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Bernd Bürding


Free Account, Ober-Ramstadt

Kapellbrücke

Die Kapellbrücke von Luzern
Älteste Holzbrücke Europas Ein Grossteil der Kapellbrücke, des Luzerner Wahrzeichens, fiel am 18. August 1993 einem Brand zum Opfer. Nur gerade die beiden Brückenköpfe und der Wasserturm konnten gerettet werden. In einer beispiellosen Aktion wurde der fehlende Teil der Brücke innert acht Monaten rekonstruiert, so dass am 14. April 1994 die "neue" Kapellbrücke wiedereröffnet werden konnte. Damit ist das bisher jüngste Kapitel in der abwechslungsreichen Geschichte dieses weltweit bekannten Bauwerks abgeschlossen. Vielen sitzt der Schock, den der Brand vom 18. August 1993 ausgelöst hat, noch immer in den Gliedern. Mit der rekonstruierten Brücke ist aber nicht nur das Luzerner Stadtbild, sondern auch das Gemüt der Stadt wieder weitgehend intakt. Das Ereignis schlug in der Tat tiefe Wunden, und kaum ein anderer Vorfall in der Innerschweiz hat die Weltöffentlichkeit derart bewegt, wie der Brand dieses Sinnbildes des ganzen Landes.
Eine wechselvolle Geschichte
Es stimmt zwar, dass die Kapellbrücke über 650 Jahre alt ist. Sie hätte die Jahrhunderte aber nie überstanden, wenn sie nicht in regelmässigen Abständen gepflegt und erneuert worden wäre. Ausschlaggebend für solche Sanierungen, von denen die Letzte vor dem Brand in den Jahren 1968/69 vorgenommen worden ist, waren die natürliche Abnützung und Verwitterung des Holzes, aber auch Naturkatastrophen, welche Teile der Brücke in Mitleidenschaft gezogen haben. Auch der Bau der Brücke soll auf ein solches Naturereignis zurücksehen, wie der ehemalige Luzerner Stadtschreiber Theodor von Liebenau (1840-1914) festgestellt haben will. Alte Quellen berichten nämlich von einem gewaltigen Unwetter, das im Juni 1333 über dem Pilatus losbrach. Riesige Mengen Holz wurden in der Folge zu Tal geschwemmt, das zum Bau der Brücke verwendet worden ist. Somit nimmt man heute dieses Datum als Baujahr der Kapellbrücke an. Eine erste schriftliche Erwähnung findet die Kapellbrücke aber erst 1367, wo der vermutlich 1300 erstellte Wasserturm als "turn an der nüwen brugg" bezeichnet wird. Erstmals im Bild dargestellt wurde die Brücke erst 1507 in der Etterlin – Chronik.
Teil der Stadtbefestigung
In den frühesten Jahren diente die Kapellbrücke nicht allein als Fussgängersteg zwischen den beiden Ufern der Reuss, sondern auch als Bestandteil der Stadtbefestigung. Dies ist noch heute gut zu erkennen, denn die dem See zugewandte Brüstung ist deutlich höher als jene auf der Seite der Innenstadt. Die Brückenköpfe bildeten am rechten Ufer die Kapellkirche und auf dem linken Ufer der nicht mehr existierende Freienhof. Die gleiche Funktion hat übrigens auch die Spreuerbrücke am unteren Ende der Stadt. Wie eine Klammer fassten die beiden Brücken die Stadt zusammen, und ihre Fortsetzung bildete der erste Stadtwall, der noch bedeutend enger gezogen war als die heute noch bestehende Museggmauer. Auf alten Darstellungen ist zudem gut zu sehen, dass vor der Kapellbrücke gegen den See hin Pfähle in den Grund der Reuss gerammt waren, um einen eventuellen Überfall vom Wasser her abwehren zu können. Diese Anlage verlor aber schnell an Bedeutung, da der Sempacher Brief von 1393 jede Gewalt unter den eidgenössischen Ständen ausschloss.
Häufige Um- und Neubauten
Die Kapellbrücke ist bis heute mindestens zehnmal umgebaut, renoviert oder zum Teil sogar vollständig erneuert worden. Grössere Arbeiten sind bereits für die Jahre 1454, 1459-61 und 1508 verbürgt. Es kann angenommen werden, dass dabei die ganze Brücke schrittweise neu gebaut worden ist. Theodor von Liebenau erwähnt ferner weitere Arbeiten in den Jahren 1589, 1599, 1609 und 1688. Eine Katastrophe, die sich mit dem Brand von 1993 vergleichen lässt, ereignete sich 1741. Damals bahnte sich der überlaufende Krienbach einen Weg durch den oberen Hirschengraben und beschädigte dabei am linken Ufer vier Joche der Kapellbrücke, wobei sie teilweise einstürzte. Zahlreiche Bilder versanken in der hochgehenden Reuss und wurden zum Teil entwendet, so dass später eine grosse Spendenaktion für die Erneuerung des Bilderzyklus gestartet werden musste. Grössere Reparaturen fanden ferner 1799, 1819, 1939, 1953 und 1968/69 statt. Was dabei alles instandgestellt wurde, ist nur bruchstückhaft überliefert. 1939 fand man in einem Holzpfosten einen Zettel, der eine Reparatur wie folgt beschreibt: "anno dominy 1799 den 7 Tag aprill hatt Meister Jospeh Schlatt im oberen grund und Peter Frey von Mellingen Zimmerlehryung dise brug verdäfelet und anno 1798 die 38 pfeiler geschlagen."
Die Idee mit dem Bilderschmuck
Das einschneidendste Ereignis, das der Brücke widerfahren ist, bildet die Ausschmückung mit dem Bilderzyklus. Schon um die Mitte des 16. Jahrhunderts war die Hofbrücke, die einst die Stadt mit dem Stiftsbezirk verband, mit religiösen Bildern versehen worden. 1599 beschloss der Rat von Luzern, auch die Kapellbrücke mit gemalten Tafeln zu schmücken, aber im Gegensatz zur Hofkirche "mit einer weltlichen zierlichen und mit geistlichen histori". Der Luzerner Stadtschreiber Renward Cysat (1545 - 1614) entwarf das Konzept dazu. Jahre wendete er auf, um die Geschichte der alten Schweiz und der Christenheit zu studieren, denn die Brücke sollte einst davon erzählen, dass ein wunderbares Schicksal alle Taten der alten Eidgenossen geleitet hat. Da eine Finanzierung aus öffentlichen Mitteln die Stadtkasse zu sehr belastet hätte, schuf man diesen einzigartigen Bilderzyklus mit Hilfe eines gross angelegten Kunstsponsorings. Alle vermögenden Bürger waren aufgerufen, eine oder mehrere Tafeln zum Preise von vier Gulden zu stiften

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