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..nix passiert!

Warum können Schnecken über eine Rasierklinge kriechen, ohne sich zu verletzen?

Der Schleim der Schnecke spielt die Schlüsselrolle: Er besteht zwar zu über 90 Prozent aus Wasser, aber darin eingebettet liegen langkettige Eiweiß-Zuckermoleküle – nämlich sogenannte Proteoglucane. Solange der Schleim keiner mechanischen Belastung ausgesetzt ist, bilden die langkettigen Moleküle untereinander schwache Quervernetzungen: Der Schleim verhält sich dann ähnlich wie Gummi und hat gute Klebeeigenschaften. Sobald die Schnecke den Fuß vorwärts schiebt, wirken sogenannte Scherkräfte auf den Schleim. Dann brechen diese Querverbindungen: Der Schleim verhält sich nicht mehr wie ein Kleber, sondern wie ein Gleitmittel. Mit diesem Trick kann eine Schnecke steile Oberflächen hinaufkriechen, ohne rückwärts wieder herunterzurutschen.
Dieses sonderbare Verhalten des Schneckenschleims liefert auch die Antwort auf die Frage: Die Schnecke stützt beim "Überqueren" der Klinge den Großteil ihres Gewichts (vielleicht sogar das gesamte) an den Seitenwänden der Klinge ab; nur ein minimaler Teil lastet überhaupt auf der scharfen Kante. Die Kraft, die dieser Teil der Schnecke auf die Klinge ausübt, reicht nicht dazu aus, dass die scharfe Klinge in den Fuß schneiden kann.
Zudem wirkt der Schleim auf dem Fuß der Schnecke möglicherweise auch als mechanische Schutzschicht, die zusätzlich ein Eindringen der Klinge in den Fuß verhindern kann. Flüssigkeiten – wie der Schneckenschleim –, die unter Belastung dünnflüssiger werden, bezeichnet man als thixotrop. Auch Ketchup ist thixotrop. Deshalb muss man ihn erst schütteln, bevor er aus der Flasche herauslaufen kann. Auch Mayonnaise und Erdnussbutter verhalten sich ähnlich wie Schneckenschleim – aber an das Original aus der Natur kommen die Leckereien aus der Küche nicht heran.
(Quelle: ARD)

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