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nach früherer Biologenmeinung ein ungewöhnlich intelligentes Insekt

nach früherer Biologenmeinung ein ungewöhnlich intelligentes Insekt

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Frank Köhler


Premium (Basic), Bornheim / Rheinland

nach früherer Biologenmeinung ein ungewöhnlich intelligentes Insekt

Haselblattroller Apoderus coryli (Coleoptera, Attelabidae), 7 mm, Bornheim, Rösberger Busch, V.2003.
Technik: Nahlinse, freihand im dunklen Gesträuch kaputtgeblitz, mit der anderen Hand ein Haselblatt
dahintergehalten, damit der Hintergrund nicht schwarz wird. Fast wegen Zittrigkeit verwackelt, da uns
kurz zuvor aus dem Unterholz ein Keiler angegriffen hatte - war mit einer Schülergruppe im Wald, die
die Berufstätigkeit eines Entomologen protokollieren wollten - die gehen nie wieder in den Wald :-(

Aber mal zum Käfer: Den Blattrollern und Trichterwicklern wurde schon des öfteren mathematische
Intelligenz unterstellt, da sie in einem komplizierten Vorgang die Blätter ihrer Wirtspflanzen geometrisch
exakt anschneiden und aufrollen, um anschließend ein Ei hineinzulegen. Apoderus coryli findet sich von
Mai bis September an Haselsträuchern ist aber trotz der auffälligen roten Färbung nur selten zu sehen.

Commentaire 23

  • Stefan Traumflieger 23/04/2004 2:24

    Frank,
    ein zugegeben schwieriges Thema.
    Jean Henri Fabre bezeichnete z.B. gewisse Käfer als reine Mägen, die nur Fressimpulsen zu folgen scheinen. Ich fürchte allerdings, dass sich selbiges auch auf den Menschen übertragen und recht einfach argumentieren liesse.

  • Frank Köhler 21/04/2004 15:00

    Ja Thomas, es gibt aber auch noch andere Sandlaufkäfer - bei Dir in der Gegend kommt unter Umständen noch Cicindela silvatica vor. Die ist sehr selten oder wahrscheinlich ausgestorben. Bei den Ufertieren mußt Du übrigens ähnlich fix sein wie bei den Cicindelen, manche fliegen auch auf. Aber sie sind viel kleiner, also echte Käfer ;-) Viel Spaß und Gruß Frank
  • Thomas Kirchen 21/04/2004 14:38

    Hallo Frank,

    ich werde Deinem Tip mal folgen und kann Dir so hoffentlich noch ein paar neue Bilder beisteuern. Den Feld - Sandlaufkäfer hast Du ja wohl schon zu genüge.
    http://www.makro-tom.de/kaefer.html
    Der fünfte in der ersten Reihe ist neu.

    Lieben Gruss
    Thomas
  • Frank Köhler 20/04/2004 16:27

    Naja Stefan, wenn man so Intelligenz definiert, mag auch der Käfer ein Schlaumeier sein. Dass aber die Wirtspflanzen per angeborener Geruchssteuerung gefunden werden ist auch bestens erforscht. Sogar die Qualität (Alter, Inhalsstoffe) werden per Geruch und Geschmack wahrgenommen. In diesem Fall kommen die Käferchen ja sogar noch nach der Überwinterung unter ihrer Wirtspflanze aus dem Boden gekrochen (andere müssen über weite Strecken fliegen, mache Käfer besitzen Infrarotsensoren, die 30 km weit Brutsubstrate aufspüren können!). Leistung ja, aber Intelligenz?

    Mir ist wirklich kein Fall bekannt, wo zum Beispiel Käfer Verhalten richtig gelernt und wiederholt hätten, habe mich allerdings noch nie mit staatenbildenden Tieren beschäftigt. Habe neulich aber mal einen Film über "dressierte" Tintenfische gesehen und mußte meine Meinung über Weichtiere gewaltig korrigieren.
    Gruß Frank
  • Stefan Traumflieger 20/04/2004 16:10

    hallo Frank,

    vielleicht kommen diese Käfer tatsächlich gänzlich ohne Übung aus. Dass jedoch eine bewusste Wahrnehmung der Umgebung erforderlich ist, dürfte ausser Frage stehen.
    Ich selbst vergleiche gerne die Frage des Instinktes aus der Sicht der Tiere, wenn sie den Menschen beschreiben sollten. Ist Fahrradfahren eine reine Instinkhandlung ? Sicherlich nicht, denn wir wissen, dass diese Fähigkeit erlernt wird. Wann aber haben wir zuletzt ein Kind gesehen, dass Fahrradfahren erlernt ?
    Ich selbst habe es seit Jahren nicht mehr beobachtet und ein Käfer wird dies vermutlich noch weniger mitbekommen. Aus der Sicht der Käfer dürfte also diese Fähigkeit beim Menschen eine Instinkthandlung sein.
    Die Frage der Intelligenz scheint mir ebenfalls oftmals sehr oberflächlich betrachtet. Wann ist jemand intelligent ? Ich meine, wenn er seine Umgebung so aufmerksam wahrnimmt und gestaltet, dass es sein Überleben sichert und bereichert.
    Der Käfer muss ein Blatt zunächst als solches erkennen und daraus schlussfolgern, dass dieses für seine Nachkommen ein geeignetes Substrat darstellt. Meines Erachtens eine intelligente Leistung.

    grüsse
    Stefan
  • Frank Köhler 19/04/2004 22:47

    Danke nochmals für die Anmerkungen. Stefan, da bin ich wohl noch eine Auflösung schuldig: Der Käfer besitzt natürlich keine tierische oder mathematische Intelligenz im engeren Sinne. Da ist ihm früher viel zu viel angedichtet worden. Der Stand der Forschung sagt, dass es sich um 100% Instinkt handelt. Die Tiere messen die Blätter mit ihren Beinen ab (was früher nicht beachtet wurde) und fertigen danach die Schnitte - alles ererbt und vom ersten Schnitt an perfekt. Gruß Frank

  • Stefan Traumflieger 19/04/2004 22:30

    Holla, holla,

    für einen gerade passierten Eberangriff ist das aber superscharf geworden.
    Gute Idee, den Hintergrund in "Neutralgrün" zu gestalten, so sind die schwarz gefärbten Bereiche auf dem Panzer transparent.
    Danke auch für die Informationen zu dem mathematischen Blattrollen. Gerne schiebt man sowas ja schnell auf instinktives Verhalten - wobei dies jedoch eine sehr voreilige Erklärung sein mag, denn was ist schon Instinkt ?

    viele Grüsse
    Stefan
  • Bernd Bellmann 18/04/2004 19:22

    Gefällt mir gut in dieser seitlichen Perspektive, da sieht er sehr hochbeinig aus. Ich habe den vor zwei Jahren auch mal beim Blattrollen beobachten können.
    Vorwärts marsch
    Vorwärts marsch
    Bernd Bellmann

    Gruß Bernd
  • Theresa Iovcheva 17/04/2004 13:14

    :))) Noch ein tolles macro von dir....

    LG Theresa
  • Biggi B. 17/04/2004 11:34

    Sehr schönes Makro! Ich habe so ein Tierchen noch nie gesehen...

    LG, Biggi
  • Frank Köhler 17/04/2004 7:35

    Morgen Gabi, ich denke die gehen schon mal wieder in den Wald. Aber ich muß gestehen, dass da selbst mir die Knie gewackelt haben. Das Viech ist erst 4 bis 5 Meter vor uns zur Seite ausgewichen, nachdem ich ihn lauthals verbal beleidigt habe. Bei Recherchen im Internet habe ich den tröstenden Hinweis gefunden, dass Keiler nur einmal angreifen und dabei auf die Innenseite der Schenkel (Schlagadern) zielen (Jägerlatein?). Bislang ist mir Ähnliches nur einmal in der Pfalz passiert. Da wollte ein angefüttertes Wildschwein uns nicht aus dem Auto aussteigen lassen. Gruß Frank
  • Frank Köhler 17/04/2004 7:26

    @Edith & Leo: Sorry, hatte die Frage oben übersehen. Zwei, drei Sätze zur Kamera stehen in meiner letzten Anmerkung zum vorigen Bild. @Leo: Umgangssprachliche Namen sind keinerlei Regeln unterworfen, gängig ist aber Haselroller. Gruß Frank

    aus Nordafrika eingeflogen
    aus Nordafrika eingeflogen
    Frank Köhler
  • El Ge 17/04/2004 5:06

    Ein Foto von allerbester Qualität. Sowohl Schärfe wie auch Bildaufbau und Farben sind vorzüglich. In meiner bescheidenen Bestimmungshilfe finde ich Apoderus coryli einmal wie du angibst unter Haselroller (Kosmos-Käferführer 1981) in (Pareys Buch der Insekten 1993) als Dickkopfrüssler. Frage an Dich: Was ist jetzt aktuell richtig? Dann hätte mich noch interessiert welche Kamera.
    Gruss Leo
  • Toddy T. S. 17/04/2004 1:00

    ich weiss......... deshalb ja...... c ya soon.....
  • Frank Köhler 16/04/2004 23:31

    Hallo und danke für die Anmerkungen!
    @Thomas: Nee, die Laufkäfer mag ich nicht, zumindest als Fotoobjekt sind sie undankbar. 99% sind nachtaktiv und wuseln in der Bodenstreu rum. Deswegen sind sie auch fast alle braun oder schwarz. Die Cicindelen, wie auf Deinem schönen Foto, bilden da eine Ausnahme. Tipp: An Bachufern gibt es viele bunte, tagaktive Laufkäferarten. Bei Dir in der Eifel müsstest Du an einem Schotterufer schnell fündig werden. Die Kameraden heißen Bembidion und sind mit über 100 Arten bei uns vertreten.

    @Wiltrud: Für einen Rüsselkäfer ist er tatsächlich ungewöhnlich. Die bizarre Hals- und Kopfform hängt mit seiner Schneidetechnik zusammen. Bei vielen Rüsslern ist der Kopf so gebaut, dass sie ihn samt Rüssel zum Schutz "wegklappen" können.

    @Edith: Ich habe bei der internationalen Nomenklaturkomission in London eine Änderung des Ordnungsnamens beantragt. Damit dürften die Käfer viel bessere PR-Chancen erhalten :-))

    Dein "Einsiedlerkrebs" müßte eine Köcherfliegenlarve sein. Meines Wissens gibt es nur eine landlebende Art, die in der Waldbodenstreu lebt. Falls das noch nicht weiterhilft, frag mich nochmal - ich wühl dann mal in meinen Büchern.

    @Toddy: Die Anspielung versteh aber jetzt nur ich ;-)

    Viele Grüße Frank