KHMFotografie


Premium (World), Kaiserstadt / GosLar in NDS

*** Impressionen aus der Wallfahrtskirche in Birnau ***

Nikon D 850 / Sigma 12-24@ 12 mm / F 10 / ISO 250/ Aufnahmemodus M / 1,3 Sek / 0 EV / Stativ / Einzelaufnahme / ... Entwickelt mit silkypix developer studio 11 pro und BEa Photoshop 2024/ Sep. 2023

auf grosser Fototour in Baden-Württemberg und Bayern mit Andreas Liwinskas

Mein "Blick zu, Chor " im Münster St.Nikolaus in Überlingen
Mein "Blick zu, Chor " im Münster St.Nikolaus in Überlingen
Andreas Liwinskas
 Frauenkirche Günzburg
Frauenkirche Günzburg
Andreas Liwinskas
 Mein "Blick zum Chor" in der Kilianskirche Heilbronn
Mein "Blick zum Chor" in der Kilianskirche Heilbronn
Andreas Liwinskas


Die künstlerische Ausgestaltung des Innenraums im ornamentalen Stil des Rokoko hat auf den heutigen Betrachter eine mitreißende Wirkung. Die Überwältigung ist ein geplanter Effekt: die Pracht der Kirche soll den Gläubigen von der Größe Gottes überzeugen. Der Himmel und das Jenseits werden buchstäblich auf die Erde geholt, so dass der Gläubige sie nicht nur ahnen kann, sondern plastisch vor sich sieht. Die katholische Gegenreformation versuchte so, vor allem in der Baukunst der Jesuiten, mit rhetorischen Mitteln die Gläubigen zum rechten Glauben zurückzubringen. Abt Anselm II. betonte in seiner Kirchweihpredigt, dass nicht das Kloster, sondern Maria selbst die Kirche erbaut habe. Andererseits konnte sich das Kloster dank der aufwendigen Marienverehrung in den Bildwerken ihres Beistands gewiss sein.

Das ästhetische Vorbild für den Innenraum waren die römischen Barockkirchen. Die katholische Barockkunst entwickelte architektonische Stilmittel, die auf Prachtentfaltung und raffinierte Optik abzielten, etwa in den illusionistischen Deckenfresken eines Andrea Pozzo, die in ganz Europa stilbildend geworden waren. Architektur, Stuckatur und Malerei sollten eine künstlerische Einheit bilden. Anders als bei vielen Barockkirchen sind in der Birnau die Architektur, die Trompe-l’œil-Malerei und die Rocaille-Stuckatur tatsächlich zeitgleich und in enger künstlerischer Zusammenarbeit entstanden.

Die architektonischen Formen gehen, wie häufig im Rokokostil, direkt in Zierformen über, die über die plastische Stuckatur wiederum in die Scheinarchitektur der Deckengemälde überführt werden. Andererseits ist das runde Deckenfresko des Chorraums klar von der umgebenden Architektur abgetrennt, wie es wenig später im Klassizismus üblich wird. Die optische Vielfalt täuscht geschickt über den simplen Grundriss hinweg. Auch der großzügig eingesetzte Marmor ist weitestgehend vorgespiegelt – aus Kostengründen wurde er mittels Stuckmarmor imitiert. So entsteht ein „Gesamtkunstwerk“, das für den Betrachter reale Architektur und Illusion vermengen soll.

Der Chor- und Altarraum wirkt mit seinen breiten Korbbögen wie ein Proszenium. Der bühnenhafte Aufbau ist beabsichtigt, denn die katholische Liturgie des Barock nutzte den Kirchenraum für theatralisch wirkende Inszenierungen, die an die Aufführungspraxis des Jesuitentheaters angelehnt waren. Im Zentrum des Altarraums und der Aufführung stand der Hochaltar mit der Marienstatue. Die Nutzung des Chorraums als Spielstätte für wenigstens ein geistliches Stück ist bezeugt:

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