kampfschwimmer, taffe Burschen, nicht sonne Schlappschuhjodler wie die Burschen in seinem Dorf.
Nun, aufgrund seiner Brillenstärke wurde es nichts mit den Froschmännern, deswegen trampte er nach Wilhelmshaven und nahm bei den Tendern seinen Dienst auf, den Versorgern. Eigentlich wäre er aber lieber zum Schnellbootgeschwader gegangen, denn die brausten immer so elegant über die See. Doch auch daraus wurde nichts. Aber bei den Versorgern gab es immer was zu essen. Nach Ableistung der Wehrpflicht legte er auf, wurde Z2 und legte dann nochmals auf und wurde Z4. Z-Sau riefen ihm die Wehrpflichtigen im Hafen nach, aber das war ihm egal. Denn er befuhr die Meere der Welt, kam sogar mal nach Helgoland und einmal nach Holland. Einmal war er sogar in England, aber das bekam er nicht so richtig mit, denn im Ärmelkanal kam Sturm auf, und ihm wurde so speiübel, daß er den Rest de Fahrt in der Koje verbrachte. Als er aufwachte, also so richtig aufwachte, denn an Schlaf war nicht zu denken, lag sein Pott schon wieder in Wilhelmshafen.

Nach vier Jahren kehrte er als Obermaat nach Hause zurück und wurde mächtig gefeiert als einer, der auswärts gewesen war, sogar international und so.

Er gründete eine Firme, baute diese zügig auf und aus und war in der Gemeinde geachtet. Bald würde er in den Gemeinderat gewählt werden, ganz bestimmt, wenn nur die CSU die Wahl wieder gewinnen würde. Aber mit dem neuen Ministerpräsidenten bestand da kein Anlaß zur Sorge. Zur Sicherheit hatte er in der Rezeption seiner Firma ein Kreuz aufgehängt.

Doch vorher kam halt noch das Firmenjubiläum.
Er bestellte den Schlachtenmaler und gab genaueste Instruktionen. Im Sturm mußte es sein, er als Fels in der Brandung, zwar unscharf und doch zu erkennen.
Drei Meter breit und zwei Meter hoch, Öl auf Sackleinen, denn erdverbunden sollte es auch sein, das Ganze als Metaffer, wie er sagte.
Die Leute vom Dorf sollten es erkennen, die Belegschaft ohnehin.

Und so kam es, daß Franz Huber, Gärtnermeister aus Oberniederöttinghausen hinfort als
FELS IN DER BRANDUNG IM SCHLACHTENGETÜMMEL
zu sehen ist.

Seine Angestellten erkannten ihn sofort, die eine nicht ganz sofort, die andere etwas später, seine Frau und seine Tochter, eine angestellt für'n Appel und'n Ei, die andere auf 450-Euro-Basis.
Modell war er in seinem Gartenteich gestanden.



P. S.
Eigentlich heißt Franz Alfons.
Das nur nebenbei.

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