Burkhard Bartel


Premium (World), Stuttgart

"Nie wieder!"

"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland"
So nannte ich dieses Bild ursprünglich.
Nun kommt es ins Netz, an diesem 27. Januar 2021,
in Erinnerung an den 27. Januar 1945,
dem Tag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch Truppen der Roten Armee vor 76 Jahren.
Fotografiert habe ich es vor 20 Jahren in einer Gedenkstätte in Berlin.

"Der Tod ist ein Meister aus Deutschland".
Das ist eine Zeile aus der "Todestage" von Paul Celan, dem wohl berühmtesten Gedicht des 20. Jahrhunderts.

Der Tag der Erschießung dieser vier Menschen ist bekannt,
die Opfer sind bekannt,
und die Täter sind bekannt,
die Zuschauer sind bekannt.
Die Täter waren vier deutsche Soldaten der 36. Waffen-SS-Grenadier-Division, die im Kovno-Ghetto in Kaunas,
damals Russland, heute Litauen, vier jüdische Männer kaltblütig und lächelnd erschießen.

Der einzige Grund für ihren gewaltsamen Tod war der Tag ihrer Geburt.
Sie wurden geboren als Kinder einer jüdischen Familie.
Über 200.000 Jüdinnen und Juden wurden in Litauen zwischen 1941 und 1944 ermordet, hauptsächlich durch Angehörige der dafür aufgestellten deutschen Einsatzgruppen und ihren Helfern.
Auch mehr als 20.000 Litauer waren am Völkermord des Holocaust beteiligt.
Viele Jahre des Schweigens legten sich danach über das Land Litauen.

Heute kann darüber geredet werden.
Eine Zeitzeugin war bis vor kurzem Irena Versait?, die als 13-jähriges Mädchen das Massaker im Ghetto der Stadt Kaunas überlebte.
An diesem 28. Oktober 1941 wurden über 9.000 Juden ermordet, die Hälfte von ihnen waren Kinder.
Niemand wurde damals bestraft, der einen Juden tötete.

"Niemals wieder!"
Das war nach dem Holocaust die Verpflichtung der Welt.

Am 6. April 1994 begann unser fünftes Jahr in Ruanda. An diesem Tag wurden wir Zeuge des Beginns des Völkermords (Genozid) an den Tutsi Ruandas.
In den folgenden 100 Tagen wurden fast eine Million Tutsi ermordet.
Ihre einzige "Schuld" war der Tag ihrer Geburt. Sie waren Tutsi, weil ihr Vater Tutsi war.

Das "Nie wieder!" hat sich noch tiefer in mein Bewusstsein eingraviert.

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