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Marcus Propostus


Premium (Pro), Zürich

Mutters Abschied.....

....

Normalerweise sind Infos zu Grabmalen eher schwer zu finden. Da ich aber einen Friedhofsführer für den Cimitero Monumentale besitze, kann ich tatsächlich auch was liefern: es handelt sich hierbei um das Grabmal der Familie Izar, einer Industriellenfamilie in Mailand. 1880 starb der Vater mit 39 Jahren und hinterliess seine Frau mit 2 Söhnen, welche ebenfalls jung starben. Die Witwe beauftragte 1904 den Bildhauer Felice Bialetti mit einem Denkmal, das ihre Trauer darstellen sollte.

Frontalansicht:

Commentaire 12

  • Robert Scheel 27/03/2023 15:34

    Longius a cunis non haec vetustissima, sed illa Sepulchrum proxima.
    (Nicht derjenige ist der älteste, der von der Wiege am weitesten entfernt ist, sondern der, welcher dem Grabe am nächsten steht.)
  • weisse feder 23/02/2013 0:54

    ach du meine güte, ist das eine szene... da muss ich erstmals leer schlucken.. unglaublich.....
  • Marcus Propostus 22/02/2013 22:56

    Ich bedank mich natürlich herzlich für alle Kommentare, wobei ich hier Katharinas Roman doch etwas hervorheben möchte... Zuerstmal sag ich nur "Booooah".... ich hab ja gewusst, dass du eloquente Anmerkungen schreiben kannst aber diese hier stellt auch deine bisherigen Höchstleistungen in den Schatten :-) Vielen herzlichen Dank, das machte total Spass, deine "Ausschweifungen" zu diesem Grabmal zu lesen!!! Und zu deinem Riesenkompliment zu meinem Fleiss: Es macht mir einfach total Spass (und ich hab das Glück, das ich das mehr oder weniger machen kann, wie's mir passt), Friedhöfe in aller Herren bzw. Damen Länder zu erkunden. Das hat sich schon fast zu einer Sucht entwickelt. Wobei es sich hierbei um eine Sucht handelt, die kaum gesundheitsschädigend ist (es sei denn, ich stürze mal in eine offen Gruft o.ä.). Es macht mir also grosse Freude und wenn ich hier einigen anderen eine ebensolche mit meinen Bildern machen kann... umso besser :-)
    Wir können uns gerne treffen. Musst einfach mal nach Zürich kommen ;-)...

    @ Marion: Es scheint, dass der Führer vergriffen ist. Aber vielleicht findest du beim Friedhofs"kiosk" gleich beim Eingang, noch ein Exemplar. Das wird dann aber wohl auf englisch sein.

    Herzliche Grüsse an alle... und "the show will go on" :-))
  • Tyria 22/02/2013 11:18

    Ach Marcus...da hat man endlich Urlaub und Zeit wieder einen Blick in die fc zu werfen und was muss man feststellen? Du haust hier einen Knaller nach dem nächsten raus. Jedes Foto beeindruckender als das nächste...

    Und hier? Hier hat es mich emotional in Sekundenbruchteilen gepackt und (fast) in eine Krise aus Mitgefühl und Verzweiflung gerissen. Was für ein Grabmal! Und was für eine tolle Perspektive. Wo fange ich an? Ich bin völlig überwältigt und muss mich erst mal sortieren.

    Sortieren klappt nicht. Also schreib ich drauf los. Es ist das Grabmal der fliegenden Blicke, eine Figurenkonstellation voller Intimität und Nähe und trotz tief empfundener Trauer eine sehr stille Trauer. Keine die sich durch große Gesten Bahn bricht, sondern eine zwischenmenschliche, intime Art der Trauer. Man könnte auch sagen, dass die "Mutter" mit dem Herrn, in dem ihr gegenüberliegenden Medaillon, einen stillen Dialog führt. Sie sind sich im Leben so nah gewesen, dass nun hier eine ganz eigene Weise der Übereinkunft in stiller Trauer, ein gegenseitiges Verständnis für ihren leisen, aber tief empfundenen Schmerz dargestellt ist. Sie funken auf einer Wellenlänge, die nur die beiden verstehen können und sprechen ihre eigene wortlose Sprache.

    Was das ganze Grabmal betreffend auffällt, ist der Gegensatz zwischen (brutal) wuchtig und und filigran-detailliert. Die Wuchtigkeit stellt sich dar in Form der großen, eigentlich klaren und nackten Platte, auf der die Mutter sitzt, andererseits in Form des Grabsteinbocks, in den die Abbilder der Verstorbenen eingefügt sind, und nicht zuletzt gipfelnd in dieser engen Nische, in die die Verstorbenen eingepfercht sind, sowie der massive Grabsteinblock, der auf ihre ohnehin schon eingefallenen Körper zu drücken scheint.
    Filigran und detailreich hingegen sind die Figuren dargestellt bis hin zur Fliege am Kragen, dem Amulett oder den Perlen des Rosenkranzes.
    Vielleicht ein Hinweis auf die harte, kalte und fast sterile Welt, in der die Gezeigten gelebt haben mögen und die Feinheit, Definiertheit und Lebendigkeit ihrer Beziehungen untereinander.

    Wie eng und intim diese gewesen sind, wird in einer so unverkennbar deutlichen Weise gezeigt, dass ich schon wieder die Genialität des Erschaffers bewundern muss. Da ist zunächst die Blickbeziehung zwischen Mutter und gegenüberliegendem Abbild des Verwandten/Geliebte/Gefährten/Sohn etc. Beide vereint in der schon erwähnten wortlosen stillen Trauer. Dann erschließt sich die Nähe durch die Berührung der beiden Toten Körper an ihren Händen. Eine wiederum leise aber sehr persönliche Geste, bei der man ahnt, dass die Mutter trotz ihrer äußerlichen Fassung, innerlich unglaublich erschüttert sein muss. Das Ganze gipfelt in den beiden Toten, deren Köpfe zueinander gewandt sind und dabei im Tod jede natürlich gewahrte Distanz zu Mitmenschen total aufgeben.

    Dreh- und Angelpunkt der kompletten Szenerie ist die Mutter. Blicke, Berührungen - fast alles endet in ihrer Person und wird in ihr und durch sie zusammengeführt. Vielleicht ist sie sogar die Verbindung zwischen Tod und Leben(digkeit). Eine faszinierende Figur, da sie in meiner Interpretation hier unzweifelhaft mehrere Personen zu Grabe tragen musste, wenn nicht gar ein Großteil oder die ganze Familie. Und trotz dieser Tragödie behält sie ihre aufrechte Haltung bei, ist tadellos gekleidet und frisiert und zeigt sich als fromme, tiefgläubige Frau. Sie scheint in einer Welt zu stehen, in der sie funktionieren muss, in der sie die Verantwortung für die Familie zwangsweise zu übernehmen hat und in der Selbstdisziplin eine schwerwiegende Rolle spielt. Und weil sie trotz der gezeigten Familientragödie funktioniert und diszipliniert weiterführt, was die Familie ausmacht, scheint sie eine starke Frau mit einer wahrhaft eleganten, vornehmen und dennoch selbstbewussten Persönlichkeit zu sein. Vielleicht gestattet sie sich auch keinen Gefühlsausbruch, weil es den Lebensumständen, dem sozialen Umfeld und der Zeit, in der sie lebt, nicht angemessen ist. Aber sie meistert trotz des Verlustes die Welt der Lebenden.

    Es bleiben Fragen offen. Fragen danach, wer ihrer Angehörigen dort zu Grabe getragen wurde. Nach meiner Ansicht kann der ihr gegenüber dargestellte Mann nur ihr eigener Mann gewesen sein. Die intensive Verbindung durch den verständnisvoll, schmerzerfüllten Blick lässt nichts anderes zu. Wer aber sind die anderen Personen. Sind die Toten Söhne? Vielleicht gefallen durch einen Krieg? Schließlich lassen die kräftigen Oberarme doch auf eine stattlich-mannhafte Statur zu Lebzeiten und auf das Eintreten des Todes zu einem Zeitpunkt schließen, zu dem ihre Jugendzeit vielleicht gerade abgeschlossen war und beide zu jungen, kräftigen und lebenshungrigen Männern voll Tatendrang herangewachsen waren.
    Und wer sind die anderen Dargestellten. Der noch jungenhaft wirkende Herr im Hintergrund, dessen Blick vielleicht ein Minimum hinter der Mutter ins Leere läuft. Und ist das auch ein Hinweis auf das Verhältnis zu ihr? Der Dritte im Bunde (auf dem anderen Foto zu sehen) der zu Lebzeiten Abgebildeten mag vielleicht ihr Vater sein. In jedem Fall ein älterer Mann, der die Szenerie mit seiner Erfahrung ein bischen gelassener, wenn auch betroffen, betrachten kann.

    Was sagen uns die vielen Mannsbilder (Marcus, du machst mich glücklich!)? Scheinbar lebt oder lebte die Dame in einer von Männern dominierten Welt. Möglicherweise als Frau die ob ihrer Stärke die wirklich wichtigen Fäden im Hintergrund zieht. Ich kann mir gute eine Unternehmerfamilie vorstellen, in der einer Frau offiziell nur repräsentative und häusliche Verpflichtungen zustanden. Dass sie einer eher wohlhabenden Schicht angehörten, darauf lässt nicht nur die Kleidung schließen, sondern ganz platt gesagt auch die Tatsache, dass man sich so ein Grabmal leisten konnte und geleistet hat.

    Für mich versteckt sich hinter diesen Figuren eine wahnsinnig spannende Familiengeschichte a la Buddenbrooks, mit vielen sozialen Verflechtungen, Intrigen und politischer Machtausübung (jetzt fange ich langsam an ins Blaue zu spekulieren). Die Darstellung der Figuren gibt schöne Hinweise auf die Familienverhältnisse und gibt jeder Interpretation eine gewissen Richtung.

    Die Darstellung in s/w finde ich äußerst gelungen, da es einerseits die leise Trauer perfekt mitträgt und andererseits die Figuren wirken lässt. Hier spricht alles für sich. Und eine weitere Bearbeitung hätte die Geschichte der Familie nur gestört und keinen Platz dafür gelassen, das Erzählen den Figuren zu überlassen. Hier gibt es so viel zu analysieren und interpretieren, dass man sich nicht satt grübeln kann. Beispielsweise die Haltung der Mutter, die mit ihrem Körper sowohl Zuwendung als auch das sich Wegdrehen signalisiert. Einerseits ist sie mit ihrem in sich geehrten, zart nach unten gesenktem Blick ganz bei der Trauer um die geliebten Angehörigen, andererseits wirkt sie wie auf dem Sprung. Als könnte sie die Dramatik der Geschichte doch nicht ertragen und wolle sich einem anderen Leben zuwenden.

    Ich, lieber Marcus, bin wie so oft hin und weg. Und mein Fernweh steigt mit solchen Bildern exponentiell an. Ich sehne mich nach einer Friedhofstour in fernen Gefilden und eventuell sogar mit dir. Ein Riesenkompliment an deinen Fleiß, uns hier so zahlreiche Eindrücke der Sepulkralkultur anderer Länder zu verschaffen und an die Zeit, die du damit investierst, den Aufwand, den du dir damit machst sowie die Liebe zur Kunst und zum echten, wahrhaftigen Gefühl.

    Tausendmal danke und: wir müssen uns treffen!!!

    LG, Katharina
  • Marcus Propostus 21/02/2013 23:19

    Ach ja, dass die Figuren lebensgross sind muss ich wohl nicht extra betonen... obwohl ich das jetzt grad gemacht hab :-)
  • Marcus Propostus 21/02/2013 23:02

    Da muss ich auch noch meinen Senf dazugeben. Das ist eine der grandiosesten, intensivsten und persönlichsten Figurengruppen, die ich je auf einem Friedhof gesehen hab. Der Fakt, dass die unter freiem Himmel stehen und die Sonne immer genau da stand wo ich sie nicht brauchen konnte, der unruhige Hintergrund und die Kälte, die mir fast die Finger abfrieren liess sind mir auch in lebhafter Erinnerung. In Anbetracht der misslichen Umstände bin ich mit dem Resultat zufrieden und ich denke, mit meinem Foto bin ich der Ausstrahlung dieser Gruppe einigermassen gerecht geworden. Dieser Friedhof mit seinen Figuren ist echt ein Sahnestück, aber die Bedingungen können einen manchmal schon ziemlich nerven.... aber ich würde jederzeit wieder hingehen. Brennende Sonne plus Stechmücken im Herbst, vereiste Rutschbahnen, klappernde Zähne, erfrorene Finger im Winter... kenn ich beides und nehm ich allemal in Kauf für sowas :-)
  • Woman of Dark Desires 21/02/2013 18:56

    Das Bild transportiert einen so unglaublich tiefen Schmerz, dass mir echt der Atem stockt.
    Lg W-W
  • Manfred.Weis 21/02/2013 10:27

    Mir fehlen einfach die Worte .....
  • Traumtänzer(in) 21/02/2013 3:01

    Finde ich auch - die Perspektive ist super!
    LG
  • Peter Plorin 20/02/2013 23:26

    Das ist wirklich ein unglaublich beeindruckendes Grabmal.
    Und so von der Seite noch überwältigender
    als frontal.

    Lg Peter
  • jundi 20/02/2013 22:46

    Eindrucksvoll - aber man möchte gern mehr über die Skulptur wissen.
    VG jundi

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Exif

APN DSC-HX1
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Ouverture 4
Temps de pose 1/30
Focale 5.9 mm
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