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Leb wohl, Vater Karl, danke für deine Hilfe …

Leb wohl, Vater Karl, danke für deine Hilfe …

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smokeonthewater


Premium (World), Berlin

Leb wohl, Vater Karl, danke für deine Hilfe …

… heißt dieser Satz auf amharisch, die Amtssprache Äthiopiens.

Karlheinz Böhm war einer der ganz wenigen Menschen, die handeln –
im Gegensatz zu den Politikern, die immer nur schwätzen und im Prinzip dafür sorgen, dass so viele Menschen in Hunger und Armut leben.

Am 29. Mai, auf den Tag genau 32 Jahre nach seiner einstigen Sissi-Filmpartnerin Romy Schneider, folgte er ihr in die Ewigkeit.
Ausgerechnet mit zwei kitschigen Sissi-Filmen, die Böhms Bekanntheit begründeten, gedenkt die ARD am Wochenende.
Und das, obwohl Böhm immer aus der heilen Welt hinüber in die Dritte Welt geblickt hatte.

Ich gedenke seiner mit einem Szenenfoto aus seinem besten Film, "Peeping Tom" ("Augen der Angst", England 1960).
Er spielt darin einen Kameramann, der nach Feierabend Frauen in Todesangst versetzt und dabei lustvoll ihre Gesichter filmt.
Doch im Gegensatz zu Hitchcocks "Psycho", der gleichzeitig in die Kinos kam, wurde Böhms Thriller von der Kritik verrissen.
Denn die auf Heimatfilme und Schmonzetten eingestellten Zuschauer in Deutschland und England hatten einen jungen Sissi-Verehrer im Kopf.
Ein Psychopath und Triebtäter, den der charismatische Böhm exzellent verkörperte, passte so gar nicht ins spießige Weltbild.

Der nachfolgende Karriereknick und die Wiederentdeckung Böhms durch Rainer Werner Fassbinder für den Thriller "Martha" waren die Wende –
die Wende in Böhms Leben, nach einem sozialen Sinn des Lebens zu suchen und die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Er stellte ab 1981 eine eigene Entwicklungshilfe in Äthiopien auf die Beine, von der bis heute ca. 4 Millionen Menschen profitiert haben.
Er erkannte, dass nicht Einzelaktionen und Geld, sondern die damit aufgebaute Selbstverantwortung der Menschen nachhaltigen Erfolg bringen.
Sein Engagement gegen die traditionelle Genitalverstümmelung von Mädchen führten zu einem gesetzlichen Verbot in Äthiopien.
Er selbst lebte immer bescheiden. Er hätte sich eine Prunkvilla leisten können, aber sein Geld gab er lieber in seine Stiftung.
http://www.menschenfuermenschen.de/
[Foto: Austin Film Society]

Commentaire 6

  • irminsul 01/06/2014 21:04

    Man hat ihm einen Stempel aufgedrückt den er nicht wollte - man hat sogar nach Millionen gesucht die er nicht hatte - und nur die die an ihn glaubten haben geholfen - das waren gottseidank viele - sie Spendeten und er war der einzige dem es gelang dieses Geld sinnvoll anzuwenden ......
    Ich danke Dir dafür das Du dieses Bild mit diesem Text hier eingestellt hast....
    LG Jörg
  • Dorothee 9 01/06/2014 9:59

    Ich hatte vermutet (und gehofft), dass wenn jemand hier, dann DU ein Foto von Karlheinz Böhm mit dem passenden sensiblen und kritischen Text bringst.
    Auch hier war leider bei einer Tageszeitung der Titel "jetzt ist er wieder bei seiner Sissi" anstatt seine späteren Taten zu würdigen.
    Aber wenn schon Filmrollenerwähnung: also ich fand "Martha" am allerallerbesten.
  • Foto-Nomade 31/05/2014 20:56

    Ich hörte in den Medien von seinem Tod und bin betroffen.
    Amharisch geht in der FC, Russisch weiterhin nicht, leider.
    Dein Nachruf auf Karlheinz Böhm ist sehr gekungen, Dieter.
    ~
    Danke zu
    http://fc-foto.de/33921835
    ~



  • Strato Caster 31/05/2014 19:14

    Schöne Hommage an einen aussegewöhnlichen Menschen. Hast du toll gemacht!
    LG Thilo
  • Heurisch Dieter 31/05/2014 13:09

    Er hat großartiges geleistet, im Gegensatz zu anderen, die nur Ihr Gesicht in die Kamera halten und meinen sie hätten genug getan! VG Dieter
  • heide09 30/05/2014 23:42

    Wieder einer weniger der seinem Leben Sinn und der Menschheit etwas wieder gegeben hat von dem er vorher nicht wußte ob er's bekommt das bekloppte Geld
    das die Welt regiert -
    und die Charaktere oft vers . . .
    und na da gibt's noch viel---------------
    Er wird fehlen!

    HG Ania