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In Brouage

Ich hätte nie gedacht, dass es einen solchen Ort in Europa überhaupt noch geben kann. Mitten im Sumpfgebiet vor der Insel d'Oléron, nördlich der Mündung der Gironde, liegt Brouage, eine Festungsstadt, 1555 von Jacques de Pons gegründet und von König Heinrich III. Zur königlichen Stadt erhoben. Der größte Sohn der Stadt war Samuel Champlain, der 1603 in Kanada die Stadt Quebec gründete. Ich fahre durch eines der Stadttore in diese Festungsstadt und komme mir vor wie in einer Filmkulisse eines Clint Eastwood-Films. Niemand ist zu sehen. Die niedrigen Häuser sind weiß und staubig, die Sonne scheint grell auf die verlassenen rechtwinkligen Straßen, still ist es, die Luft flimmert und ein Papierfetzen fegt über die Straße, als wolle er dem Ort Leben einhauchen. Ich stelle mein Auto ab und laufe in den Quadraten der kleinen Festung wie benommen umher. Es scheint, hier lebt niemand mehr. Das Fotografengefühl verbietet mir farbige Bilder. Die Stadt scheint wie für Schwarz-Weiß-Aufnahmen gemacht. Und plötzlich – ich denke, das gehört schon jetzt zu einem Film, - tuckert langsam ein Oltimer-Mercedes über das Pflaster. Wie mir der nach einem Cowboy aussehende Fahrer mitteilt, sei sein Auto 63 Jahre alt.
Zum Ort gibt es noch nachzutragen, dass die Geliebte des Sonnenkönigs Ludwig XIV., Marie Mancini, in diese Festung verbannt wurde, weil die Verbindung nicht opportun am Hofe in Paris war. Heute noch kann man die Treppe bewundern, die der König zum Bollwerk hinaufstieg, um seine verlorene Liebe zu beweinen...

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Dossier Frankreich
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Exif

APN ILCE-6300
Objectif E 24mm F1.8 ZA
Ouverture 8
Temps de pose 1/125
Focale 24.0 mm
ISO 100

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